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Grundrecht

25. August 2011

Jeder Mensch hat ein Recht auf sauberes Trinkwasser, Toiletten und Kläranlagen. Das haben die Vereinten Nationen im Juli 2010 beschlossen. In der Praxis bleibt das für viele ein unerfüllter Traum.

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Wassertanks in der West Bank aus denen ein Kind trinkt. (AP Photo/Adel Hana, File)
Wasssermangel im WestjordanlandBild: AP

"Die Wasserknappheit wird sich in den kommenden Jahren vor allem in den armen Ländern verstärken", warnt die Deutsche Welthungerhilfe. Weltweit hätten bereits fast 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und mehr als 30 Länder seien vom Wassermangel bedroht.

"Der Klimawandel wird weitere Veränderungen mit sich bringen", sagt Thomas Levin, Wasserexperte bei der GIZ, einer Organisation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Wetterextreme - mehr Regen und mehr Dürre - nähmen jetzt schon in einigen Regionen zu. Aber auch die wachsende Bevölkerung und die wachsenden großen Städte verschärfen das Problem: Der Wasserverbrauch, so die Welthungerhilfe, habe sich im vergangenen Jahrhundert versechsfacht.

Kein Wasser für Arme

Damit das Thema weltweit auf die politische Agenda kommt, hatte die UN Generalversammlung im vergangenen Jahr das Grundrecht auf sauberes Wasser und Hygiene als eigenes Menschenrecht beschlossen. Es verpflichtet die Staaten zum Handeln. Die aber tun sich schwer mit der Umsetzung in die Praxis. Und das nicht nur weil das Wasser knapp ist. Denn: "Wenig Wasser ist keine Entschuldigung" sagt Catarina de Albuquerque, UN Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wasser. "Ich bin in Ägypten auf Mission gewesen. Wenn man in Kairo landet, sieht man Dutzende von Häusern mit Schwimmbädern. Gleichzeitig gibt es im Land Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Aber die Menschenrechtsresolution gibt vor, das Wasser für den menschlichen Konsum muss Priorität haben."

Grand Hyatt Hotel in Kairo am Ufer des Nils. RIA-405973 Foto RIA Novosti Juni 2009.
In Ägypten ist der Zugang zu Wasser ungleich verteiltBild: RIA Novosti

Die UN Sonderberichterstatterin sieht die Regierungen in der Pflicht, mehr Engagement und politischen Willen zu zeigen, um allen Bürgern den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Es brauche ein Konzept und die immer gleiche Anfangsfrage der Entscheidungsträger: Wer hat warum und wieso keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser? Wenn sie die Fragen bei ihren Länderbesuchen im Auftrag des Menschenrechtsrates stellt, findet sie heraus, dass es immer die selben Bevölkerungsgruppen sind, denen dieses Grundrecht verwehrt wird: "Es sind die Leute in den Slums. Es sind die Frauen. Aber auch Menschen, die zu ethnischen Minderheiten gehören, Flüchtlinge, Migranten."

Frauen mit Wasserkrügen auf ihrem Kopf (AP Photo/Ajit Solanki)
Frauen müssen oft weit laufen, um Wasser zu holenBild: AP

Politischer Wille in Kenia

Damit sich das ändert sieht de Albuquerque auch die Geberländer in der Entwicklungszusammenarbeit in der Pflicht. Es gäbe mehr Chancen, wenn der menschenrechtliche Ansatz Bestandteil der Entwicklungshilfe wäre. Ein Vorgehen, das die deutsche Entwicklungspolitik inzwischen aufgenommen hat. "Und in Wasserprojekten in Kenia hat es gut funktioniert", berichtet Thomas Levin. Da sei zunächst auf der politischen Ebene gearbeitet worden. Der politische Wille und die Bereitschaft des kenianischen Staates sei entscheidend für den Erfolg des Projektes gewesen.

"Sie haben einen Wasser-Regulierer der die Aufgabe hat, die Wasserversorger zu beaufsichtigen. Der muss regelmäßig darlegen, wie er arbeitet und wie er die Armutsgebiete versorgt.“ So habe der Staat die nötigen Information erhalten um zu beurteilen, ob es Menschenrechtskonform ablaufe. Ein Belohnungssystem für die Wasserversorger sorge zudem für die richtigen Anreize.

Auch die Bilanz der Welthungerhilfe, ebenfalls an Wasser-Projekten in Kenia beteiligt, fällt positiv aus: Es habe sich gezeigt "dass sich der Zugang zu Wasser auch positiv auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen auswirke", so die Präsidentin der Hilfsorganisation, Bärbel Dieckmann. "Statt Wasser holen zu müssen, könnten Kinder zur Schule gehen und Frauen hätten mehr Zeit und Kraft zum Anbau von Nahrungsmitteln."

Handlungsbedarf auch in Europa

Das Menschenrecht auf Wasser, dass auch das Recht auf sanitäre Anlagen beinhaltet, ist jedoch nicht nur für Menschen in den Entwicklungsländern vielfach noch ein unerfüllter Traum.

UN-Sonderberichterstatterin Catarina de Albuquerque (Foto: Deutsche Welle)
UN-Sonderberichterstatterin Catarina de AlbuquerqueBild: DW

De Albuquerque sieht auch in Europa Handlungsbedarf: Slowenien zum Beispiel habe zwar beim Zugang zu sauberem Trinkwasser Riesenfortschritte gemacht, aber eine ethnische Gruppe, die Roma, blieben außen vor. "Ich bin Frauen begegnet, die täglich zwei Stunden zu einer sauberen Wasserquelle laufen müssen. Es gab keine Toiletten. Sie müssen in die Büsche gehen oder zu einem Fluss neben dem Haus. Das ist unakzeptabel."

Um das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser, Toiletten und Kläranlagen zukünftig besser zu garantieren, hat de Albuquerue aus ihren Länderberichten verschiedene praktische Lösungsansätze entwickelt. Sie werden im Herbst bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York vorgestellt.

Autorin: Ulrike Mast-Kirschning
Redaktion: Irene Quaile