1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Haftstrafe für kroatischen Kriegsverbrecher

15. April 2011

Der frühere kroatische General Ante Gotovina muss wegen Kriegsverbrechen an Serben 24 Jahre ins Gefängnis. 16 Jahre nach Ende des Kroatien-Krieges hat das UN-Tribunal den Verantwortlichen verurteilt.

https://p.dw.com/p/10tv1
Ante Gotovina zwischen zwei Sicherheitskräften des UN-Tribunals (Foto: dpa)
Schuldig! Der Kroate Ante Gotovina muss ins GefängnisBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

In Kroatien genießt er hohe Anerkennung und wird als Nationalheld verehrt: Ante Gotovina. Nach einem dreijährigen Prozess verurteilte das UN-Tribunal in Den Haag am Freitag (15.04.2011) Gotovina zu 24 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen an Serben. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 55-Jährige im Jahr 1995 für ungesetzliche Angriffe sowie Morde, Vertreibungen und Plünderungen in der damals von Serben bewohnten Krajina verantwortlich ist. Mit Gotovina standen zwei weitere kroatische Generäle vor Gericht, einer von ihnen, Mladen Markac, erhielt eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren. Der Dritte, Ivan Cermak, wurde freigesprochen.

Breite Unterstützung im Heimatland

Jadranka Kosor (Foto: DW)
Jadranka Kosor, kroatische Regierungschefin, rechnete mit einem FreispruchBild: DW

Noch kurz vor der Urteilsverkündung hatte Kroatiens konservative Regierungschefin Jadranka Kosor die Überzeugung geäußert, dass Gotovina und die Generäle Cermak und Markac freigesprochen werden müssten. Sie seien Kommandeure in einem "gerechten Befreiungskrieg" gewesen. Rund tausend Veteranen der Kriegsjahre 1991-95 hatten noch am Donnerstag eine Solidaritätskundgebung im Zentrum der kroatischen Hauptstadt Zagreb veranstaltet. Die meisten von ihnen trugen Kriegsuniformen. Nach dem einstündigen Marsch, der ohne Zwischenfälle verlief, fand in der Kathedrale von Zagreb ein Gottesdienst für die drei Generäle statt.

Rückeroberung der Krajina als Friedensakt

Gotovina und die beiden anderen Kommandeure hatten im August 1995 die "Operation Sturm" geleitet. Mit ihr sollte die von kroatischen Serben proklamierte Republik Krajina zurückerobert werden. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wurden dabei mehr als 300 Serben umgebracht und mehr als 900.000 gewaltsam vertrieben. Die Serben hatten 1991 die Krajina als eigenen Staat innerhalb Kroatiens errichtet. Die Staatsanwaltschaft hatte für Gotovina 27 Jahre Haft gefoertert.

Ratko Mladic (Foto: dpa)
Er steht noch auf der Fahndungsliste des UN-Tribunals: Ratko MladicBild: picture alliance / dpa

Gotovinas Anwalt Gregory Kehoe hatte in dem Prozess geltend gemacht, dass sein 55-jähriger Mandant mit der "Operation Sturm" seinerzeit den Versuch des serbischen Generals Ratko Mladic zunichtegemacht habe, die Krajina mit bosnisch-serbischen Gebieten zusammen zu führen, was dieser mit Gräueltaten durchgesetzt hatte. "Wenn einer für den Frieden verantwortlich ist, dann ist es General Gotovina", sagte Kehoe während des Prozesses. Er habe im Kroatien-Krieg (1991-95) "das Gemetzel der Serben" beendet.

Festnahme auf den Kanaren

Ante Gotovina zählte lange zu den meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern des Jugoslawienkrieges. Im Dezember 2005 war er auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa festgenommen und nach Den Haag überstellt worden. Für die damalige Chefanklägerin Carla del Ponte war Gotovina in einer Reihe zu sehen mit den bosnischen Serben Radovan Karadzic und Ratko Mladic. Während der Prozess gegen Karadzic wegen Völkermords – unter anderem bei dem Massaker von Srebrenica 1995 - noch läuft, ist Mladic immer noch flüchtig.

Autorin: Sabine Faber (dpa, afp)

Redaktion: Annamaria Sigrist