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Guter Trainer – schlechter Trainer

23. März 2011

Der eine lässt sich siezen, der andere behandelt die Spieler wie seine eigenen Söhne. Jeder Trainer ist anders. Manchmal funktioniert seine Methode, manchmal nicht. Was also macht einen guten Trainer aus?

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Der scheidende Bundestrainer Jürgen Klinsmann (l.) legt am 12.07.2006 seinem bisherigen Assistenten Joachim Löw (r.) im Anschluss an eine Pressekonferenz in der DFB-Zentrale in Frankfurt eine Hand auf die Schulter. Klinsmann gab seinen Rücktritt bekannt und präsentierte Löw als seinen Nachfolger. (Foto: dpa)
Erfolgreiche BundestrainerBild: picture-alliance/ dpa

"Den guten Trainer gibt es eigentlich nicht", behauptet Werner Mickler. Er ist Psychologiedozent beim Fußballlehrer-Lehrgang in Köln und glaubt nicht, dass ein Trainer bei jedem Verein erfolgreich sein könnte. "Es muss einfach von der Situation her passen. Stellen Sie sich vor, Louis van Gaal würde den VfL Bochum trainieren. Dann würde doch jeder sagen – das kann ich mir nicht so ganz vorstellen."

Kompetenzmodell für Trainer

An der Hennes-Weisweiler-Akademie wird den angehenden Bundesliga-Trainern ein Kompetenzmodell vermittelt. Acht Faktoren spielen dort eine Rolle: Kompetenzen im fachlichen, sprachlichen, sozialen, medialen, Führungs- und Vermittlungsbereich sowie zwei, die nicht geschult werden können, erklärt Leiter Frank Wormuth. "Zum einen die Ich-Kompetenz. Wer bin ich? Wenn ich nicht weiß, wie ich bin, kann ich doch auch nichts vermitteln." Und außerdem sei die Netzwerkkompetenz ganz wichtig. "Wenn ich kein Netzwerk habe, komme ich nicht unter."

"Einzelne Elemente verändern, um Erfolg zu haben"

Die Trainer Louis van Gaal (l.), Felix Magath und Armin Veh (r.)
Drei Meistertrainer: Nicht immer und überall von Erfolg gekröntBild: AP/dapd

Das sei das Rüstzeug für einen guten Trainer. Doch der wird quasi sofort am Erfolg gemessen. Dabei kann die eigene Trainingsmethode bei dem einen Verein funktioniert haben – aber beim neuen Verein vielleicht nicht. "Einen erfolgreichen Trainer macht aus, auf diese Strukturen einzugehen, die vorhanden sind", sagt Mickler. Gerade, wenn ein Trainer mitten in der Saison zu einem neuen Club kommt, hat er nicht mehr viel Einfluss – beispielsweise auf die Kaderzusammenstellung. Dann sollte er sich den neuen Verein mit all seinen Besonderheiten gut anschauen und herausarbeiten, wie er die einzelnen Elemente ein klein bisschen verändern könnte, so, dass sie wieder passend werden. "Im Hochleistungssport werden die letzten 5, 6 Prozent immer wichtiger. 90 Prozent kann man immer ausschöpfen, aber für diese letzten muss man unheimlich viel tun."

Respekt auch vor dem Busfahrer

Ganz wichtig ist auch die Art des Umgangs mit den Spielern, dem Vorstand und allen anderen im Verein. "Man wird daran gemessen: Wie gehe ich mit den Spielern um, mit den Leuten auf der Geschäftsstelle, dem Vorstand und auch dem Busfahrer?" Mickler nennt als Beispiel einen der erfahrensten in der Bundesliga: Jupp Heynckes von Bayer Leverkusen. Er sei nicht nur ein Trainer oder Lehrer. "Sondern das ist auch jemand, der mir in meiner Entwicklung weiterhilft. Er hat schon soviel Lebenserfahrung, auch im Umgang mit Menschen."

Mainzs Trainer Thomas Tuchel (l.) und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp stehen zusammen und lächeln (Foto: AP)
Kommen gut an: Thomas Tuchel (l.) und Jürgen KloppBild: AP

Heynckes habe eine "natürliche Autorität" auch bei jungen Spielern. Autorität ist wichtig. Doch auch BVB-Trainer Jürgen Klopp wird trotz seiner kumpelhaften Art von seinen Spielern respektiert und hat sich eine gewisse Autorität erarbeitet. Ob das auch Ex-Wolfsburg-Trainer Pierre Littbarski gelungen ist, sei dahingestellt: Er hatte seine Spieler aufgefordert, ihn ab sofort zu siezen. Neulinge, die noch nicht soviel Erfahrung und Erfolge vorweisen können und selbst auch nicht in den oberen Ligen aktiv Fußball gespielt haben, können sich diese Autorität erarbeiten. "Christoph Daum hat sich hochgearbeitet. Er ist ein Beispiel dafür, dass ich nicht unbedingt Bundesliga gespielt haben muss, um trotzdem ein erfolgreicher Trainer zu werden", sagt Mickler.

Medizinball oder Einzelgespräch?

Wie man seine Lehrinhalte umsetzt, ob man auf teambildende Maßnahmen, besondere Motivationstricks oder auf Einzelgespräche setzt – das sei jedem Trainer selbst überlassen. Erfahrung spiele natürlich eine große Rolle – aber Experimentierfreude gegen die Betriebsblindheit könne ebenfalls der Schlüssel zum Erfolg sein.

Thomas Tuchel vom FSV Mainz 05 setzt zum Beispiel auf Bilder und Erkenntnisse aus der Gehirnforschung – sein Prinzip: Machen, statt zu viel zu reden. Bei Wolfsburg-Coach Felix Magath, der für seine harten Ausdauereinheiten mit Medizinbällen bekannt ist, sieht es schon wieder ganz anders aus. Er wurde übrigens auf Schalke gefeuert, obwohl er mit seiner Mannschaft im DFB-Pokalfinale und im Viertelfinale der Champions League steht. Am Ende zählt sowieso nur dieses, weiß Chefausbilder Frank Wormuth: "Ein guter Trainer muss in allen Kompetenzen etwas vorweisen können und darüber hinaus noch drei Punkte holen können. Dann ist er im richtigen Bereich."

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Arnulf Boettcher