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Hagen: "Barmherzigkeit für Pussy Riot"

Roman Goncharenko29. Juli 2012

Die deutsche Sängerin Nina Hagen appelliert an die russische Regierung, den Mitgliedern der Punkband Pussy Riot zu vergeben. Sie hofft, dass die Frauen schnell freikommen. Der Prozess beginnt an diesem Montag.

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Die deutsche Rock-Ikone Nina Hagen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Am Montag (30.07.2012) beginnt in Moskau die Hauptverhandlung im Prozess gegen drei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot. Bis zu sieben Jahre Haft drohen ihnen dafür, dass sie im Februar in einer Kathedrale ein "Punk-Gebet", eine umstrittene Aktion gegen den heutigen Präsidenten Wladimir Putin, veranstaltet haben. Was halten Sie von diesem Fall?

Nina Hagen: Ich möchte an die russische Regierung und auch an meine orthodoxen Geschwister appellieren, Barmherzigkeit zu zeigen. Es sind ganz junge wilde Menschen, die über die Stränge geschlagen sind und viele Menschen provoziert haben, weil sie das in der Kirche gemacht haben. Die werden bestimmt nie wieder so einen Blödsinn machen. Die haben bestimmt ganz viel daraus gelernt, und ich hoffe, Russland zeigt uns sein großes Herz. Daran appelliere ich und bete.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von "politischen Häftlingen". Würden Sie das auch so sehen?

Der umstrittene Auftritt von Pussy Riot in der Moskauer Erlöser Kathedrale (Foto: ITAR-TASS)
Der umstrittene Auftritt von Pussy Riot in der Moskauer Erlöser KathedraleBild: picture-alliance/dpa

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbstverständlich freue ich mich, dass Amnesty International aufpasst, dass keine Menschenrechte verletzt werden. Aber trotzdem appelliere ich an das christliche Herz Russlands. Die Russen sollen Barmherzigkeit und Nächstenliebe zeigen. Die sollen zeigen, was das Christentum ausmacht, nämlich - vergeben! Ich hoffe, dass die Mädchen wieder freikommen.

Haben Sie das Video gesehen, das in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gedreht wurde? Wegen dieser Aktion wurde die Anklage gegen Pussy Riot wegen Rowdytums erhoben…

Ja, ich habe das Video gesehen. Ich habe so gelacht! Ich fand das so niedlich, weil - das sind so junge Musikerinnen, die haben gedacht, jetzt protestieren wir gegen diese ganzen… weiß nicht… Wir waren alle mal jung.

Hatten Sie jemals Probleme mit der Kirche wegen ihrer Aktionen?

Nein, ich habe nie obszöne oder pornografische Sachen gemacht.

Aber Sie singen selbst in der Kirche…

Ja, ganz oft. Wir sind auf Kirchentournee gewesen.

Wenn Sie die Chance hätten, mit den drei Frauen von Pussy Riot  zu sprechen, was würden Sie ihnen sagen?

Ich würde sie umarmen und knuddeln, würde ihnen Mut zusprechen, ihnen von meinem Nahtoderlebnis mit 17 erzählen. Ich war ein ganz wildes Kind in Ost-Berlin, ich war tief verletzt in meinem Herzen. Mein Liebster hatte mich betrogen. Ich war ein Selbstmordkandidat. Und da hatte ich christliche Tanten und Geschwister, die haben mir Mut gemacht. Das würde ich auch für Pussy Riot tun. Vielleicht würde ich meine Gitarre dabei haben, dann könnten wir gleich eine Jamsession machen und ein Lied zusammen schreiben.