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Grenzen beim Verdienen

Jessica Sturmberg4. Februar 2003

Die Zeiten prall gefüllter Kassen im europäischen Fußball sind lange vorbei. Die Schere zwischen einigen gutverdienenden Klubs und den Überlebenskünstlern in den Ligen wird immer größer.

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Im europäischen Fußball wird das Geld knapp

In Italien, wo die Fußballvereine einzeln mit den Sendern über die Übertragungsrechte verhandeln, mussten einige Klubs drastische Abschläge hinnehmen. Auch in Spaniens Primera División werden längst nicht mehr die rekordnahen Spielergehälter gezahlt. Die englische Premier League ist noch vergleichsweise gut davongekommen: Der von Rupert Murdoch beherrschte Pay-TV-Sender BSkyB soll englischen Medienberichten zufolge wieder stattliche Summen für die Fernsehrechte bis 2007 bieten. Deutlich schlechter ist die Situation bei den drei Spielklassen unterhalb der Premiere League. Deren Übertragungsrechte hielt das insolvente Bezahlfernsehen ITV Digital. Jetzt wollen die 72 Profiklubs mit einer Lohnobergrenze verhindern, dass der Poker um die besten Spieler die Vereine in den Ruin treibt.

Finanznot der Bundesligavereine

Stadion Eingang BayArena
Bild: AP

Ähnliche Überlegungen strengt inzwischen auch die Bundesliga an. Wolfgang Holzhäuser, Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Fußball Liga (DFL), plädiert für eine Obergrenze bei den Personalkosten, die sich an den Gesamtkosten der Vereine orientiert.

Denn zu Beginn der Rückrunde der Fußball-Bundesliga sind die Aussichten der Branche schlecht, der Überlebenskampf des einen oder anderen Clubs geht weiter. Zugleich wird die Schere in der Liga immer größer. Auf der einen Seite Großverdiener wie der FC Bayern München, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen, auf der anderen Seite das Gros der Überlebenskünstler wie Tabellenletzter FC Energie Cottbus, der sich bereits von teuren Spielern getrennt hat. Oder der 1. FC Kaiserslautern, der händeringend nach einem Käufer für sein Fritz-Walter-Stadion sucht – sonst droht der Verein unter der Schuldenlast zu ersticken. Ähnlich die Situation beim 1. FC Nürnberg, der wegen der Finanznot seine Lizenz in Gefahr sieht.

Und es drohen noch weitere Einnahmeverluste. Die deutschen Fernsehsender sind nicht mehr bereit, horrende Summen für die Senderechte zu zahlen. Doch die finanzielle Krise bei den Fußballvereinen wäre ohne weiteres vermeidbar gewesen, sagen Wirtschaftsexperten wie Hans-Joachim Früh, Leiter des Arbeitskreises Sport beim Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer.

Geringeres Grundgehalt für die Spieler?

Mit langen Verträgen und hohen Festgehältern haben sich einige Klubs selbst ein so enges Korsett angelegt, dass sie einen Abstieg nicht ohne weiteres verkraften. Inzwischen empfiehlt die Deutsche Fußball-Liga, den Spielern ein geringeres Grundgehalt zu zahlen und sie stattdessen sowohl am sportlichen als auch am wirtschaftlichen Erfolg der Vereine zu beteiligen. Schließlich sind sie es ja auch, die für die sportliche Leistung verantwortlich sind. Das finanzielle Risiko beispielsweise eines Abstiegs würde damit nicht allein beim Verein liegen. Allerdings besteht die Gefahr, dass Top-Spieler dann ins Ausland abwandern.

Experten wie Hans-Joachim Früh, Leiter des Arbeitskreises Sport beim Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer, empfehlen, die Profiabteilungen der Vereine in Kapitalgesellschaften umzuwandeln. Das diszipliniere die Klubs, weil sie dann gegenüber ihren Geldgebern ihre wirtschaftliche Situation offen legen müssen. Und mit einem professionellen Management lassen sich leichter neue Sponsoren überzeugen. Aber Geld für teures Management – das ist dann vielen Vereinen die Sache doch wieder nicht wert. Noch nicht.