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Gustav Horn: Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank "ist für Deutschland eine Katastrophe"

30. November 2005

Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung im Interview von DW-TV

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"Deutschland befindet sich immer noch in der tiefsten Konsumkrise der Nach­kriegszeit": Gustav Horn


Die für Donnerstag (1.12.) erwartete Erhöhung der Leitzinsen durch die Euro­päische Zentralbank (EZB) "ist kein gutes Signal. Für Deutschland ist es sogar eine Katastrophe. Denn gerade diese Zinserhöhung wird dann wirksam, wenn auf der anderen Seite starke Belastungen auf die deutsche Wirtschaft zukom­men, nämlich 2007 mit der Mehrwertsteuererhöhung. Und das zusammenge­nommen, kann zu einem konjunkturellen Absturz führen." Das sagte Gustav Horn, Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Makroökonomie und Kon­junkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, in einem Interview von DW-TV. Auch für Europa insgesamt sei die Zinserhöhung unangemessen, "denn Eu­ropa ist noch nicht in einer Aufschwungentwicklung. Wir haben zwar bessere Zahlen, aber der Aufschwung hat sich noch nicht entfaltet."

Das Argument der EZB, die Zinsdifferenz zu den USA müsse kleiner gehalten werden, sei "vollkommen falsch", so Horn, der gegenüber dem deutschen Auslandsfernsehen für eine größere Zinsdifferenz zu den USA plädierte. "Dies wertet den Euro tendenziell ab. Das heißt, wir haben auf den globalen Märkten bessere Wettbewerbschancen. Das fördert unser Wachstum in Europa, denn das Wachstum ist noch lange nicht so hoch wie in den USA."

Deutschland befinde sich immer noch "in der tiefsten Konsumkrise der Nach­kriegszeit", so Horn weiter. "Es bedarf eines Wachstums von über zwei Pro­zent über mehrere Jahre bis wir auf Besserung hoffen können."

30. November 2005
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