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Grillen für den Ruhm

2. Juni 2002

Am Sonntag (2.Juni 2002) ging es im rheinland-pfälzischen Pirmasens um die Wurst. 20 Profi- und Amateurteams haben dort den deutschen Grill-Meister ermittelt.

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Heißer Kampf am BuffetBild: Erich Sommer

Die neuen deutschen Grill-Champions kommen aus Hessen und aus Baden-Württemberg. Bei den Amateuren siegten die fünf "Zunftgriller" aus dem hessischen Gelnhausen sowie bei den Profis das "Gourmet Grill Team" aus Pforzheim (Baden-Württemberg). Die als Griller und Schwenker besonders bekannten Rheinland-Pfälzer und Saarländer gingen bei dem Wettbewerb weitgehend leer aus.

Haute-Cuisine vom Rost

Die Köche haben auf ihren Grills freilich nicht nur Bratwürstchen oder Nacken-Steaks gebruzzelt. Die Speisekarten lesen sich eher wie bei einem Wettkampf von Haute-Cuisine-Köchen um Michelin-Sterne. Es gibt "Lachs an gegrillter Feige und Spargel", "Schweinemedaillons umzingelt von gegrillter Aubergine" und "Seeteufel mit Grilltomate und Gemüsen". Selbst Desserts bereiten die Meisterschaftsanwärter auf dem Grill zu.

Je schräger, desto besser?

Deutsche Grillmeisterschaften in Tübingen
Deutsche Grillmeisterschaften am 23.5.2001 in Tübingen: Das Grillteam der "Brigitte-Redaktion" bestand ausschließlich aus MännernBild: Erich Sommer

Jedes Team tritt auf einem eigenen Wettkampfkaro von 30 Quadratmeter Größe an. Diese sollen in möglichst schöne Garten-Küchen mit einem Grill und einfallsreich geschmückten Serviertischen verwandelt werden. Die Wahl des Grillgeräts bleibt den Wettkämpfern überlassen. Vergangenes Jahr startete ein Team mit einem Eigenbau-Modell in Form einer Dampflok, andere gingen mit dem klassischen Weber-Kugelgrill oder mit kleinen Tischgrillen an den Start. Auch die Energiequelle darf frei gewählt werden. Üblich sind vor allem Holz, Kohle, Gas und Strom.

Noten zwischen 1 und 10

Vorgeschrieben sind dagegen die Grill-Waren wie Fisch, Schwein, Geflügel und das Dessert. Diese müssen die Teilnehmer von 10.30 Uhr an im Stunden-Rhythmus zu vier bis fünf Menus zusammenstellen. Mehrere Jurys bewerten anschließend die Gerichte nach Aussehen, Garstufe, dem so genannten "Biss", sowie nach dem Geschmack von Hauptbestandteilen und Beilagen. Dabei vergeben die Richter Noten zwischen 1 und 10. Die Note 1 bedeutet: Das Gericht ist verkohlt oder noch roh und völlig ungenießbar. Die Höchstnote 10 besagt laut der GBA: Dieses Gericht ist "absolute Spitze".

Weißwurst-Äquator spaltet auch beim Grillen

Wettgrillen in Tübingen
Deutsche Grillmeisterschaften am 23.5.2001 in Tübingen: Sieger bei den Profis: die "Fünf Schwaben und Grill Ueli"Bild: Erich Sommer

Besonders beliebt scheint dieses Freiluft-Spektakel vor allem bei Menschen in Süddeutschland zu sein. Von dort kommen die meisten Teilnehmer, sagte der GBA-Präsident Helmut Jurende DW-WORLD. "Die Norddeutschen müssten ein bisschen mehr Mumm haben und sagen, wir zeigen den Süddeutschen mal, wie man richtig grillt", meinte der Metzgermeister aus Mühlacker.

Offenbar fehlt es Deutschen nördlich vom "Weißwurst-Äquator" - der kulinarischen Grenze also, jenseits derer Deutsche eine Abneigung gegen Weißwurst und Weizenbier zum Frühstück pflegen - am dafür nötigen Sinn für Gemütlichkeit und rustikales Essen. Als vor einigen Jahren nördlich von Frankfurt am Main ein Grill-Wettbewerb stattfand, nahmen nur neun Mannschaften daran teil. In Berlin musste vor wenigen Tagen die regionale Grill-Meisterschaft sogar abgesagt werden. Grund: Es mangelte an Bewerbern.

USA: Mutterland des Barbecue

Am Geld kann es nicht liegen, glaubt Jurende. "Wir stellen den Teams Fleisch, Geflügel, Fisch und anderes Grillgut. Auch die Übernachtung ist frei." Diese Kosten spielen die Veranstalter durch Sponsoren wieder herein.

Im Vergleich zum Mutterland der Grill-Feste, den USA, ist aber auch die Meisterschaft von Pirmasens eine bescheidene Schauveranstaltung. In den USA finden jedes Wochenende 20 bis 30 Barbecue-Wettkämpfe statt. Zahlreiche Teams leben dort von diesen Wettkämpfen, indem sie hin und wieder eines der Preisgelder in Höhe von rund 15.000 US-Dollar einstreichen. Zu einem der größten amerikanischen Grill-Spektakel kamen Anfang Mai etwa 400 Teams und rund 250.000 Besucher nach Memphis, Tennessee.

Die Teilnahme an diesen Konkurrenzen ist manchmal so begehrt, sagt Jurende, dass einige Bewerber bereits sechs Jahre warten mussten, um eine Starterlaubnis zu erhalten. Bis bei einer deutschen Grill-Meisterschaft solche Dimensionen erreicht werden, wird wohl noch manche Bratwurst auf dem Grill-Rost verkohlen. (mas)