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Gulacsi: "RB ist reifer geworden"

Michael da Silva
10. Januar 2018

Der Torwart von Vizemeister RB Leipzig, Peter Gulacsi, spricht im DW-Interview über die Debütsaison des Vereins im Europapokal - und blickt voraus auf den Rückrundenstart gegen den Tabellenzweiten FC Schalke 04.

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RB Leipzig-Torwart Peter Gulacsi. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/Pressefoto ULMER/Markus Ulmer

DW: Das Erreichen der Champions League war ein bedeutender Erfolg für RB Leipzig, auch wenn es nur für die Gruppenphase gereicht hat. Haben Sie das Gefühl, dass diese Erfahrung der Mannschaft gut getan hat?

Peter Gulacsi: Wir haben uns in der Champions League definitiv als Mannschaft weiterentwickelt. Auch wenn wir früher herausgeflogen sind als erhofft, hat uns diese Erfahrung wirklich reifer gemacht. Die Leute sollten sich vor Augen führen, wie jung unsere Mannschaft ist und dass wir zum ersten Mal in der Champions League gespielt haben. Es war also eine riesige Lernkurve für jeden Bereich des Vereins. Wir hatten einige wirklich gute Spiele in der Gruppenphase, wie den 4:1-Sieg in Monaco, aber dann auch Spiele, aus denen wir mehr hätten mitnehmen können. Wir freuen uns, dass unsere Europa-Reise trotzdem noch nicht zu Ende ist. Wir haben jetzt die große Chance, in der Europa League weitere internationale Erfahrung zu sammeln, was uns als Mannschaft weiterbringen wird.

Obwohl der Verein noch sehr wenig Europapokal-Erfahrung hat, zählen die Experten Sie zu den Favoriten auf den Sieg in der Europa League. Glauben Sie, dass Leipzig das Zeug hat, um in dem Wettbewerb weit zu kommen?

Es ist noch früh, um darauf eine Antwort zu geben, wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Wir bekommen es jetzt mit dem SSC Neapel zu tun, einer der besten Mannschaften überhaupt, das wird wie ein Champions-League-Spiel. Für einen Verein wie unseren ist es eine große Sache, einfach nur dabei zu sein und auf die Mannschaften zu blicken, die im Wettbewerb verblieben sind - Atletico Madrid, FC Arsenal, AC Mailand, Olympique Lyon. Da können wir nichts für selbstverständlich nehmen. Aber es ist eine fantastische Gelegenheit, immer noch in Europa dabei zu sein, und wir werden unser Bestes geben, dass es möglichst lange dauert.

Gulacsi kassiert Elfmetertor gegen Istanbul. Foto: Getty Images
In der Champions League (hier gegen Besiktas Istanbul) zahlten Gulacsi (2.v.l.) und Co. LehrgeldBild: Getty Images/Bongarts/S. Franklin

War es für den Verein eine Herausforderung, erstmals den Spagat zwischen nationalen und europäischen Spielen schaffen zu müssen?

Ja, es war eine Herausforderung und für die meisten im Team etwas komplett Neues. Ich denke, wir haben es wirklich gut gemeistert. Wir profitieren davon, dass unsere Spieler jung sind und wir einen ziemlich großen Kader haben, der den Anforderungen gewachsen ist. Der Trainer ist in der Lage, Qualität durch Qualität zu ersetzen. Das ist ein großer Vorteil, wenn wir uns als Team entwickeln und unsere Ziele erreichen wollen. Wir müssen weiterhin Punkte in der Liga sammeln, um unter den besten Vier zu bleiben und damit auch im nächsten Jahr Champions League spielen zu können.

In der vergangenen Saison hat RB Leipzig in der Bundesliga zwischenzeitlich dem FC Bayern München das Leben schwer gemacht. Jetzt haben Sie 13 Punkte Rückstand in der Liga, sind aus der Champions League und dem DFB-Pokal raus. Ist es an der Zeit, sich wieder voll auf die Bundesliga zu konzentrieren, um die Lücke zu den Bayern zu schließen?

Was wir letztes Jahr erreicht haben, war einzigartig. Wir sollten also nicht zu streng mit uns selbst sein, wenn wir in diesem Jahr nicht so nahe an die Bayern herankommen wie beim letzten Mal. Wir stehen in unserer Entwicklung als Team weit hinter ihnen. Sie haben eine unglaubliche individuelle Qualität in ihrem Kader. Wenn wir gut in die Rückrunde starten und am Ende wieder Tabellenzweiter werden sollten, wäre das ein großes Kompliment für die Mannschaft.

Das Team beendete das Jahr 2017 mit einer Durststrecke: kein Sieg in den letzten fünf Bundesliga-Spielen. Kam die Winterpause genau zum richtigen Zeitpunkt?

Die Winterpause hat uns definitiv die Möglichkeit gegeben, unsere Batterien aufzuladen und für die entscheidende Phase der Saison frischer und stärker zurückzukehren. Wir haben viele Spiele gespielt, da ist es normal, dass man nicht Woche für Woche die gleiche Intensität aufrechterhalten kann, vor allem auf einem so hohen Niveau. Wir müssen in der Liga unsere Hausaufgaben machen. Dem Team hat die Winterpause körperlich und geistig gut getan. Wir hatten Zeit, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir als Mannschaft besser werden können.

Gulacsi im Duell mit Naldo im Hinrundenspiel auf Schalke, das Leipzig 0:2 verlor. Foto: Getty Images
Gulacsi (r.) im Duell mit Naldo im Hinrundenspiel auf Schalke, das Leipzig 0:2 verlor Bild: Getty Images/Bongarts/B. Streubel

Sie starten gleich mit einem Schlüsselspiel in die Rückrunde: zu Hause gegen den FC Schalke 04. Wie beurteilen Sie das bisherige Auftreten der Königsblauen in dieser Saison?

Hätte man den Schalkern zu Beginn der Saison gesagt, dass sie jetzt da wären, wo sie sind [auf dem zweiten Tabellenplatz - Anm. der Red.], hätten sie es bestimmt dankend angenommen. Ihr Trainer hat einige Änderungen an der Mannschaft vorgenommen, sie sind nun viel schwerer zu schlagen. Wir wissen, dass es ein schweres Spiel wird. Die vier ersten Tabellenplätze sind in dieser Saison hart umkämpft, sieben bis acht Teams streiten um die Champions-League-Plätze. Schalke ist eine dieser Mannschaften. Wenn wir die Saison so beenden wollen wie die vergangene, müssen wir solche Spiele gewinnen.

Im Sommer wird der Klub Naby Keita verlieren, der zum FC Liverpool wechselt, bei dem Sie früher auch einmal unter Vertrag standen. Wie schwer wiegt der Verlust Keitas für ihre Mannschaft?

Naby ist ein fantastischer Spieler, das wissen wir alle. Er war in den vergangenen Spielzeiten sehr wichtig für uns, genau deshalb wollte Liverpool ihn ja verpflichten und hat viel Geld ausgegeben, um ihn zu bekommen. Im Idealfall wollen wir natürlich unsere besten Spieler nicht verlieren. Aber das gehört eben zum Fußball dazu. Wir haben hier eine großartige Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass der Klub alles Nötige tun wird, damit wir uns weiterhin in die richtige Richtung bewegen.

Peter Gulacsi wurde 1990 in der ungarischen Hauptstadt Budapest geboren. Von 2007 bis 2013 war der Torwart beim FC Liverpool unter Vertrag, stand dort aber nur für die zweite Mannschaft zwischen den Pfosten und wurde an mehrere Vereine ausgeliehen. 2013 wechselte Gulacsi zum FC Red Bull Salzburg, zwei Jahre später zu RB Leipzig. Der Vertrag des 27-Jährigen läuft noch bis 2022. Für die ungarische Nationalmannschaft bestritt Gulacsi bisher 14 Länderspiele.

Das Interview führte Michael da Silva.