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Greenpeace stellt Atomkonzern bloß

5. Dezember 2011

Mehreren Greenpeace-Aktivisten ist es in Frankreich gelungen, in das Atomkraftwerk von Nogent-sur-Seine einzudringen. Die Aktion sollte die Anfälligkeit der Anlagen für Terroranschläge offenlegen.

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Das Atomkraftwerk Nogent-sur-Seine (Foto: dpa)
Das Atomkraftwerk Nogent-sur-SeineBild: picture-alliance/dpa

Mit einer spektakulären Aktion haben Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Montag (05.12.2011) gegen die Risiken der Kernenergie demonstriert. Neun Aktivisten gelang es am frühen Morgen, sich in die Atomanlage von Nogent-sur-Seine einzuschleichen. Auf dem Dach des Reaktorblocks entrollten sie ein Banner mit der Inschrift "Sichere Atomkraft gibt es nicht“. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben sieben Eindringlinge ohne Gewaltanwendung in Gewahrsam neben.

Im Frühjahr geland Greenpeace eine ähnliche Aktion im AKW Neckarwestheim (Foto: dpa)
Im Frühjahr gelang Greenpeace eine ähnliche Aktion im AKW NeckarwestheimBild: picture alliance/dpa

Der Einbruch in die 95 Kilometer südöstlich von Paris gelegene Anlage war Teil einer koordinierten, landesweiten Operation der Kernkraftgegner. Bei parallelen Aktionen an weiteren Atomanlagen errichteten Aktivisten Spruchbänder, scheiterten aber bei den Versuchen, auf die jeweiligen Gelände vorzudringen. Laut Greenpeace gelang es jedoch, sich auch zu weiteren Anlagen unbemerkt Zugang zu verschaffen. Der staatliche Stromkonzern EDF betonte hingegen, dass die AKW-Gegner nur in Nogent-sur-Seine bis in den Komplex vorgedrungen seien.

"Signale von Fukushima nicht verstanden“

Hintergrund der Aktion ist die Diskussion über die Sicherheit der französichen Atomkraftwerke. Die Regierung in Paris hält auch nach dem Unfall im japanischen Fukushima an der Atomkraft fest. Sie hält die französischen Anlagen für sicher, eine Einschätzung, auf die die heutigen Aktionen der Umweltaktivisten abzielten: "Wir wollten zeigen, wie schwach und unzureichend die Sicherheit französischer Kernkraftwerke ist“, sagte Greenpeace-Sprecherin Sophia Majnoni d'Intignano im Fernsehsender BFM-TV. "Es war ganz einfach, wir konnten innerhalb von 15 Minuten alle Sicherheitsanlagen überwinden." Majnoni d'Intignano sieht die Sicherheit der Kraftwerke durch die Aktion in Frage gestellt, denn: "Einfache Aktivisten mit friedlichen Absichten und nur wenigen Mitteln konnten das Herz eines Atomkraftwerks erreichen.“

Gau in Japan: 'Regierung hat die Signale von Fukushima nicht verstanden' (Foto:NHK TV /AP/dapd)
Gau in Japan: 'Signale von Fukushima nicht verstanden'Bild: AP

Greenpeace wirft der Regierung vor, dass die nach der Erdbebenkatastrophe von Fukushima angeordnete Untersuchungen der Anlagen sich zu sehr auf deren Widerstandsfähigkeit gegen Umweltkatastrophen wie Erdbeben oder Überflutungen konzentriere. Im Gespräch mit der Nachichtenagentur AP sagte Majnoni d'Intignano: „In ein paar Monaten wird die Regierung zu dem Ergebnis kommen, dass unsere Atomkraftwerke sehr, sehr sicher sind, weil sie einem Erdbeben oder einer Flut widerstehen können.“ Die wahren Risiken für die Atomindustrie seien jedoch "externe, nicht-natürliche Attacken wie das Risiko eines Terroranschlages“, so die Sprecherin. Die Regierung habe die Signale von Fukushima nicht verstanden.

Politik fordert Konsequenzen

Henri Guaino, Sonderberater von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, bezeichnete die Aktionen als unverantwortlich. Er räumte jedoch ein, dass sie zum Nachdenken über die Sicherheit der Zugänge zu Atomanlagen anrege. "Ich glaube, wir müssen einige Lektionen lernen“, sagte Guaino im Fernsehsender BFM-TV und forderte, Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen. "Man kann nicht zulassen, dass jedermann so leicht in ein Atomkraftwerk eindringen kann“, fügte er hinzu. Umweltminister Eric Besson zeigte sich überrascht von den Aktionen und kündigte eine Untersuchung an. Es müsse dafür gesorgt werden, dass sich ein solcher Fall nicht wiederhole, forderte er im Radiosender France Info.

Autor. Florian Meyer (afp, dpa, dapd, ap)
Redaktion: Herbert Peckmann