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Große Kraftprobe in Ägypten

26. Juli 2013

Die einen folgen dem Aufruf des neuen starken Mannes am Nil, Armeechef al-Sisi (l.), die anderen fordern die Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mursi (r.) - dessen Inhaftierung heizt die Stimmung zusätzlich an.

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Proteste in Ägpten: Anhänger von Armeechef Abdel-Fattah al-Sisi, links, Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohamed Mursi, rechts (fotomontage-DW)
Bild: picture-alliance/dpa

Unablässig strömten die Menschen in den Abendstunden in das Zentrum der Hauptstadt Kairo, wo sich Anhänger und Gegner des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohamed Mursi wieder Straßenschlachten lieferten. Die Eskalation war absehbar gewesen. Bei den Aufmärschen in der Hafenstadt Alexandria soll es nach Korrespondentenberichten auch am Freitag wieder mehrere Todesopfer gegeben haben.

Die Polizei trieb die verfeindeten Lager mit Tränengas auseinander. Die Armee schickte weitere Panzer in die Innenstädte. Armeechef Abdel Fattah al-Sisi hatte Mitte der Woche dazu aufgerufen, für den Kurs der vom Militär eingesetzten Übergangsregierung zu demonstrieren und ihm selbst Vollmacht für einen radikalen Kampf gegen Gewalt und Terrorismus zu geben. Der islamistischen Muslimbruderschaft hatte er eine Frist bis Samstag gesetzt, am nationalen "Versöhnungsprozess" mitzuwirken. Und dann wurde am Freitag noch zusätzliches Öl ins Feuer gegossen mit der Verhängung einer zweiwöchigen Untersuchungshaft gegen von den Islamisten verehrten Mursi.

Die U-Haft für den entmachteten Ex-Staatschef begründete das Gericht in Kairo laut der Nachrichtenagentur Mena damit, dass dessen mögliche Zusammenarbeit mit der palästinensischen Hamas-Bewegung geprüft werden müsse. Während der Herrschaft des im Februar 2011 gestürzten Präsidenten Husni Mubarak soll Mursi mit der Hamas bei mehreren Angriffen auf die Polizei kooperiert haben.

Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi drängen ins Zentrum Kairos (foto: reuters)
Auch die Anhänger des entmachteten Präsidenten Mursi drängen massenhaft ins Zentrum KairosBild: Reuters

Außerdem untersucht die Justiz einen Aufstand im Gefängnis von Wadi Natrun, bei dem im Januar 2011 unter tausenden Häftlingen auch Mursi fliehen konnte, der kurz zuvor mit anderen Muslimbrüdern inhaftiert worden war. Es besteht der Verdacht, dass die Hamas auch hierbei behilflich war.

Rache des alten Regimes?

Riskanter Machtkampf in Ägypten

Die islamistische Muslimbruderschaft verurteilte die Entscheidung der Justiz. Die Vorwürfe klängen "wie eine Rache des alten Regimes", das damit seine "machtvolle Rückkehr" signalisiere, sagte der Sprecher der Bruderschaft, Gehad al-Haddad. Mursi wird seit seiner Entmachtung durch das Militär am 3. Juli an einem geheimen Ort festgehalten, ohne dass bisher Anklage erhoben worden wäre.

Zwar haben die herrschenden Generäle beteuert, mit der Entmachtung Mursis eine Rückkehr zur Demokratie anzustreben. In Ägpten und dem Ausland wächst jedoch die Sorge, dass dies den Streitkräften nur als Vorwand dient, um sich selbst wieder dauerhaft die Macht zu sichern.

SC/kle (afp, dpa, rtre)