1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Einer der begehrtesten Klassik-Grammys ist nach Berlin gegangen.

15. Februar 2011

Eine der begehrtesten Musik-Auszeichnungen in den USA ging an ein deutsches Orchester für die Einspielung einer moderner Oper: "L'Amour De Loin" von Kaija Saariaho.

https://p.dw.com/p/R0pu
Der Dirigent Kent Nagano. Foto: Peter Litvai dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Kent Nagano ist Ehrendirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters BerlinBild: picture-alliance/dpa

Am 13. Februar 2011 wurden zum 53. Mal die Grammies verliehen. In der Kategorie "Best Opera Recording" ging er an das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und den Rundfunkchor Berlin für ihre gemeinsame Opern­auf­nahme von "L'Amour De Loin" der finnischen Komponistin Kaija Saariaho unter Leitung des amerikanischen Dirigenten Kent Nagano. Dieser erste Grammy für das Orchester darf als Auszeichnung der Orchesterleistung, aber auch als Aner­ken­nung des Bemühens um Repertoireerweiterung verstanden werden.

Der Rundfunkchor Berlin wurde ebenfalls für die Aufnahme ausgezeichnet
Der Rundfunkchor Berlin wurde ebenfalls für die Aufnahme ausgezeichnetBild: Matthias Heyde

Die Grammy Awards gelten als begehrteste Musik-Auszeichnung in den USA. Sie werden seit 1959 von der National Academy of Recording Arts and Sciences in Los Angeles jährlich in 109 Kategorien an Künstler wie Sänger, Komponisten, Musiker sowie Produktionsleiter und die Tontechnik verliehen.

Deutscher Chor, französischer Klang

Dem Rund­funkchor Berlin ist bereits zweimal ein Grammy verliehen worden. Er gilt nicht nur als einer der besten Chöre Europas. Der Dirigent Marc Minkowski nannte ihn kürzlich "den besten französisch singenden Chor Deutsch­lands". Insofern ist er geradezu prädestiniert für die Interpretation der Oper "L'Amour De Loin", deren französischsprachiges Libretto von dem libanesischen, in Paris lebenden Schriftsteller Amin Maalouf verfasst wurde.

Eine unerfüllte, fast virtuelle Liebe

Die Handlung der Oper basiert auf der Biografie "La vida breve" des Trou­badours Jaufré Rudel aus dem 12. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht eine märchenhafte, tragische Liebe: Allein vom Hörensagen berauscht, durch die immer wieder neuen Berichte eines Pilgers, verliebt sich der spätmittelalterliche Troubadour Jaufré Rudel in eine ferne Gräfin von Tripolis, Clémence. Ohne sie jemals gesehen zu haben, besingt er ihre Schönheit und Tugend in zahlreichen Liedern. Durch die Vermittlung des Pilgers kom­men diese Lieder der Gräfin zu Ohren, und sie verfällt nun ihrerseits in verliebtes Träumen. Beide haben jedoch aus Furcht, ihre Träume und Sehnsüchte könnten in der Wirklichkeit nicht bestehen, Angst vor einer realen Begegnung. Der Troubadour überwindet sich schließ­lich und macht sich mit dem Pilger auf den weiten Weg nach Tripolis. Er er­krankt während der Reise und stirbt am Ende in den Armen seiner Angebeteten, die daraufhin der Welt entsagt und ins Kloster geht.

Die finnische Komponistin Kaija Saariaho, aufgenommen am 08.08.2004 in Helsinki. Foto: HEIKKI SAUKKOMAA
Die finnische Komponistin Kaija SaariahoBild: picture alliance/dpa

Die Komponistin Kaija Saariaho bekannte: "Diese Geschichte faszinierte mich sofort. Sie war das, was ich suchte, ein Märchen über Liebe und Tod, einfach und linear."

Eingängige moderne Musik

Das musika­lische Spektrum ihrer Oper ist allerdings sehr breit und reicht von traditioneller Harmonien bis zu modernen elektronischen Klängen. Die Gesangspar­tien sind melodiös und eingängig. Der Klang ist, von Messiaen und Debussy inspiriert, sinnlich, schillernd, geradezu impressio­nistisch: Ein Juwel unter den zeitgenössischen Opern. Die nun mit einem Grammy ausge­zeichnete Interpretation, die beim Label Harmonia Mundi herauskam, lässt keinen Wunsch offen.

Autor: Dieter David Scholz

Redaktion: Rick Fulker