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Großoffensive im Swat-Tal

8. Mai 2009

Die pakistanische Armee rückt gegen die islamistischen Taliban weiter in das umkämpfte Swat-Tal vor, binnen 24 Stunden wurden mehr als 140 Aufständische getötet. Der Regierungschef kündigte ihre "Auslöschung" an.

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Pakistanische Soldaten (Foto: AP)
Armeepatrouille auf der Straße zum Swat-TalBild: AP

Mit Kampfhubschraubern, Artillerie und Bodentruppen ging Pakistans Armee am Freitag (08.05.2009) eigenen Angaben zufolge gegen die Taliban im Nordosten des Landes vor. Bei Gefechten in den Distrikten Swat, Bruner und Dir seien seit Donnerstag mindestens 140 Aufständische getötet worden. Auf Seiten der pakistanischen Armee seien fünf Soldaten ums Leben gekommen. Insgesamt sind offiziellen Angaben zufolge bis zu 15.000 Sicherheitskräfte in der Grenzregion zu Afghanistan im Einsatz.

Eingeschlossene Zivilisten

Pakistanische Soldaten (Foto: AP)
15.000 Soldaten sollen im Einsatz seinBild: AP

Wegen der Kämpfe sind hunderttausende Menschen auf der Flucht. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR haben rund 200.000 Flüchtlinge sichere Gebiete erreicht. Weitere 300.000 seien unterwegs oder seien dabei, ihre Flucht vorzubereiten. Das Kinderhilfswerk UNICEF spricht sogar von 1,3 Millionen Flüchtlingen.

Berichten zufolge waren am Freitag tausende Zivilisten während der Kämpfe in der Stadt Mingora eingeschlossen. Die Armee hatte eine Ausgangssperre vom Bezirk Malakand bis ins Swat-Tal verhängt, um ihren Soldaten den Vormarsch zu erleichtern. Nach Angaben von Anwohnern waren Telefonleitungen unterbrochen, auch Mobiltelefone funktionierten nicht.

"Terroristen ausmerzen"

Pakistanische Soldaten (Foto: AP)
Regierungstruppen sollen die Kontrolle über den Nordosten zurückgewinnenBild: AP

Pakistans Premierminister Yousuf Raza Gilani hatte am Donnerstagabend in einer Ansprache an die Nation die neue Großoffensive gerechtfertigt: "Um die Ehre und Würde unseres Heimatlandes wieder herzustellen und unser Volk zu beschützen, sind die Streitkräfte dazu aufgerufen worden, die Militanten und Terroristen auszumerzen", sagte Gilani.

"Der Einsatz geht solange weiter, bis die Normalität wiederhergestellt ist", kündigte der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari nach US-Medienberichten am Donnerstag in Washington nach einem Treffen mit US-Senatoren an. US-Verteidigungsminister Robert Gates begrüßte am Freitag das Vorgehen der pakistanischen Armee. Gates war zu Besuch in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Die USA drängen Pakistan schon länger, militärisch gegen die pakistanischen Taliban vorzugehen.

Taliban noch nicht geschlagen

Trotz der Offensive hatten die Taliban am Freitag weiterhin große Teile der Bezirkshauptstadt Mingora im Swat-Tal unter Kontrolle. Wie die Armee berichtete, haben Taliban das Polizeihauptquartier umstellt, in dem sich rund 100 Angehörige der Sicherheitskräfte verschanzt hätten. Der Fernsehsender Sama berichtete bereits am Freitag, die Taliban hätten eine Bank geplündert und eine Mädchenschule gesprengt. Damit hätten die Islamisten seit Mitte vergangenen Jahres 202 Schulen zerstört.

Mit der neuen Offensive ist das Abkommen de facto annulliert, das die pakistanische Regierung im Februar mit den Taliban geschlossen hatte. Darin gestand sie den Islamisten zu, im Swat-Tal das islamische Recht der Scharia einzuführen. Die Taliban versuchten daraufhin, ihre Macht auch auf andere Distrikte auszuweiten. (det/ina/afp/ap/dpa/rtr)