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Grass kritisiert die Benachteiligung von Sinti und Roma

19. Oktober 2003
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Sinti und Roma sind nach Ansicht des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass international nach wie vor benachteiligt. "Es ist ein Skandal, dass die größte Minderheit in Europa noch immer die kleinste Lobby hat", kritisierte der 76 Jahre alte Schriftsteller und Maler am Samstag (18.10.2003) im niedersächsischen Bad Bentheim. "Es gibt keine Sinti-Vertreter im Straßburger Parlament und auch nicht in Brüssel", bemängelte er.

Teilweise würden die Zigeuner bis heute wie Freiwild behandelt und immer wieder zur Anpassung genötigt, sagte Grass. "Zu oft wird unterschlagen, was wir diesen Menschen insbesondere auf künstlerischem Gebiet alles verdanken." Dabei seien die Zigeuner die geborenen Europäer. "Sie haben Grenzen nie anerkannt, sind also grenzüberschreitend in jeder Beziehung." Auch hätten sie nie einen eigenen Staat verlangt, seien folglich keine Nationalisten. "Insofern können wir eine Menge von ihnen lernen", sagte Grass. Anlass seiner Bentheim-Reise war die Ausstellung "Ein Schüler und sein Lehrer" im dortigen Otto-Pankok-Museum. Das Museum ist nach dem Maler, Grafiker und Holzschneider Pankok (1893 bis 1966) benannt, der sich zeitlebens für die Zigeuner engagiert hatte. Von 1949 bis 1952 war er an der Kunstakademie Düsseldorf Lehrer von Grass.