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Griechischer Solarstrom für Deutschland

Panagiotis Kouparanis20. März 2012

Griechenland möchte mit seiner Sonne Geld verdienen und Solarstrom nach Deutschland verkaufen. Wenn der Plan funktioniert, ginge das zu Lasten deutscher Solarstromanbieter. Ein Problem mehr für sie.

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Ein Windmühlenrad liegt neben einer Solaranlage auf der Lassithi-Hochebene in Kreta (Foto: Waltraud Grubitzsch)
Bild: picture alliance / ZB

Ab dem Jahr 2020 müssen die Mitgliedsländer der EU mindestens 20 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen beziehen. Für Deutschland könnte der Bedarf noch größer werden, da es in zehn Jahren alle seine Atomkraftwerke abschalten will. Deshalb werden erneuerbare Energien mit staatlichen Mitteln massiv gefördert.

Allerdings hat die deutsche Bundesregierung die Förderung für Solarstrom in den letzten Jahren reduziert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte kritisiert, dass die Solarenergie 50 Prozent der Fördermittel für erneuerbare Energien erhalte, obwohl sie nur zwei Prozent des Stroms erzeuge. Die Kanzlerin regte an, die Förderung auf EU-Ebene zu koordinieren und Solarstrom künftig aus Griechenland zu beziehen, weil dort die Sonneneinstrahlung höher ist.

Ursprünglich stammte diese Idee vom deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er besprach sie zum ersten Mal vor einem Jahr mit dem damaligen griechischen Finanzminister und jetzigen Umweltminister Giorgos Papakonstantinou. Inzwischen ist daraus das Projekt Helios geworden. "Die Helios AG", so Papakonstantinou, "wird ein staatliches Unternehmen sein, das Tochtergesellschaften gründen wird, die den Solarstrom produzieren werden". Dabei soll Helios mit privaten Investoren zusammenarbeiten. So ist es etwa möglich, dass private Firmen Photovoltaikanlagen auf Flächen installieren, die zuvor vom griechischen Staat gepachtet und schlüsselfertig übergeben wurden.

Ohne Stromabnehmer kein Helios

Trotz dieser bevorzugten Behandlung gibt es ein Problem. Privatinvestoren werden sich erst finden lassen, wenn klar ist, wer den griechischen Solarstrom kaufen wird. Denn der ist im europaweiten Vergleich zu teuer. Bis 2017 haben die EU-Staaten die Möglichkeit, ihre erneuerbaren Energien zu subventionieren. Allerdings darf nur Strom subventioniert werden, der im eigenen Land produziert wird.

Griechenland hat zwar viel Sonne, aber nicht genug Geld, um seine Solarstrombranche ebenso zu subventionieren wie andere EU-Staaten. Es würde sich daher nicht lohnen, teuren Solarstrom aus Griechenland in deutsche Netze einzuspeisen.

Doch der griechische Umweltminister Papakonstantinou sieht eine Lösung. Die EU-Richtlinie über erneuerbare Energien aus dem Jahre 2009, so Papakonstantinou, erlaube "bilaterale Vereinbarungen zwischen Mitgliedsländern". Auf dieser Basis, so der griechische Umweltminister, "verhandeln wir mit der deutschen Regierung, aber auch mit anderen Regierungen, wie die erste Phase des Helios-Projekts unterstützt werden kann".

Eine solche Unterstützung des griechischen Solarstroms könnte allerdings bedeuten, dass die Bundesregierung die Förderung für deutschen Solarstrom komplett einstellt. Das wiederum wäre für viele Erzeuger in Deutschland das Aus.

Deshalb bemühen sich die deutsche und die griechische Regierung, Investitionsmöglichkeiten für deutsche Solarunternehmen in Griechenland zu entwickeln. Das könnte in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), privaten Banken und der staatlichen deutschen KfW-Bank geschehen. Doch auch hier gilt: Wenn nicht klar ist, wer den griechischen Strom kauft, wird niemand investieren wollen.

Zehn Gigawatt Solarstrom bis 2020

Ginge es nach Papakonstantinou, könnten "noch in diesem Jahr" die ersten Betriebsgenehmigungen erteilt werden. "Photovoltaik-Anlagen würden 2013 gebaut und 2014 in Betrieb gehen", so der Umweltminister. In dieser ersten Phase von Helios, die bis 2017 andauern wird, sollen Solaranlagen von bis zu 1,5 Gigawatt installiert werden. Danach soll der griechische Solarstrom wettbewerbsfähig sein, weil nach 2017 die nationalen Subventionen wegfallen. Bis 2020 solle die Produktion von Solarstrom in Griechenland dann auf zehn Gigawatt erhöht werden, so der Minister.

Giorgos Papakonstantinou (Foto: dpa)
Griechenlands Umweltminister Giorgos PapakonstantinouBild: picture alliance / dpa

Dadurch gäbe es aber ein anderes Problem: Mit den bestehenden Stromtrassen kann soviel Strom gar nicht nach Westeuropa transportiert werden. Eine Lösung könne nur auf europäischer Ebene gefunden werden, glaubt Papankonstantinou. "Die EU-Kommission hat bereits ein Programm zum Ausbau des europäischen Stromnetzes in Höhe von zehn Milliarden Euro angekündigt, an dem sich auch Griechenland beteiligen wird."

Ende April sollen in Griechenland Parlamentswahlen stattfinden. Wer dann regiert, ist noch völlig offen. Das Solarstromprojekt Helios wird jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit weitergeführt. Denn die Einnahmen daraus sind für den griechischen Schuldenabbau vorgesehen.