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Halloween nach den Terroranschlägen

31. Oktober 2001

Halloween ist das Fest des Horrors in den USA. Gespenster, Hexen und Vampire treiben ihr Unwesen. Doch der reale Horror hat vielen US-Bürgern die Lust auf künstlich inszenierte Schrecken ausgetrieben.

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Kürbisse für HalloweenBild: AP

Halloween fällt deshalb diesmal gedämpft aus. Viele Kinder gehen nicht als Monster oder Hexen, sondern als Feuerwehrmänner und Polizisten - statt Unholde sollen sie Helden sein. Auch ansonsten ersetzt Patriotismus oft den Spuk: Viele verkleiden sich als Freiheitsstatue oder die Symbolfigur "Onkel Sam" - und sogar Masken von Präsident George W. Bush verkaufen sich gut.

Mütter wählen diesmal Kostüme der Kinder

Geist unterwegs an Halloween
Bild: AP

Händler des Horror-Zubehörs berichten, dass sich Dracula, der Wolfsmensch oder blutende Schädel durchaus gut verkaufen. Blutbrunnen und Leichen-Kostüme waren bei Fantasy Costume Headquarters in Chicago bereits drei Wochen vor dem Fest ausverkauft. Gleichwohl nutzen viele Amerikaner Halloween auch für eine Demonstration des Patriotismus. Die Krone der Freiheitsstatue und rote, weiße und blaue Gesichtsfarben gehen gut. Die Kinder sind allerdings nicht immer freiwillig Helden. Die kleinen Jungs wollten gern gruselig aussehen, erzählt Wenda McRae, eine Kostümhändlern in Annandale im Bundesstaat Virginia. "Es sind die Mütter, die wollen, dass sie Feuerwehrmänner oder Polizisten sind."

Angst vor gefährlichen Substanzen

Viele Eltern sind auch um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt. Brauch ist, dass die Kinder verkleidet umherziehen und den Spruch "trick or treat" aufsagen. Das heißt: Entweder sie bekommen Süßigkeiten oder sie spielen einen Streich. Nach den Milzbrandanschlägen befürchten viele Eltern, ihre Kinder könnten gefährliche Substanzen mit nach Hause bringen. Behörden raten deshalb, nur fest verpackte Geschenke und keine selbst gemachten Süßigkeiten von Fremden anzunehmen. Viele Einkaufszentren, die sonst die Kinder zu Halloween beschenken, haben "trick or Treat"-Veranstaltungen abgesagt.

Kleines Gespenst an Halloween
Bild: AP

Ritual hilft Ängste überwinden

Ganz auf Halloween verzichten wollen allerdings die wenigsten US-Bürger. Sie sehen darin auch ein Stück Rückkehr zur Normalität. Als Mutter habe ein Ritual wie Halloween für sie "etwas Beruhigendes", sagt Elizabeth Simons, deren zwei kleine Kinder in Palo Alto in Kalifornien zur Schule gehen. Manche Psychologen gewinnen dem Horror zu Halloween sogar etwas Positives ab: Kinder mögen Spiele, in denen sie ihre realen Ängste symbolisch überwinden können, sagt Elizabeth Berger, eine Psychiaterin aus Philadelphia.