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Häufung der Stromausfälle war nur Zufall

Daniel Wortmann29. September 2003

Der Stromausfall in Italien war nur die jüngste Episode einer ganzen Reihe von Zwischenfällen in den weltweiten Stromnetzen. Ein globaler Zusammenbruch ist dennoch nicht zu erwarten.

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Rom im Dunkeln, Europa in heller Aufregung: Energiekollaps in Sicht?Bild: AP

In der Nacht zum Sonntag (28.9.2003) hatte ein Gewitter die Stromleitungen zwischen Frankreich und Italien beschädigt. Aufgrund weiterer Störungen waren die italienischen Kraftwerke nicht in der Lage, die Lücken in der Stromversorgung zu schließen. Die Folge war ein Stromausfall von in Europa bisher ungekanntem Ausmaß, durch den große Teile Italiens den gesamten Sonntag ohne Strom verbringen mussten.

Die Ereignisse in Italien sind Teil einer Serie von Stromausfällen, die in diesem Sommer ganze Regionen und Metropolen lahm gelegt haben. In den USA, London und in Skandinavien hatten Probleme mit der Energieversorgung zu teils chaotischen Zuständen geführt. Doch Experten geben Entwarnung. "Die Häufung der Ausfälle ist nichts anderes als Zufall", beruhigt der Leiter des Bremer Energie-Instituts, Professor Wolfgang Pfaffenberger.

Unterschiedliche Ursachen

In jedem Land gibt es andere Ursachen für die plötzliche Dunkelheit. "In den USA gibt es für den Fall einer Überlastung zu geringe Reservekapazitäten", erklärt Energie-Experte Pfaffenberger. Zudem seien die Netze der einzelnen Anbieter kaum miteinander vernetzt. Dadurch können sie sich beim Ausgleich von Schwankungen nicht gegenseitig helfen.

Italiens Stromnetz krankt hingegen daran, dass ein großer Teil der Energie aus Frankreich und der Schweiz importiert wird. "Die Italiener verfügen nicht über genügend eigene Kraftwerke", analysiert Johannes Altmeppen, Leiter der Konzernkommunikation bei Vattenfall Europe, dem drittgrößten deutschen Netzbetreiber. Wenn die Zuleitungen aus dem Ausland gekappt werden, ist ein Blackout also vorprogrammiert.

"Deutsches Netz ist ausfallsicher"

Berichten, nach denen das deutsche Netz am Wochenende ebenso vor dem Zusammenbruch stand, tritt Altmeppen jedoch entschieden entgegen. Man habe in Deutschland zwar handeln müssen, dies sei jedoch hauptsächlich "Nachbarschaftshilfe" gewesen. Besonders das Stromnetz in Frankreich war in Gefahr, weil 6400 Kilowatt Strom durch den Wegfall Italiens keinen Abnehmer mehr fanden. "Wir haben unsere Pumpspeicherkraftwerke als künstliche Verbraucher eingesetzt, um eine Notabschaltung des Stroms in Frankreich zu verhindern", erläutert der Vattenfall-Sprecher.

Dass Deutschland ein Kandidat für weitere Blackouts sein könnte, halten Experten für unwahrscheinlich. Die Aufteilung des Netzes auf die vier Betreibergesellschaften E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall Europe hat dabei entscheidende Vorteile. So sind die Gesellschaften grundsätzlich dafür verantwortlich, Engpässe selbstständig auszugleichen. Durch das engmaschige Netz ist es dabei möglich, Ausfälle stark lokal zu begrenzen. Wenn dies nicht ausreicht, fangen die drei anderen Netze die Schwankungen auf.

Investitionen notwendig

Windmühle Rotorblatt
Energie aus Windkraft: Neue Herausforderung für deutsche StromnetzeBild: AP

Dennoch gibt es in den nächsten Jahren einiges zu tun. Weil alte Kraftwerke vom Netz gehen und zudem die Atomkraft wegfällt, müssen bis 2020 etwa 40.000 Megawatt Leistung ersetzt werden. Für Johannes Altmeppen eine große Herausforderung: "Dazu sind Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro notwendig."

Auch in Europa wird nach Lösungen gesucht. Die für Energiefragen zuständige EU-Kommissarin Loyola de Palacio forderte, die europäischen Strommärkte noch stärker zu vernetzen. Dies bringe allerdings nicht nur Vorteile, gibt Professor Pfaffenberger zu bedenken: "Bisher wurde in Deutschland der Strom immer möglichst nah am Verbraucher produziert. Eine stärkere Vernetzung könnte bedeuten, dass regionale Probleme eine größere Fernwirkung hätten." Man müsse in diesem Fall gleichzeitig die Netze weiter ausbauen, um Zwischenfälle wie in Italien in den Griff zu bekommen.