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Bergsteiger-Idol gestorben

11. Januar 2008

Der Erstbezwinger des Mount Everest, Edmund Hillary, ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren in Neuseeland. Hillary war nicht nur ein großer Abenteurer, sondern Humanist und Kritiker der wachsenden Kommerzialisierung.

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Edmund Hillary im Januar 2007 in der Antarktis, Quelle: AP
Edmund Hillary im Januar 2007 in der AntarktisBild: AP Photo

Der Neuseeländer Edmund Hillary, der mit dem Sherpa Tenzing Norgay 1953 als erster Mensch das Dach der Welt erreichte, starb am Freitag (11.1.2008) in einem Krankenhaus im neuseeländischen Auckland, teilte Premierministerin Helen Clark mit.

"Er war ein Koloss", sagte Clark. "Er war eine heroische Figur, der nicht nur den Everest packte, sondern sein Leben mit Entschlossenheit, Bescheidenheit und Großzügigkeit lebte." Sein Tod sei ein herber Verlust für das Land.

Nepal trauert

Die nepalesischen Sherpas haben ihre Trauer um den Tod von Hillary bekundet. "Er war ein Botschafter Nepals und die Lücke, die durch sein Hinscheiden entstanden ist, wird nie gefüllt werden", teilte die Bergsteigervereinigung Nepals mit. Der amtierende Präsident der Bergsteigervereinigung, Jimba Zamhu Sherpa, sagte, Hillary sei "für die Menschen der Sherpa-Gemeinschaft wie ein zweiter Vater" gewesen. Der nepalesische Tourismusminister Prithvi Subba Gurung sagte, Hillary sei ein "inoffizieller Botschafter Nepals" gewesen.

Der bescheidene Humanist

Hillary und sein Sherpa, Quelle: AP
1953: Hillary (rechts) und sein Sherpa auf dem höchsten Berg der WeltBild: AP Photo

Hillary und Tenzing hatten den 8848 Meter hohen Gipfel am 29. Mai 1953 bezwungen. Sie wurden über Nacht weltberühmt. Als Zeichen seiner Dankbarkeit unterstützte Hillary die Sherpas im Himalaya zeitlebens mit einer Stiftung, die Schulen und Krankenhäuser baute. "Seine lebenslange humanitäre Arbeit hat außerordentliche Bedeutung und bleibenden Wert", sagte Clark. In typischer Bescheidenheit sagte Hillary vor einigen Jahren: "Wenn ich mal ins Gras beiße, sollten von allem, was ich so gemacht habe, ohne Frage die Sherpaschulen und das als bleibende Leistung in Erinnerung bleiben."

Hillary weigerte sich lange zu sagen, wer als erster den Fuß auf den Gipfel gesetzt hatte - bis Tenzing bestätigte, dass er ein paar Schritte hinter Hillary oben ankam. "Wenn es eine Schande ist, als zweiter den Gipfel des Mount Everest erreicht zu haben, muss ich mit dieser Schande leben", sagte er. Tenzing starb 1986.

Lebenslanger Abenteurer

Hillary, am 20. Juli 1919 in Tuakau in der Nähe von Auckland geboren, blieb auch als weltberühmter Bergsteiger ein Abenteurer, der immer neue Herausforderungen suchte. Er erklomm im Himalaya zehn weitere Gipfel, leitete 1958 eine Expedition, die fast ein halbes Jahrhundert nach dem legendären Wettlauf zwischen Amundsen und Scott den Südpol erreichte. Dann suchte er im Himalaya nach dem Schneemenschen Yeti. 1977 erkundete er den Ganges in Indien von der Mündung bis zur Quelle.

Mit dem ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong, flog Hillary 1985 zum Nordpol. Von 1985 bis 1989 war er Botschafter in Indien. Im Januar 2007 kehrte Hillary noch einmal an den Südpol zurück. Dort nahm er an der Feier zum 50. Geburtstag der Scott-Basis teil, die er selbst mit eingerichtet hatte.

Die moralische Instanz

Berggipfel im Himalaya, Quelle: AP
Berggipfel im HimalayaBild: AP

Hillary erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurde er von der englischen Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Die Nachricht von der erfolgreichen Expedition hatte Großbritannien am Vorabend ihrer Krönung erreicht. Zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung wurde Hillary zum ersten Ehrenbürger Nepals ernannt, wo er vor allem wegen seiner humanitären Arbeit zeitlebens tief verehrt wurde.

Hillary betrachtete die wachsende Kommerzialisierung der Himalaya-Kletterei mit Sorge. Mit Abscheu geißelte er einen Landsmann, der im Mai 2006 einen halberfrorenen Engländer kurz vor dem Everest-Gipfel links liegen ließ, um selbst den Gipfel zu erreichen statt zu helfen. Der Engländer starb. Tugenden wie Kameradschaft seien dem Ehrgeiz der Ich-Menschen gewichen, sagte Hillary. (kas)