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Wie Server Strom sparen können

Richard Fuchs2. März 2009

Vier mittelgroße Kohlekraftwerke sind nötig, um den Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland zu decken - und der Bedarf wird beständig mehr. Es sei denn, die Rechenzentren denken um.

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Blick ins Innere eines Servers
Der Blick ins Innere eines ServersBild: Richard Fuchs

Die großen Computer-Server von "Host Europe“, einem europäischen Anbieter von Webspace und virtuellen Serverplätzen, arbeiten rund um die Uhr. 45 Gigabit pro Sekunde schicken die 5000 Server ins Netz. Das ist so viel wie einige tausend DSL-Leitungen zusammen. Internet-Webseiten haben in dieser Halle ihr Klingelschild, der virtuelle Einkauf wird über diese Maschinen abgewickelt.

Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung ist das Rückgrat des Rechenzentrums. Ein Rückgrat, das viel Strom frisst. „Strom ist tatsächlich unser drittgrößter Kostenposten, nach Personal und Marketing. Und wir geben sehr viel für Marketing aus“, erklärt Patrick Pulvermüller, Geschäftsführer von "Host Europe“. Jährlich würden 20.000 Megawattstunden verbraucht. Das sei so viel Strom, wie rund 7000 Haushalte mit drei Personen im Jahr verbrauchten, sagt er.


"Grüne Ausstattung“ spart Strom

Der Geschäftsführer von "Host Europe" Michael Pulvermüller (links) und Martin Wiehle, Teamleitung Technik (rechts) vor der so genannten Kaltgangeinhausung.
Der Geschäftsführer von "Host Europe" Michael Pulvermüller (links) und Martin Wiehle, Teamleitung Technik (rechts)Bild: Richard Fuchs

Nur ein Drittel aller Rechenzentrumsbetreiber könne bislang sagen, wie viel Strom sie eigentlich benötigten, erzählt Pulvermüller. "Host Europe“ dagegen wollte schon bei der Planung des Rechenzentrums im Jahr 2005 den steigenden Strompreisen entgegentreten. 20 Prozent mehr Geld als nötig wurde in eine "grüne Ausstattung" des Rechenzentrums investiert. Mit diesem Geld konnten energiesparende Lösungen ausprobiert werden, zum Beispiel bei der Kühlung der Rechenmonster.

Normalerweise macht sie rund 20 Prozent der Stromkosten aus, kann aber - im schlimmsten Fall - bis zu 60 Prozent des Stroms verschlingen. Ordnet man die Server aber intelligent an und lüftet über ein Kühlsystem, dass die Außenluft vor der Halle als natürliches Kühlmittel benutzt, dann lassen sich diese Energiekosten um viele Prozentpunkte drücken. Diese Naturkühlung habe die Stromrechnung sichtbar gesenkt, sagt Pulvermüller. Auch wenn sie bei hohen Temperaturen im Sommer die Halle zusätzlich mit einem elektrisch betriebenen Kompressor herunterkühlen müssten. Teile der Abwärme heizten zusätzlich die Büros.


Weniger Server verbrauchen weniger Strom

Netzwerkkabel stecken in einem Server (05.03.2008/AP)
Server werden nie ganz ausgelastetBild: AP

Es geht sogar noch besser: "Wenn man wirklich Energie einsparen möchte, muss man auf den Serverbetrieb eingehen - Thema Virtualisierung.“ Virtualisierung – das heißt, dass man die Server so gut auslastet und mittels Software so gut organisiert, dass im besten Fall ein Drittel der Server wegfallen kann - bei gleich bleibender Rechenleistung. So spare man die meiste Energie, sagt Pulvermüller.

Die Techniker von Host Europe konnten so auf 5000 reale Server noch 15.000 virtuelle Server draufsatteln - ohne die Stromkosten zu erhöhen. Einen Haken gibt es aber. Zwar würden die Server, die sie selbst betrieben, zu 50 bis 70 Prozent ausgelastet, erklärt Pulvermüller. "Server, die aber unsere Kunden betreiben, weil sie ihre eigene Webinfrastruktur aufbauen, liegen durchschnittlich bei einer Auslastung von zehn bis 20 Prozent.“ Die Stromkosten sind jedoch die gleichen – egal ob 20- oder 100-prozentige Auslastung.


Umdenken ist gefragt

Dem Kunden ist das bislang egal – denn die bereitgestellten Serverplätze gibt es meistens zum Pauschalpreis. Die Kunden müssten umdenken. Denn: "Ich bin mir sicher, dass wir die 5000 Rechner, die wir hier haben, auf 3000 Rechner reduzieren und sie besser auslasten könnten, wenn wir sie selbst bestimmen könnten“, sagt Patrick Pulvermüller. Virtualisierung ist also der Schlüssel zu einem "grünen Rechenzentrum“.