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Größte Firmenpleite in der US-Geschichte

22. Juli 2002

Der US-Telekomkonzern WorldCom und seine aktiven Tochterfirmen haben bei einem New Yorker Konkursgericht Insolvenzantrag gestellt. Die Firmenpleite übertrifft das Insolvenzverfahren des Energiehändlers Enron bei weitem.

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Der zweitgrößte US-Konzern für Ferngespräche ist in einen Falschbuchungsskandal verwickelte und hat mehr als 30 Milliarden US-Dollar Schulden. WorldCom hat nun im Rahmen des US-Konkursrechtes Schutz vor seinen Gläubigern gesucht. Dies erlaube der Gesellschaft ihre Geschäfte weiter zu betreiben, während an einem Reorganisationsplan gearbeitet werde, teilte der Telekom-Riese in Clinton, Mississippi mit. Die ausländischen Tochtergesellschaften seien nicht an dem Konkursverfahren beteiligt und würden ebenfalls normal weiter operieren.

Aktionäre dürften leer ausgehen

WorldCom hatte mit Hilfe von Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar für das Jahr 2001 und das erste Quartal dieses Jahres hohe fiktive Gewinne verbucht. Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat WorldCom verklagt. Das US-Justizministerium, die SEC und mehrere Kongressausschüsse untersuchen das Unternehmen. Und: es laufen auch Klagen von WorldCom Anleihebesitzern.

WorldCom ist in mehr als 65 Ländern aktiv und hat nach der Entlassung von 17.000 Beschäftigten noch mehr als 60.000 Mitarbeiter. Die Gesellschaft hat 20 Millionen Telefon- und Tausende von Unternehmenskunden und betreibt daneben das weltgrößte Internet-Netzwerk. Die WorldCom-Aktien sind von 64,50 Dollar im Jahr 1999 auf nur noch neun Cent abgestürzt. Die WorldCom-Aktionäre dürften bei dem Konkursverfahren völlig leer ausgehen, erklärten US-Rechtsexperten.

Arrangement mit Banken

WorldCom hat eine Vereinbarung getroffen, um eine vorrangige Finanzierung von bis zu zwei Milliarden Dollar zu arrangieren. Die Gesellschaft hat bereits eine Zusage für 750 Millionen Dollar dieses Betrages von der Citibank N.A., der J.P. Morgan Chase Bank und der General Electric Capital Corporation erhalten. Diese sofortige Geldquelle erlaubt es dem Unternehmen, seine Geschäfte normal weiter zu betreiben, während es sich auf seinen neuen strategischen Plan konzentriert, seine Finanzen restrukturiert, die Schulden verringert und seine Bilanz stärkt.

Ethik

Das Konkursverfahren ermögliche es dem Unternehmen, die höchsten Werte für die Gläubiger zu schaffen, Mitarbeiterstellen zu erhalten, weiter Qualitätsservice zu bieten und seine Rolle in der nationalen Sicherheit Amerikas beizubehalten, versicherte WorldCom-Chef John Sidgmore. WorldCom werde aus dem Konkursverfahren "so schnell wie möglich herauskommen". Sidgmore war erst vor wenigen Monaten WorldCom-Chef und Nachfolger des langjährigen Konzernchefs Bernie Ebbers geworden. Er versprach, dass WorldCom mit höchster Ethik operieren wolle. dpa/(fro)