1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Neues Google-Institut in Berlin

17. Februar 2011

Google plant ein Zukunftsinstitut in Berlin, um Internet und Gesellschaft zu erforschen. Das verkündete Google-Chef Eric Schmidt an der Humboldt-Uni in Berlin - nicht die einzige Überraschung seines Deutschlandbesuchs.

https://p.dw.com/p/R1iK
Google-Logo auf einem Stuhl (Foto: ap)
Google - Deutschlands neue Jobmaschine?Bild: AP

Der derzeitige Google-Chef Eric Schmidt trägt deutsche Wurzeln in seinem Namen. Das erklärt aber noch lange nicht, warum der buchhalterisch, zurückhaltend wirkende Lenker des Internet- und Medienkonzerns aus Kalifornien geradezu euphorisch über den Industrie- und Innovationsstandort Deutschland schwärmt. "Die Überwindung der Weltwirtschaftskrise 2009, der Boost des Wirtschaftswachstums in Europa und vor allem Asien, all das hat die Welt der innovativen Kraft deutscher Industrieunternehmen zu verdanken", sagt Schmidt.

Kein Zufall also, dass "Mister Google" vor einer Vielzahl von Studenten und Journalisten der deutschen Hauptstadt verkündete: Google und Deutschland sind ein gutes Team - und es erscheint mehr als eine höfliche Geste des amerikanischen Gasts.

Zukunftsinstitut in Berlin - Stadt "kritischer Denker"

Google-Chef Eric Schmidt (Foto: dapd)
Der scheidende Google-Chef Schmidt hat den Industriestandort Deutschland entdecktBild: AP

Mehr als 1000 neue Jobs will Google in Europa schaffen, ein Großteil an seinen Vertriebs- und Entwicklungsstandorten Hamburg und München. In Berlin soll schon 2011 ein Millionen Euro schweres Forschungsinstitut entstehen, das die Veränderungen des Internets auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft wissenschaftlich erforscht und debattiert. Deutschland sei für dieses Institut genau der richtige Standort, denn die Innovationskraft des Landes habe sich vor allem durch die aktive gesellschaftliche Debattenkultur weiterentwickelt.

Schwerpunkte des Instituts sollen Internet-Innovationen und die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen einer globalen Wissensgesellschaft sein. Weitere zentrale Fragen: Wie verändern mobile Endgeräte wie Smartphones unser Kommunikationsverhalten? Wie kann die Technik zum digitalen Assistenten werden, der berät aber nicht stört. Auch zur Standortwahl Berlins, ein Lob: "Berlin ist ein Ort kritischer Denker, die brauchen wir". Partner sollen die Hochschulen und Forschungsinstitute der Region sein. Außer die Humboldt-Universität Berlin scheint hier aber noch kein Partner als gesetzt. "Ich glaube, dass macht das Internet stärker, das macht das Verständnis der deutschen Gesellschaft vom Netz stärker und das macht Google stärker". Das Auditorium lacht, als bei der Verkündung der Google-Expansion in Deutschland das Mikrofon Schmidts versagt. Der nimmt es gelassen: "Das ist bestimmt keine Markenqualität aus Deutschland", scherzt er, bevor er bei der Aufzählung seiner Expansionspläne fortfährt.

Google freundet sich mit dem "German Mittelstand" an

Google will enge Bande mit dem "German Mittelstand" schließen. Also just jenen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die nicht erst seit der zurückliegenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise wieder als starkes Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft gelten. Die Google Kampagne "10.000 Small Business Initiative" soll eine Lücke schließen, sagt Schmidt: "Wir alle wissen, dass vor allem kleine Unternehmen die Arbeitsplätze der Zukunft schaffen".

Google-Chef Eric Schmidt (Foto: dapd)
Schmidt: "Ich liebe deutsche Universitäten"Bild: AP

Dabei nutzten gerade diese innovativen Keimzellen der deutschen Wirtschaftskraft, die meist deutlich weniger als 500 Beschäftigte und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz machten, besonders selten internet-basierte Technologien für ihren Verkaufserfolg. Als Beispiel nannte Schmidt E-Commerce Shoplösungen. "Wir wollen, dass kleine und mittlere Unternehmen die Möglichkeiten und Vorteile besser nutzen können", sagt Schmidt, ohne zu verhehlen, dass Google sich auch hier nachhaltigen Erfolg verspricht.

Enge Bindungen an den Firmeninhaber oder Familienunternehmer, hohe Eigenkapitalquoten und vorausschauende Investitionsentscheidungen, all das macht diese KMUs zu attraktiven Partnern für das einstige Internet-Startup Google, das aktuell rund 196 Milliarden Doller wert sein soll.

Bereits im April 2011 wird Eric Schmidt seinen Chefposten bei Google räumen. Mitbegründer Larry Page soll dann die Amtsgeschäfte übernehmen, Schmidt in die zweite Reihe treten. Als Verwaltungsratschef will er dann als Google-Botschafter um die Welt reisen. Was der Milliardär danach vorhat, ist noch nicht bekannt. Nicht ausgeschlossen, dass der Deutschland-Fan Schmidt zurückkehrt, denn Berlin schätzt er als eines der kreativsten Zentren der Welt. Am Ende einer langen, teilweise auch langatmigen Debatte im Berliner Auditorium, verabschiedet Schmidt sich mit den Worten: "Ich liebe deutsche Universitäten."

Autor: Richard A. Fuchs (mit dpa, afpd)
Redaktion: Kay-Alexander Scholz