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Grüne Architektur auf Welttournee

Jennifer Abramsohn (mg)9. August 2004

In der ökologischen Architektur übernimmt Deutschland seit geraumer Zeit eine Vorreiterrolle in der Welt. Das zeigt jetzt eine Ausstellung, die bis April 2006 in Städten in Europa, Indien und Pakistan zu sehen ist.

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Sonnenenergie: teuer, aber auf lange Sicht rentabelBild: Rolf Disch

Das Gebäude "R128" besteht aus Glas und verfügt über keine Türgriffe oder Wasserhähne. Ein Wink mit der Hand genügt und die gewünschte Tür springt auf oder das Wasser beginnt, zu fließen. Hochsensible Sensoren machen es möglich. Im Jahr 2000 machte der deutsche Architekt Werner Sobek mit seinem Hausprojekt "R128" auf sich aufmerksam.

Das ganze Haus recyceln

Haus R128 Stuttgart, Berlin, Architektur, Weltkongress
Das Haus R128 von Werner Sobek

Während die Presse fast ausschließlich über das radikale Design von "R128" berichtete, legte der Erbauer viel mehr Wert auf die Umweltfreundlichkeit des Hauses. So kann man das Haus komplett ab- und an einem anderem Ort wieder aufbauen. Oder der Besitzer zerlegt es in seine recyclebaren Einzelteile: Glas, Stahl, Aluminium und Holz.

"R128" ist eines von neun Gebäuden, die als die Ausstellung "Made In Germany: Architektur und Ökologie" 14 Städte in Europa, Indien und Pakistan besuchen werden. Eröffnet wurde die Ausstellung in Barcelona, wo sie noch bis Ende August zu sehen ist. Im September verweilt sie in Amsterdam und im Oktober und November besucht sie Riga. Zu sehen ist auch eine Kindertagesstätte deren Toilettenspülung mit Regenwasser betrieben wird. Ebenfalls Teil der Ausstellung ist das Heliotrop. Dabei handelt es sich um ein mit Sonnenenergie betriebenes Haus, das sich um die eigene Achse dreht, um der Sonne zu folgen.

Das Heliotrop
Dem drehbaren Solarhaus Heliotrop® liegt die Idee zugrunde ein Gebäude zu konstruieren, das höchsten Ansprüchen an Architektur und Umweltschutz genügt und dennoch ohne lästige Einschränkungen seinen Bewohnern exklusiven Wohnkomfort bietet. Foto: Rolf DischBild: Rolf Disch

Ökonomischer Aspekt der Ökologie

Neben dem ökologischen Aspekt haben die Gebäude eine weitere Sache gemeinsam. Sie sind teuer, obwohl sie sich auf lange Sicht auszahlen. "Die Solar-Komponenten benötigen 15 Jahre bis sie den Preis, den sie gekostet haben, mit der Herstellung von Energie ausgeglichen haben. Bei den Solardächern dauert es 20 Jahre. Und das nur, weil sie staatlich subventioniert werden", sagt Professor Fried Ranft von der Aachener Firma Casa.

Die Firma beschäftigt sich mit ökologischer Architektur, die eine Wachstumsbranche sei. "Die Leute realisieren, dass diese Architektur sich lohnt und eine weise Investition darstellt. Hinzu kommt, dass die Menschen mit sich selbst zufrieden sind, wenn sie in sie investiert haben. Und sie fühlen sich in ihren neuen Häusern wohl", erklärt Ranft.

Boom der Branche

Architekt mit Bauherrin vor einem Rohbau
Da hinten könnte unser ökologisches Haus stehenBild: BilderBox

Deutschland übernimmt in dem Bereich ökologisches Bauen eine Vorreiterrolle. Die Bundesregierung bietet Anreize zur Nutzung von erneuerbaren Energien. Das Gesetz zur erneuerbaren Energie verpflichtet zum Beispiel Energieversorger, dem Kauf von Elektrizität, die mit erneuerbarer Energie erzeugt wurde, Priorität einzuräumen.

Die Hersteller von erneuerbarer Energie haben auch die Garantie, dass sie ihre Ware 20 Jahre lang zu einem festen Preis verkaufen können. Das Resultat ist ein Boom im Bereich der Herstellung dieser Energie. Laut des Umweltministeriums stellt die erneuerbare Energie rund 2,9 Prozent des gesamten Energieangebots Deutschlands dar. Bis 2010 soll dieser Anteil 4,2 Prozent ausmachen.