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Guantanamo: Journalisten nur kurz bei Verhören

6. August 2004

Erstmals haben Journalisten Anhörungen von Gefangenen im berüchtigten US-Lager Guantanamo auf Kuba beobachtet. Nach nur einer Stunde wurden sie jedoch wieder von den Verhören ausgeschlossen.

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Unfrei unter Palmen: Hauptquartier auf Guantanamo, wo die Häftlinge verhört werdenBild: AP

Zwei afghanische Gefangene haben am Donnerstag (5.8.2004) auf dem Militärstützpunkt Guantanamo vor einem der Sondertribunale ausgesagt, welche die US-Armee eigens für die Prüfung der Inhaftierungen eingerichtet hatte. Einer von ihnen räumte ein, 2001 den Taliban in Afghanistan angehört zu haben. Er sei jedoch "nicht so verrückt gewesen", gegen die US-Armee zu kämpfen, betonte der 31-Jährige. Er habe sich der US-Armee gestellt, weil er davon ausgegangen sei, dass die USA für Menschenrechte eintreten.

Der US-Armee zufolge wurde der Mann Ende 2001 von Kämpfern der Nordallianz in Afghanistan festgenommen. Er habe ein Gewehr bei sich getragen und sei mit einem ranghohen Taliban zusammen gewesen.

Mit Fußfesseln vor dem Tribunal

Der andere Gefangene gab an, von den Taliban zum Kämpfen gezwungen worden zu sein. Der 49-jährige Afghane forderte die Anhörung von drei Zeugen, die dies bestätigen sollten. Die Sondertribunale verweigern den Gefangenen jedoch grundsätzlich die Vorladung von Zeugen.

Die Afghanen erschienen mit Fußfesseln vor den drei Richtern des Militärtribunals. Die Verhöre fanden in fensterlosen Container statt, die etwa drei mal sechs Meter groß waren. Während des ersten Verhörs durften die Journalisten etwa eine Stunde anwesend sein, während des zweiten etwa eine halbe Stunde, dann wurden sie nach draußen geschickt. Begründung: Nun würden sicherheitsrelevante, geheime Themen behandelt.

600 Terrorverdächtige

Die Anhörungen vor den Sondergerichten laufen seit Anfang August. Bislang wurden zehn Fälle verhandelt; fünf Häftlinge weigerten sich jedoch vor Gericht zu erscheinen.

Nach internationaler Kritik am Gefangenenlager Guantanamo wollen die USA alle der dort festgehaltenen fast 600 Terrorverdächtigen vorladen und deren Status als "feindliche Kämpfer" überprüfen. (mas)