Gruß aus Freetown, Sierra Leone | Regionen | DW | 25.10.2012
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Regionen

Gruß aus Freetown, Sierra Leone

Kate Hairsine über Bulldozer, Baulärm und Bürogebäude. Und über einen vermeintlichen Aufschwung.

Kate Hairsire, Trainerin der DW Akademie in Freetown, Sierra Leone; Copyright: DW/C. Springate

Kate Hairsire

Die Hauptstadt von Sierra Leone ist eine einzige Baustelle. Gleich neben meinem Hotel wird gerade ein Hügel plattgemacht. Die Bulldozer ziehen täglich in aller Frühe los - an Schlaf ist dann nicht mehr zu denken. Dem Baulärm zu entkommen, ist nicht leicht. Die Hauptstrasse in Freetown wird gerade zu einer vierspurigen Verkehrsachse erweitert. Das Gebrüll der Bulldozer und LKW summiert sich mit krähenden Hähnen, röhrenden Radios, Motorrädern, Generatoren und den Rufen der Straßenhändler zu einem städtischen Lärm-Konzert.

Während mein Taxi im Verkehr feststeckt, sehe ich an einer Straßenecke den Rohbau eines neuen Bürogebäudes, eingekleidet mit einem ausgeklügelten Gerüst aus Bambus. Häuser, Bürokomplexe, Autobahnen - es gibt nichts, was hier derzeit nicht gebaut wird. Ein Jahrzehnt nach dem Ende des verheerenden Bürgerkrieges erlebt die Wirtschaft Sierra Leones einen enormen Aufschwung. Erstmals seit 30 Jahren wird wieder Eisenerz exportiert und vor kurzem wurden neue Offshore-Erdöl-Quellen entdeckt; nicht zu vergessen das wachsende Exportgeschäft mit Diamanten, Titan, Bauxit und Gold. Es sieht wirtschaftlich also recht gut aus für das westafrikanische Land. Die Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfond liegt derzeit bei 34 Prozent.

Und dennoch: Sierra Leone ist immer noch eines der ärmsten Länder der Welt. auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen rangiert es auf Platz 180 von 187. Diese Armut hat Folgen, zum Beispiel Kinderarbeit. So arbeiten bereits Vierjährige in Steinbrüchen außerhalb von Freetown, und zerhämmern Granit zu Kies, den sie in kleinen Tiegeln für wenig Geld verkaufen. Gebraucht wird der Kies vor allem in der Stadt, dort wie gerade neue Straßen, Häuser und Bürokomplexe gebaut werden.


Die Australierin Kate Hairsine ist Journalistin und Medientrainerin und seit 2010 für die DW Akademie tätig. Zuvor arbeitete Kate als Anthropologin and Wissenschaftlerin für Organisationen und Institutionen, die sich für die Rechte der Aborigines einsetzten. Hier verhandelte sie oftmals mit Bergbau-Unternehmen hinsichtlich der Landrechte der australischen Ureinwohner. Dieses Jahr reiste Kate Hairsine für den DW Akademie-Workshop "Reporting on extractive industries" gemeinsam mit Trainerkollegen Marcus Lindemann und Florian Kroker nach Freetown. An diesem Training nahmen Print-, Radio- und TV-Journalisten aus Liberia und Sierra Leone teil.

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  • Datum 25.10.2012
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