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Gorleben rüstet sich für den Atomtransport

5. November 2010

Nach zwei Jahren Pause rollt wieder hoch radioaktiver Atommüll Richtung Wendland. Der Castor-Transport startete im französischen Valognes nach Deutschland. Atomkraftgegner haben zahlreiche Protestaktionen angekündigt.

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Castor-Transport auf nordfranzösischem Bahnhof (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Von diesem Freitag (05.11.2010) an bis Sonntag soll die strahlende Fracht rund 1000 Kilometer quer durch Frankreich und Deutschland rollen. Voraussichtlich am Montag wird der Zug das Atommülllager im niedersächsischen Gorleben erreichen. Die Ankunft könnte allerdings durch die geplanten Proteste verzögert werden.

"Widerstand kennt keine Grenzen"

Bereits kurz nach dem Start in Frankreich ist der Castor-Transport von Atomkraftgegnern blockiert worden. In der Nähe von Caen hätten sich vier Demonstranten an die Gleise gekettet, teilte ein Polizeisprecher mit. Insgesamt seien an der Aktion rund 30 französische Aktivisten beteiligt gewesen. Die Gruppe habe ein Spruchband entrollt, auf dem deutsch und französisch stand: "Unser Widerstand kennt keine Staatsgrenzen!"

Der Atommüll, der von Frankreich nach Deutschland transportiert wird, stammt ursprünglich aus deutschen Atomkraftwerken. Er wurde in der französischen Anlage La Hague wiederaufbereitet. In dem Verfahren werden hochgiftiges Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennelementen abgetrennt. Der Müll wird zurück nach Deutschland gebracht. Um das Material zu transportieren, benötigt man so genannte Castor-Behälter. Castor ist die Abkürzung für "cask for storage and transport of radioactive material", zu deutsch: Behälter für Lagerung und Transport radioaktiven Materials". Im Zwischenlager Gorleben werden sie nebeneinander in Hallen aufgestellt.

Polizei erwartet Massenproteste

Gegen den Transport haben Atomkraftgegner schon immer mobil gemacht. Jetzt, nach den Beschlüssen der Bundesregierung, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke zu verlängern, wird mit besonders heftigen Protesten gerechnet.

Atomkraftgegner demonstrieren am 05.11.2010 im niedersächsischen Lüchow, Kreis Lüchow-Dannenberg, gegen den Castor-Transport (Foto: dpa)
Zehntausende Menschen werden zu Demonstrationen erwartet, die ersten sind schon auf der StraßeBild: picture-alliance/dpa

Die Atomkraftgegner erwarten bis zu 30.000 Demonstranten allein im Kreis Lüchow-Dannenberg, wo Gorleben liegt. 16.500 Polizisten sollen für Sicherheit und Ordnung sorgen. In der Region gab es bereits die ersten Demonstrationen. Doch auch an der Wegstrecke quer durch Deutschland wird mit Protestaktionen und Versuchen gerechnet, den Zug in seiner Fahrt aufzuhalten.

Wer bezahlt die Kosten?

Angesichts der hohen Kosten für den Polizeieinsatz forderten die Deutsche Polizeigewerkschaft und der Bund der Steuerzahler die Energiekonzerne auf, sich an den Kosten für den Atommüll-Transport zu beteiligen. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, forderte eine Sicherheitsgebühr von 50 Millionen Euro von den Atomkonzernen. "Es ist nicht hinnehmbar, dass die Atomindustrie jedes Jahr Milliarden-Gewinne einstreicht, die Kosten für die Sicherheit beim Transport von Atommüll aber beim Steuerzahler ablädt." Nach Angaben von Wendt kostet der Castor-Transport den Steuerzahler weit über 50 Millionen Euro.

In Gorleben wird der radioaktive Müll zwischengelagert. Dort stehen bereits 91 Castor-Behälter. ebenfalls in Gorleben will die Bundesregierung erkunden, ob der unterirdische Salzstock geeignet ist, den strahlenden Abfall sicher endzulagern. Ein funktionierendes Endlager gibt es noch nicht.

Autor: Martin Muno (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Stephan Stickelmann/Ursula Kissel

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