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GTZ-Hilfe beim Aufbau wirtschaftlicher Frühwarnsysteme für den Balkan

17. August 2006

Entwicklungs- oder Transformationsländer reagieren oft stark auf weltwirtschaftliche Krisen und Umbrüche. Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit berät Albanien beim Aufbau eines Frühwarnsystems.

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Chinas Energiehunger, das Scheitern der Welthandels-Gespräche, der hohe Ölpreis: muss man sich in Albanien über diese Entwicklungen Sorgen machen, wenn das Land doch viele andere dringendere Probleme hat? Die Antwort ist ja! Äußere Schocks können gerade für die Wirtschaften von Entwicklungs- oder Transformationsländern verheerende Folgen haben. Vor allem dann, wenn die Behörden erst eingreifen, wenn die Krisen da sind. In Industrieländern wie Deutschland werden Frühwarnsysteme angewendet, die versuchen, künftige Krisen vorauszusehen. Auf deren Basis werden dann mögliche Folgen für die Wirtschaft analysiert.

Pilotprojekt in Albanien

Solche Systeme sollen jetzt auch von den Zentralbanken in Südosteuropa angewendet werden. Ein Pilotprojekt in Albanien wird derzeit von der GTZ unterstützt. Erjon Luçi, Chef des Research Departments bei der Zentralbank Albaniens erklärt, dass die Modelle, auch die Besonderheiten des Finanzsektors in Albanien berücksichtigen. Es gehe nicht nur darum, Daten zu sammeln und zu beschreiben, sondern vielmehr darum, sie zu verarbeiten und richtig zu interpretieren. Dafür werde eine Spezialisten-Einheit gebildet, die sich damit beschäftigt, Erjon Luçi: "Innerhalb der Zentralbank wird eine Einheit gebildet, die sich systematisch mit der Anwendung dieser Modelle beschäftigen wird - deren Anpassung auf die konkreten albanischen Verhältnisse - mit der Verbesserung der Datenbanken beschäftigt, damit das Ergebnis für eventuelle finanzielle Risiken eine sehr hohe Zuverlässigkeit aufweist."

Die Aufsichtsbehörden werden so auf mögliche Fehlentwicklungen oder äußere Gefahren des Finanzsektors aufmerksam gemacht. Diese Analysen zeigen dann auch die möglichen Folgen auf. Professor Michael Bolle von der Freien Universität Berlin, der die Zentralbank Albaniens im Auftrag der GTZ unterstützt, erklärt, welchen Risiken der Finanzsektor in Albanien und den Nachbarnländern ausgesetzt ist: "Diese Länder haben in der Regel ein sehr hohes Leistungsbilanzdefizit und das bringt erhebliche Risiken mit sich, die aber bisher glücklicherweise durch eine kluge Politik der Zentralbanken ausgeglichen werden konnten, weil es in diesen Ländern einen stetigen Kapitalstrom gibt. So wird das Defizit in der Leistungsbilanz kompensiert. Diese Kompensation hängt vom Einfluss ausländischen Kapitals in diesen Ländern ab. Aber die Risiken können darin bestehen, dass dieser Fluss nicht in dem Ausmaß stattfindet, wie wir das erhoffen. Diese Länder dort unten haben einen noch sehr unentwickelten Kapitalmarkt und hier wird man den Kapitalmarkt sehr stark fördern und beobachten müssen, damit dieser stetige Kapitalfluss gesichert ist."

Stabilität des Finanzsektors

Die Stabilität des Finanzsektors in Albanien wird auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gefördert und das Ergreifen der entsprechenden Maßnahmen ist sogar Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit. Im Rahmen der Assoziierungs- und Stabilisierungsabkommen mit der EU wird das auch von der Europäischen Zentralbank gefördert, sagt Bolle: "Ein Teilelement der Entwicklung des gesamten Finanzsektors ist es, dass man ein gutes Instrument hat, um seine Entwicklung überhaupt richtig beurteilen zu können, zu messen und frühzeitig mögliche Fehlentwicklungen entdecken kann. Und das ist ein Teilelement, was auch der IMF (IWF Internationaler Währungsfonds) fordert, und das entwickeln wir gerade. Sozusagen die informationelle Grundlage für angemessene Entscheidungen zur weiteren Entwicklung und Sicherung der Stabilität der Finanzsektoren. Weil eben doch hier wir etwas tun, was auch von der Europäischen Zentralbank durchaus begrüßt wird."

Geplante Ausweitung auf Nachbarländer

Das Projekt soll auch auf andere Länder des westlichen Balkans ausgeweitet werden. Dafür finden zurzeit regionale Seminare statt, in denen die praktische Umsetzung des Projektes diskutiert wird. Es geht um den Aufbau von statistischen Datenbanken, die Qualifizierung des Personals und entsprechende Computerprogramme. Das nächste Seminar ist für September geplant. Da werden die Spezialisten aus den Zentralbanken Albaniens und Mazedoniens ihre bisherigen Erfahrungen austauschen und über Lösungen aufgetretener Probleme beraten. Bolle ist zuversichtlich, dass sich auch die Zentralbanken des Kosovos, Montenegros und Serbiens dem Projekt anschließen werden: "Es wird sich alles auch ausweiten. Wenn meine Hoffnungen in Erfüllung gehen, dann haben wir in den nächsten zwei-drei Jahren eine enge Kooperation in Bezug auf Frühwarnsysteme in den meisten Zentralbanken des Balkans."

Eliana Xhani
DW-RADIO/Albanisch, 15.8.2006, Fokus Ost-Südost