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Gute Laune nach der UMTS-Pleite

Holger Hank17. August 2005

Vor fünf Jahren fiel der Startschuss für die neue Mobilfunk-Generation. Die Branchenriesen gaben Milliarden für UMTS-Lizenzen aus. Danach herrschte Funkstille. Erst jetzt kommt das mobile Internet in Schwung.

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Teuer bezahlte LizenzenBild: AP

UMTS - diese vier Buchstaben standen einmal für die Mobilfunktechnik der Zukunft. Inzwischen ist UMTS eher ein Synonym für die größte Fehlinvestition der Telekom-Branche. Denn der einst hochgelobten UMTS-Standard (auch "G3" genannt) wartet immer noch auf den Durchbruch. Schätzungsweise 25 Millionen Handys funken derzeit weltweit mit der Technik und damit gerade einmal ein Prozent aller Geräte.

Netz nicht ausgelastet

Frau mit Handy SMS
Surfen am StrandBild: dpa

In Deutschland gehen Experten derzeit von etwa einer halben Million UMTS-Kunden aus, dazu kommen noch einmal einige hunderttausend Nutzer, die mit entsprechenden Notebook-Karten mobil surfen. Nach Presseberichten ist das deutsche Netz derzeit aber nur zu zehn Prozent ausgelastet. Fest steht: Auch fünf Jahre nachdem die großen Mobilfunkunternehmen mehr als 50 Milliarden Euro an Finanzminister Hans Eichel für die deutsche Lizenz überwiesen haben, ist das ganz große Geschäft mit dieser modernen Handytechnik nicht in Sicht.

Dabei war sich vor fünf Jahren die Telekom-Branche einig: UMTS ist "the next big thing". Zum ersten Mal würden sich große Datenmengen schnell auch auf das Mobiltelefon übertragen lassen. Die Vision: TV via Handy, Internet für unterwegs und überall. Doch zunächst kam alles ganz anders. Der Aufbau der neuen Netze verzögerte sich, auch weil der Branche nach dem Börsencrash das Geld für die teuren Investitionen ausgegangen war. Auch die Handy-Hersteller kämpften länger als erwartet mit den Tücken der neuen Technik. Die ersten Prototypen waren klobige Geräte, die zudem nicht richtig funktionierten.

W-LAN - Fluch und Segen

Schließlich tauchte auch noch ein Konkurrent auf, den die Telekom-Manager zunächst nicht auf der Rechnung gehabt hatten. Die so genannte "W-LAN"-Technologie mit ihren Daten-"Hotspots" ermöglicht ebenfalls mobiles Surfen und das zu günstigeren Preisen. Auf der Computermesse Cebit machte 2003 die bange Frage die Runde, ob das milliardenteure UMTS überhaupt noch gebraucht werden würde.

Doch die Branche merkte schnell, dass die Alternativen zu UMTS auch ihr Gutes haben. Dank W-LAN und diverser anderer modernen Funktechniken ist die mobile Internet-Nutzung inzwischen für immer mehr Menschen eine Selbstverständlichkeit. Ob DW-WORLD, BBC oder CNN.com - alle großen Webportale bieten inzwischen mobile Versionen an, mit denen das Surfen auch auf Mini-Bildschirmen Freude bereitet. Aus Japan kommt die Kunde, dass sich insbesondere Jugendliche gerne kurze Videofilme auf dem Telefon ansehen. Noch ist das recht teuer für die Nutzer, aber die Verbindungspreise sinken. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch mobiles Surfen mit einer "Flatrate", einem Festpreis, möglich ist.

Viel Geld zu verdienen

Das von vielen schon totgesagte UMTS dürfte von dieser Entwicklung profitieren. Denn es ist fast flächendeckend verfügbar. Weltmarktführer Vodafone hofft bis zum Frühjahr 2006 auf weltweit zehn Millionen UMTS-Kunden. Ob das schon reicht, um die an Eichel und seine Kollegen vor fünf Jahren gezahlten UMTS-Milliarden wieder einzuspielen, ist fraglich. Doch Vodafone, T-Mobile & Co ist es letztlich egal, welche Technik zur Anwendung kommt - mit den mobilen Surfern werden die Unternehmen in den kommenden Jahren auf jeden Fall viel Geld verdienen.