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Grenzübergreifende Freundschaften: Serbien, Kroatien, Bosnien

24. April 2008

Politisch droht nach den Wahlen in Serbien eine neue Isolation und Abwendung von Europa. Das hindert Jugendliche aus Serbien nicht, sich an Projekten der EU zu beteiligen und Altersgenossen aus Nachbarländern zu treffen.

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Jugendliche ohne BerührungsängsteBild: AP GraphicsBank/DW

In Backa Topola hat am 18. April eine Veranstaltung des so genannten Europäischen Jugendparlaments stattgefunden. Ziel der Veranstaltung war es, durch die Vorstellung der Institutionen der Europäischen Union die Sympathien der Jugend in Serbien für Europa zu wecken. Beim Europäischen Jugendparlament simulieren Mittelschüler die Arbeit der Institutionen der EU. Die Veranstaltung wurde vom Vojvodina-Parlament, der OSZE und der deutschen Botschaft unterstützt.

Der stellvertretende Vorsitzende des Vojvodina-Parlaments, Sandor Egeresi, sagte der Deutschen Welle: „Ich denke, jeder Politiker in unserem Land muss gut zuhören, was die einfachen jungen Menschen sagen über die Verhältnisse bei uns, über unsere Zukunft, was sie vom Staat erwarten, was er für sie tun soll. Ich glaube, dies wird eine klare Richtung weisen, nämlich den europäischen Weg.“ Egeresi fügte hinzu, ein großes Problem sei die Tatsache, dass Jugendliche aus Serbien selten in die EU reisten. „Ein junger Mensch aus Serbien kann seine Situation nicht mit der von Jugendlichen aus England, Deutschland oder Österreich vergleichen, wenn er nicht dort war. Meine Absicht ist es, Reisen für unsere jungen Leute nach Europa zu organisieren“, so Egeresi.

Jugendtreffen ohne Grenzen

Unterdessen hat in dem Vojvodiner-Ort Feketic eine andere mehrtägige Veranstaltung für Jugendliche unter dem Namen „Jugendliche pflegen Freundschaften ohne Grenzen“ begonnen. Es handelt sich um die Abschlussveranstaltung eines fünfjährigen Projektes, an dem sich Jugendliche aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien beteiligt haben. Robert Bu von der Ökumenischen Humanitären Organisation, die dieses Treffen organisiert hat, sagte der Deutschen Welle: „Mehr als 60 Prozent der Kinder, die sich beteiligt haben, sind in Kontakt geblieben, was auch der Sinn der Freundschaftspflege war. Sie stehen auf unterschiedliche Weise noch miteinander in Verbindung: per SMS, MMS, Internet. Auch Besuche finden statt. Selbstverständlich wollen sich alle wieder treffen. Diese Kinder haben bestimmte Fähigkeiten erworben und können praktisch als kleine Botschafter in der Region sein.“

Muhamed Gradjankic, Direktor der Grundschule in Tojsici bei Tuzla in Bosnien, sagte, den Kindern aus der Region müsse nur eine Gelegenheit geboten werden, sich anzufreunden und kennenzulernen. „Die Kinder sind vollkommen unbelastet. Sie brauchen nur etwas Zeit und Raum, damit die ganze Frustration und Belastung, die ihnen von anderen aufgebürdet wurden, abfallen. Das heißt, Kinder brauchen ganz wenig“, so der Schuldirektor.

Vojvodina als Brücke

Gordan Hosni Ogi aus dem Zentrum für kreative Arbeit aus Zagreb sagte, dass die nationalen Minderheiten aus der Vojvodina eine gute Brücke zu den Nachbarländern bilden könne, in denen nicht die gleiche Sprache gesprochen wird. „Ich lebe 60 Kilometer von Ungarn entfernt. Dann komme ich in ein ungarisches Dorf in der Vojvodina, und wir wissen praktisch gar nichts über die Ungarn. Außer dass eine historische Figur wie Ban Jelacic für die Ungarn ein Verräter und für die Kroaten ein Held ist.“

Die Direktorin der Grundschule „Einheit und Brüderlichkeit“ aus Sombor, Andjelka Brajovic, schilderte das ergreifende Resümee einer Teilnehmerin: „Ein Kind hat einen Brief geschrieben: Wenn es drei Wünsche frei hätte, sei der erste Wunsch, nach Feketic zu kommen, der zweite, nach Feketic zu kommen und der dritte, nach Fekteic zu kommen.“

An dem Projekt „Jungendliche pflegen Freundschaften – ohne Grenzen“ beteiligten sich 900 Kinder, 1.800 Eltern und 100 Lehrer.

Dinko Gruhonjic