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Gurlitt-Erbe: Bern unter Druck

2. November 2014

Das Kunstmuseum der Schweizer Hauptstadt sollte nach dem Willen des Kunst-Erben Gurlitt dessen Gemäldesammlung erhalten - NS-Raubkunst inklusive. Der Jüdische Weltkongress läutet deshalb die Alarmglocken.

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Außenansicht des Kunstmuseums von Bern (Foto: picture-alliance/dpa/Thomas Eisenhuth)
Bild: picture-alliance/dpa/Thomas Eisenhuth

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, hat das Kunstmuseum Bern davor gewarnt, den Nachlass des Anfang Mai verstorbenen Kunst-Erben Cornelius Gurlitt voreilig anzunehmen. Ließe sich das Museum auf dieses Erbe ein, "wird es die Büchse der Pandora öffnen und eine Lawine von Prozessen auslösen", sagte Lauder dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in einem gemeinsamen Gespräch mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Gurlitt hatte seine komplette Gemäldesammlung dem Kunstmuseum in Bern vermacht. Es will demnächst verkünden, ob es das Erbe annimmt. Die Sammlung sorgt seit Monaten für Aufregung. Die Bilder stammen aus dem Erbe des 1956 verstorbenen Kunstsammlers und früheren Museumsdirektors Hildebrand Gurlitt: Er hatte während der NS-Zeit eine riesige Sammlung erworben - zum Teil aus dem Besitz jüdischer Bürger.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (Foto: picture alliance/BREUEL-BILD)
Kulturstaatsministerin GrüttersBild: picture alliance/BREUEL-BILD
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder (Foto: Reuters/Tobias Schwarz)
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, LauderBild: Reuters/Tobias Schwarz

Sein Sohn Cornelius hatte die Kunstwerke lange vor der Öffentlichkeit verborgen, erst im Februar 2012 entdeckten Ermittler in seiner Schwabinger Wohnung mehr als 1200 Gemälde, darunter Werke von Chagall und Matisse. Hunderte weitere Bilder befanden sich in seinem Salzburger Haus. Mehrere hundert Bilder stehen aber im Verdacht, NS-Raubkunst zu sein. Gurlitt hatte kurz vor seinem Tod mit der bayerischen Landesregierung und der Bundesregierung eine Einigung getroffen, die vorsieht, dass die Besitzverhältnisse seiner Bilder geklärt und im Fall von Raubkunst faire Lösungen mit den rechtmäßigen Besitzern getroffen werden.

Kulturstaatsministerin Grütters bestätigte, dass Berlin noch mit dem Museum in Bern verhandele. Dieses bekenne sich zu der von Gurlitt zugesicherten Aufarbeitung und auch zur Restitution von Raubkunst. "Ich bin überzeugt, wir werden zu einer guten und vernünftigen Lösung kommen", sagte sie dem "Spiegel".

Der im Mai 2014 verstorbene Kunst-Erbe Cornelius Gurlitt (Foto: babiradpicture)
Um seinen Nachlass geht es: der im Mai verstorbene Kunst-Erbe Cornelius GurlittBild: babiradpicture

Lauder forderte die Deutschen insgesamt zu mehr Engagement bei der Erforschung von Raubkunst auf - auch von solcher, die sich nach wie vor in den Museen befinde. Auch die Gesetzgebung müsse sich entsprechend ändern: "Die Amerikaner glauben, dass sich die deutschen Museen hinter der deutschen Gesetzeslage, die sie zu nichts zwingt, verschanzen", sagte er.

sti/qu (ap, rtr)