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Guttenberg hat absichtlich getäuscht

9. April 2011

Die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit ist für Ex-Verteidigungsminister Guttenberg noch lange nicht beendet. Nach der Prüfung des Falls wirft ihm die Universität Bayreuth nun absichtliche Täuschung vor - er wehrt sich.

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Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2009 (Foto: picture-alliance/dpa)
Welche Konsequenzen folgen noch für Guttenberg?Bild: picture alliance/dpa

Doktortitel weg, Ministeramt weg und nun soll Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auch entgegen seiner Beteuerungen mit voller Absicht beim Verfassen seiner Doktorarbeit getäuscht haben. Zu diesem Ergebnis soll die Kommission der Universität Bayreuth gekommen sein, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag (09.04.2011). Die Prüfung des Falls sei fast abgeschlossen und eine andere Erklärung gebe es offenbar nicht für die vielen kopierten Passagen.

Der Abschlussbericht der Universitätskommission soll Anfang Mai veröffentlicht werden und genau dagegen wehrt sich nun Guttenberg und hat seine Anwälte eingeschaltet. Das berichteten mehrere Zeitungen unter Berufung auf die Universität Bayreuth. Grund für die Vorbehalte sei die Wahrung der Persönlichkeitsrechte Guttenbergs. Da die Universität ihm bereits den Doktorgrad aberkannt habe und er kein Mitglied der Hochschule sei, habe diese nun auch kein Recht mehr, öffentlich zu seiner Person Stellung zu nehmen - so die Argumentation.

Aufklärung erwünscht

Einleitung der Doktorarbeit Guttenbergs unter einer Lupe (Foto: DW)
Alle Vorwürfe werden nun genau geprüftBild: dapd

Die Universität sei über dieses Verhalten sehr irritiert, schließlich habe sich Guttenberg bislang immer aktiv an der Aufklärung der Vorwürfe beteiligen wollen, sagte Universitätspräsident Rüdiger Bormann dem "Tagesspiegel". Er hoffe, Guttenberg werde einer Veröffentlichung des Endberichts zustimmen. Bormann erklärte, dass die Universität nichts veröffentlichen werde, wenn der Ex-Minister nicht zustimme. "Wir möchten das Ergebnis - auch zur Frage des Täuschungsvorsatzes öffentlich machen. Es besteht ein ganz starkes öffentliches Interesse, wie die Uni den Vorfall bewertet", sagte Bormann.

In Guttenbergs aktueller Reaktion sehe der Universitätspräsident einen "vollkommenen Widerspruch" zu dessen Rücktrittsrede. In dieser hatte Guttenberg noch Aufklärung versprochen. Im März hatte er alle seine politischen Ämter niedergelegt als Konsequenz der Plagiatsaffäre. Zuvor hatte er gravierende Fehler an seiner Dissertation eingeräumt, jedoch bisher eine absichtliche Täuschung immer bestritten.

Unentschuldbares Verhalten

Deutscher Jurist und emeritierter Professor für Öffentliches Recht an der Universität Bayreuth (Foto: Universität Bayreuth)
Hätte er es merken können? - Häberle macht sich selbst VorwürfeBild: Uni Bayreuth

Guttenbergs Doktorvater, Stefan Häberle, sei "existenziell enttäuscht" von ihm, sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Häberle hatte sich nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe aus der Öffentlichkeit komplett zurückgezogen. Dass sein Doktorand große Teile seiner Doktorarbeit aus anderen Texten abgeschrieben hat, ohne die Quellen anzugeben, habe ihn erschüttert. Guttenberg habe sich in einem Brief an Häberle für das "Ungemach", das er ihm bereitet habe, entschuldigt.

Gegen Guttenberg ermittelt derzeit auch die zuständige Staatsanwaltschaft der bayrischen Stadt Hof. Guttenberg droht unter anderem ein Verfahren wegen Urheberrechtsverletzung und auch wegen Untreue, weil er den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für private Zwecke genutzt haben soll.

Autor: Nicole Scherschun (dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Annamaria Sigrist