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Grand Prix ohne Fliege

Arnulf Böttcher27. Juni 2003

1925 fand am Nürburgring das erste Autorennen statt. Bis zum jetzigen Großen Preis von Europa hat sich einiges geändert: die Streckenführung, die Automobile und - nicht zuletzt - die Kleiderordnung.

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Sicherheit geht vor im GP-ZirkusBild: AP

Es gab Zeiten, da saßen Formel-1-Fahrer bei den Rennen rund um die Nürburg in Straßenkleidung in ihren Autos. Dazu kamen manche Marotten. So bestand der Brite Mike Hawthorn, Weltmeister 1958, darauf, im Cockpit eine Fliege zu tragen.

Seit 1953 ist der Sturzhelm Pflicht

Rudolf Caracciola
Anno dazumal: Rudolf Caraccioloa am Nürburgring (1934)

Heute schreibt der Automobilweltverband FIA die Rennkleidung der Piloten vor. Der Körper des Fahrers muss also auch beim Großen Preis von Europa am Nürburgring komplett von schützenden Materialien bedeckt sein. Bereits zu Hawthorns Zeiten wurden immerhin Sturzhelme eingesetzt - seit 1953 sind sie während Formel-1-Rennen Pflicht.

Die Entwicklung eines modernen Rennhelms unterliegt vor allem fünf Kriterien: Er muss so steif, so fest, so aerodynamisch, so leicht und so sicher wie möglich sein. Der Helm besteht hauptsächlich aus drei Materialien: Kohlefaser für die Steifigkeit, der feuerbeständigen Substanz Aramid sowie Polyäthylen, das die Helmhülle undurchdringlich machen soll. Sein Gewicht liegt bei rund 1,3 Kilogramm. Es muss auch deshalb niedrig gehalten werden, um den Fahrer bei den einwirkenden Fliehkräften weniger zu belasten.

Feuerfeste "Ritterrüstung"

Ganz auf den Feuerschutz ist auch der Overall ausgelegt. Zum Saisonbeginn 1979 traten die Grand-Prix-Stars wie Niki Lauda und Mario Andretti erstmals mit Rennanzügen an, die fünf Schichten eines feuerfesten Materials besaßen, wie es auch bei der US-Raumfahrtbehörde NASA verwendet wurde. Heutige Overalls sind aus zwei- bis vierlagigem Nomexmaterial hergestellt. Nomex ist eine synthetische Faser, die im Labor hitzegetestet wird - nur wenn es mindestens zehn Sekunden lang nicht anfängt zu brennen, ist das Material für Renn-Overalls geeignet.

Damon Hill
Der Brite Damon Hill (Renault-Williams) am Nürburgring (1995)Bild: AP

Die Unterwäsche und die Handschuhe bestehen aus dem gleichen Material. Abgerundet wird die "Ritterrüstung" durch knöchelhohe Schuhe aus gepolstertem Leder und Nomex. Sie haben eine gut haftende Sohle aus dünnem Kautschuk, damit der Pilot nicht von den Pedalen abrutscht.

Grüne Hölle und Goldgrube

Nach dem Triumph von Michael Schumacher über Bruder Ralf beim Großen Preis von Kanada Mitte Juni, der ihm erstmals in dieser Saison die Führung in der WM-Gesamtwertung einbrachte, werden am Nürburgring mehr als 300.000 Zuschauer erwartet. Der Weltmeister könnte in der Eifel als erster Formel-1-Fahrer die 1000-Punkte-Schallmauer durchbrechen - bislang hat er 999 Zähler auf seinem Konto. Trotz Wirtschaftskrise macht das Gastspiel der Formel 1 den Traditionskurs am Ring, dessen frühere Schleife bei den Fahrern als "grüne Hölle" gefürchtet war, alljährlich zu einer Goldgrube. So werden knapp 100 Millionen Euro am Rennwochenende in der ganzen Region umgesetzt.