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Grilltrends in Deutschland

Sarah Wiertz9. Juli 2013

Die Deutschen sind eifrige Grillfreunde. Für die meisten zählt das Erlebnis. Im Sommer steigen überall in Parks und Gärten die Rauchwölkchen auf. Für eine wachsende Zahl ist Grillen jedoch mehr als nur Freizeitspaß.

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Melone auf Grill grillen Sommer 43382360
Melone auf Grill grillen SommerBild: Fotolia/StefanieB.

Forellenfilet auf Gin-Zedernholzplanke, Brioche-Burger vom Rind, T-Bone-Steak mit gegrilltem Römerslat in Walnusssalsa, Camembert mit Aprikosen-Relish und Schokoladenkuchen mit Mandeln und Erdbeeren - das ist nicht die Menükarte eines Sternerestaurants, sondern die eines Grillkurses. "Wir wollen nach 30 Jahren mal etwas Neues ausprobieren und nicht immer nur Würstchen grillen", erklärt das Ehepaar Walch seine Teilnahme. Ob Basis-, Steak-, Fisch-, Vegetarisches-, Smoker-, Kugelgrill-, Weihnachts-, Wald & Wild-, Schnupper- oder wie jetzt, das Spezialseminar: Die Kurse bei Europas größtem Grillshop in Köln seien rund ums Jahr immer ausgebucht, erklärt Christian Casper von Santosgrills. "Im letzten Jahr hatten wir rund 3000 Kursteilnehmer, dieses Jahr werden es rund 4500 sein, dazu kommen noch Firmen- und Privatfeiern."

Grillkoch Patrick Schmiedel mit Teilnehmern eines Grillkurses. Copyright:DW/Sarah Wiertz
Grillen mal anders: Der Kurs von Grillkoch Patrick Schmiedel zeigt wieBild: DW/Sarah Wiertz

Grillen ist für einen Teil der Deutschen nicht mehr nur Freizeitgestaltung, wie es seit den 1940er Jahren üblich war, als der Trend aus den USA kam. Offizielle Zahlen gibt es dazu noch keine. Aber Grillkoch Patrick Schmiedel ist überzeugt: "Es wird für viele immer mehr zu einer Lebenseinstellung. Kochen und Grillen verwächst immer mehr miteinander." Immer mehr Leute geben für eine entsprechende Qualität auch gerne Geld aus. Dies ist auch bei Grills der Fall. "Einen guten Gasgrill bekommt man schon in einer Preisklasse zwischen 500 und 600 Euro. Allerdings gibt es auch immer mehr Kunden, die einen Grill in einer Preisregion zwischen 2000 und 7000 Euro kaufen."


Viele, die bei Santosgrills einen Grill kaufen, nehmen dann auch an einem Kurs teil. "Die Kunden lernen bei uns in gemütlicher Atmosphäre wie die Geräte korrekt bedient werden und wie hochwertiges Grillgut zubereitet wird." Diesmal sind es zwölf Personen - mit fünf Frauen "sei der weibliche Anteil erstaunlich hoch", merkt Schmiedel an. Viele Paare sind dabei, das Alter liegt zwischen 30 und 70 Jahren. Geduldig beantwortet Schmiedel alle Fragen. Was ist der Unterschied zwischen trocken und nass gereiftem Fleisch? Bei wie viel Grad wird die Forelle gegart? Wofür ist die Salzplatte gut?

Vom Hobby-Bruzzler zum Grill-Weltmeister

Das hat nicht viel gemein mit den oftmals leicht angekohlten Bratwürstchen und Nackenkoteletts, die auf den qualmenden Holzkohlegrills in Deutschlands Gärten, Parks und Hinterhöfen gebrutzelt werden, sobald die Temperaturen die 20-Grad-Marke erreichen und es mal nicht regnet. Diese Art zu Grillen, mit Holzkohle, ist in Deutschland bisher noch am häufigsten vertreten. Und fast jeder kann es sich leisten - es geht durch alle Alters- und Sozialschichten hindurch. Ein paar Würstchen und Steaks, Brot, grüner Salat oder Kartoffelsalat und Bier: fertig sind die Zutaten.

Grillkurs im Santosgrills in Köln. Grillkoch Patrick Schmiedel mit Teilnehmern. Urheber: Sarah Wiertz/Deutsche Welle Datum: 21.5.2013 Copyright:DW/Sarah Wiertz
Barbecue-Weltmeister legen mehr als nur Würstchen auf den GrillBild: DW/Sarah Wiertz

Für Patrick Schmiedel ist das Hobby zu einer Leidenschaft geworden. Er nimmt mittlerweile sogar an Wettbewerben teil. So wie Michael Hoffmann, der mit seinem siebenköpfigen Team "GutGlut" an den Barbecue Weltmeisterschaften in Saidia teilgenommen hat. 2003 war der IT-Architekt zum ersten Mal mit Familienmitgliedern und Freunden bei einem Wettbewerb dabei - und hat gleich gewonnen: "Da habe ich mich mit dem Bazillus Grillus infiziert." Mittlerweile ist die achtköpfige Gruppe dank Sponsoren mehrmals im Jahr in den unterschiedlichsten Ländern unterwegs, um an Turnieren teilzunehmen.

Das Geheimnis des deutschen Barbecues

"Einmal im Jahr sind wir beim World Championship Invitational Barbecue in Lynchburg in den USA. Dafür qualifiziert man sich nicht, man wird eingeladen“, erzählt Michael Hoffmann. Auf Jamaika waren sie auch schon. "Da hatten wir aber keine Chance. Für deren Geschmack haben nicht scharf genug gegrillt, obwohl wir das schon gar nicht mehr essen konnten.“ Oder in Ungarn. "Da stimmt das Klischee. Da wird wirklich ganz viel mit Paprika gemacht.“ In Polen bei der WM haben "GutGlut“ sogar den 1. Platz gewonnen - in der Kategorie Dessert. "Da haben wir ganz viel mit Bier mariniert“, so Hoffmann über das Geheimnis seines Erfolgs.

Michael Hoffmann, Teamchef des Grillteam Gut Glut e.V. (Foto: picture-alliance/dpa)
Grillkönig Michael HoffmannBild: picture-alliance/dpa

Obwohl Michael Hoffmann und sein Team keine eigene Gastronomie besitzen und damit keine Profis sind, ist er stolz, dass das, "was wir auf dem Rost brutzeln, Grillen auf ganz hohem Niveau ist - Sterneküche, wie in einem sehr guten Restaurant." Diesen Anspruch haben die meisten Deutschen gar nicht, obwohl ein Trend deutlich zu spüren ist. "Viele wollen sicherer und gesünder grillen - und wechseln vom geliebten Holz- zum Elektro- oder Gasgrill", berichtet Christian Casper. Ob Freizeit-, Meisterschafts- oder Lifestylegriller, alle verbindet aber doch eines: das Gesellige, das Beisammensein, den Spaß an der frischen Luft. Ob mit Würstchen oder Hummer, ob mit Einweggrill oder hochmodernen Gasgrill, ist dann doch bloß Geschmackssache.