1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Google+ startet Angriff auf Facebook

29. Juni 2011

Google will Facebook Konkurrenz machen: Mit seinem neuen Dienst Google+. Es ist der bislang ambitionierteste Versuch von Google, auf den Zug der sozialen Netzwerke aufzuspringen.

https://p.dw.com/p/11lVg
Der Suchmaschinen-Gigant Google hat mit dem Dienst "Google+" (Screenshot) einen Facebook-Konkurrenten gestartet. Anders als bei Facebook werden die Kontakte bei Google+ von Anfang an je nach Vertrautheit in verschiedene «Circles» («Kreise») eingeteilt: Etwa Freunde, Familie, Kollegen oder nur Bekannte. Der Dienst ist der bisher ambitionierteste Versuch, alte und neue Google-Angebote um das soziale Leben der Nutzer zu bündeln. Foto: Google dpa (zu dpa 0589) usage Germany only, Verwendung nur in Deutschland
Informationen gezielter teilen: "Circles" das Herzstück von Google+Bild: picture-alliance/dpa
In this photo taken July 8, 2010, Google Inc. CEO Eric Schmidt, right, and Google co-founder Larry Page are seen at the annual Allen & Co. Media summit in Sun Valley, Idaho. Page is taking over as CEO in an unexpected shake-up that upstaged the Internet search leader's fourth-quarter earnings Thursday, Jan. 20, 2011. Page, 37, is reclaiming the top job from Schmidt, who had been brought in as CEO a decade ago because Google's investors believed the company needed a more mature leader. (Foto:Nati Harnik/AP/dapd)
Neuausrichtung: Google-Mitgründer Larry Page (l.) löste Eric Schmitt als CEO abBild: dapd

Noch ist Google+ nur in einer Testversion zugänglich – und auch das lediglich für eine begrenzte Anzahl von Usern. Aber das Interesse von Netzwelt und Werbewirtschaft an dem bislang ambitioniertesten Vorstoß von Google auf das Feld der sozialen Netzwerke ist enorm.

Das zentrale Element dabei heißt "Circles". Es handelt sich hierbei um selbst definierte Gruppen, mit denen User verschiedene Inhalte teilen können. "Wir glauben, dass die Menschen in sehr vielfältiger Weise kommunizieren", schrieb Google-Manager Vic Gundotra in einem Blog-Beitrag zum Start des neuen Dienstes. Der aus Indien stammende Verantwortliche für soziale Dienste bei Google fuhr fort, andere soziale Netzwerke machten es den Nutzern schwer, Dinge nur einer bestimmten Gruppe von Menschen mitzuteilen. Das soll hier anders sein: Was für die Familie bestimmt ist, müssen die Arbeitskollegen nicht erfahren. Und Menschen, mit denen man nur ein Hobby teilt, sollen nichts über das Liebesleben lesen. Bei anderen sozialen Netzwerken sind Statusmeldungen für sämtliche "Freunde" sichtbar, ohne klare Differenzierung.

Google+ bietet ferner eine neue Videochat-Funktion namens "Hangout". Bis zu zehn Gruppenmitglieder können gleichzeitig miteinander plaudern – vorausgesetzt sie haben entsprechend schnelle Internet-Verbindungen. Dazu kommt eine "Huddle" genannte Gruppenbenachrichtigungsfunktion. Neu ist auch "Sparks", eine Mischung aus Suchmaschine und Rohstofflieferant für Netzgeflüster.

Google ins Hintertreffen geraten

An official White House handout picture dated 17 February 2011 of US President Barack Obama (2ndL) talking with Facebook CEO Mark Zuckerberg (3rdR) before a dinner with Technology Business Leaders in Woodside, California, USA. President Obama held a dinner to talk job creation and education with a team of Silicon Valley executives and leaders. EPA/PETE SOUZA BEST QUALITY AVAILABLE +++(c) dpa - Bildfunk+++
Selbst der US-Präsident machte Facebook seine AufwartungBild: picture alliance / dpa

Nach den weitgehend gefloppten Diensten Google Buzz und Google Wave versucht der Internet-Gigant mit Google+ erneut, im Bereich der sozialen Netzwerke Fuß zu fassen. Das ist für die Zukunft des Unternehmens aus dem kalifornischen Mountain View dringend notwendig: Im letzten Dezember veröffentlichte das Online-Forschungsunternehmen Experian Hitwise Zahlen, die in der Google Zentrale den Managern Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben dürften: Facebook hatte Google auf der Hitliste der beliebtesten US-Internetseiten im Jahr 2010 anscheinend den ersten Rang abgelaufen. Mit 8,9 Prozent aller Seitenaufrufe in den USA lag das soziale Netzwerk deutlich vor dem Suchmaschinen-Betreiber. Der kam nur noch auf 7,2 Prozent.

Facebook beliebter als Google

Auf dem Spiel steht für Google der Status des wichtigsten Zugangspunktes zum Internet. Dazu kommt: Suchmaschinen durchsuchen zwar das gesamte Netz, aber aus sozialen Netzwerken werden sie zumeist ausgesperrt. Je mehr sich User also in Netzwerken äußern, desto mehr entgeht Google Material für das Füttern seiner Algorithmen.

Noch gefährlicher für Google ist: User stellen ihre Fragen vermehrt nicht mehr an die Suchmaschine. Sie fragen ihre Netzwerke und folgen den Empfehlungen ihrer Kontakte.

Aufbau eines sozialen Netzwerks oberste Priorität

Frau mit Strichcode auf der Stirn. ullstein bild - Imagebroker.net
Geschäftsmodell des Internetzeitalters: Der gläserne User für zielgenaue WerbungBild: ullstein bild - Imagebroker.net

Bereits 600 Millionen Menschen sind Mitglied beim größten Netzwerk Facebook. Nach Informationen des "International Herald Tribune" verbrachten sie dort im Mai durchschnittlich 375 Minuten. Damit häuft Facebook einen gigantischen Datenschatz an, der von der Werbewirtschaft für höchst individuell zugeschnittene Werbung genutzt wird. Im Vorfeld des angestrebten Börsengangs von Facebook wurde bereits von einem Börsenwert von rund 100 Milliarden Dollar gesprochen. Das ist mehr, als Deutsche Bank, Deutsche Post und Lufthansa zusammen wert sind. Die etwa 313 Millionen Aktien von Google sind aktuell rund 107 Milliarden Euro wert.

Auf die erfolgreiche Aufholjagd der sozialen Netzwerke hat Google im vergangenen Jahr mit großangelegten Veränderungen reagiert: Eric Schmitt wurde als CEO von Google-Mitgründer Larry Page abgelöst. Page hat dem Aufbau eines sozialen Netzes Priorität eingeräumt. Sogar die Bonuszahlungen an die Angestellten wurden an die Schaffung eines Netzwerks geknüpft. Wann das neue Google+ der Allgemeinheit zugänglich ist, ließ der Konzern offen.

Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Klaus Dahmann