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Haben sie nun den Richtigen?

26. September 2003

Neue Entwicklung im Mordfall Anna Lindh: Die schwedische Polizei hat einen neuen Verdächtigen festgenommen – der bisher verdächtige Mann wurde freigelassen.

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Polizei vor dem Kaufhof Nordiska Kompaniet in Stockholm - dem TatortBild: AP

Zwei Wochen nach dem Attentat auf die schwedische Außenministerin Anna Lindh haben die Ermittler am Mittwoch (24.9.2003) den mutmaßlichen Mörder festgenommen: Es bestehe der "hinreichende Verdacht", dass der neue Verdächtige Lindh am 10. September in einem Stockholmer Einkaufszentrum niedergestochen hat, sagte Staatsanwältin Agneta Blidberg. Der Mann sei am Morgen festgenommen worden. Zugleich wurde der seit Dienstag vergangener Woche inhaftierte 35-jährige Schwede, der zunächst als Hauptverdächtiger galt, aus der Untersuchungshaft entlassen.

"Angemessener Verdacht"

Bei dem neuen Verdächtigen hatte Blidberg zunächst lediglich von einem "angemessenen Verdacht" gesprochen, dem im schwedischen Recht schwächsten mehrerer Verdachtsgrade. Weitere Details über den Ort der Festnahme, die Identität des Mannes oder die Hinweise auf seine Tatbeteiligung nannte sie nicht. Chefermittler Leif Jannekvist sagte, der Festgenommene ähnele dem Mann auf den Bildern mehrerer Überwachungskameras in Tatortnähe, den die Ermittler für den Mörder halten. Über weitere Hinweise sagte er nichts.

Blidberg und Fahndungschef Leif Jennekvist verweigerten jede Auskunft zu den Hintergründen für die zweite Festnahme. Sie sei "undramatisch" verlaufen, erklärte Jennekvist lediglich. Die Nachrichtenagentur TT zitierte einen Beamten aus der Fahndungsleitung mit dem Satz: "Wir sind uns sicher, dass wir jetzt den Richtigen

haben."

Ausschlagende Analyse der Tatwaffe

In ersten Kommentaren werteten Beobachter dies als Indiz dafür, dass die Polizei wahrscheinlich über technische Beweise wie etwa Blutvergleiche oder DNA-Proben verfügt, mit denen der Festgenommene überführt werden könnte. Als ausschlaggebend gilt die noch nicht abgeschlossene Analyse von Spuren an der Tatwaffe, einem Jagdmesser, in einem britischen Speziallabor in Birmingham.

Der bisherige Hauptverdächtige war wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Mann auf den Überwachungskameras festgenommen worden. Mehrere Verhöre sowie der Abgleich von DNA-Spuren vom Tatort mit seinem genetischen Fingerabdruck lieferten der Polizei keine Hinweise für eine Tatbeteiligung. "Er wird nicht länger des Mordes verdächtigt", sagte Blidberg.

Immenser Druck auf die Ermittler

Lindh war am 10. September 2003 in dem Stockholmer Nobelkaufhaus Nordiska Kompaniet von einem Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Am folgenden Tag erlag sie inneren Blutungen. Der Täter ließ in dem Kaufhaus eine Jacke in Tarnfarben sowie das Messer zurück. Der Mord schockierte die schwedische Bevölkerung und erinnerte an das Attentat auf Ministerpräsident Olof Palme im Jahr 1986. Auch weil die damalige Bluttat nie aufgeklärt wurde, ist der Druck auf die Ermittler immens. Sie postierten unlängst einen Polizeibus vor dem Kaufhaus, um Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen, die nach der ersten Festnahme abgeebbt waren. (sams)