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Hamburg - Umwelthauptstadt mit Makeln

17. November 2010

Hamburg ist von der EU-Kommission zur Umwelthauptstadt Europas 2011 gekürt worden. Doch auch die Vorzeige-Metropole hat mit den typischen Umweltproblemen einer Großstadt zu kämpfen.

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Der Hamburger Michel (Foto: fotoalia.com)
Bild: Fotolia/Ja - Do

Bis zum Jahreswechsel dauert es zwar noch eine kleine Weile, in Hamburg fängt man aber trotzdem schon an zu feiern. Denn die Hafenstadt hat allen Grund zur Freude: Sie wurde von der EU-Kommission zur Umwelthauptstadt Europas 2011 ernannt. Immerhin 33 andere Bewerber schlug Hamburg aus dem Rennen.

Fahrräder des Hamburger StadtRAD-Systems stehen in Hamburg nebeneinander (Foto: dpa)
Fahrräder des Hamburger StadtRAD-SystemsBild: picture-alliance/dpa

Die Hansestadt hatte ihr Herz für den Umwelt- und Klimaschutz schon entdeckt, bevor die Grünen 2008 mit der konservativen CDU eine Regierungsmannschaft bildeten. Bereits unter der CDU-Alleinherrschaft bekam Hamburg ein umfangreiches Klimaschutzprogramm: 25 Millionen Euro werden jedes Jahr ausgegeben, um den CO2-Ausstoß der Metropole zu verringern.

Mit dem Geld werden Hausfassaden gedämmt, Energiesparberatungen durchgeführt und ein städtisches Leihfahrradsystem finanziert. Mehrere Male im Jahr gibt es einen autofreien Sonntag, allerdings auf freiwilliger Basis. Als Anreiz ist an diesen Tagen das Benutzen der Busse, U-Bahnen und S-Bahnen sowie der Hafenfähren kostenlos.

Neue Wege

Auch mit dem gut ausgebauten Nahverkehrssystem konnte die Hansestadt die Brüsseler Juroren überzeugen. Im Schnitt muss jeder der 1,8 Millionen Hamburger von seiner Wohnung aus höchstens 300 Meter weit laufen, dann erreicht er die nächste Bus- oder Bahnhaltestelle. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln geht Hamburg zudem neue Wege. Seit einigen Jahren sind immer mehr Brennstoffzellenbusse auf den Straßen zu sehen. Sie werden auf ihre Praxistauglichkeit im Linienverkehr getestet und sollen nach und nach die Flotte der alten Dieselbusse ersetzen.

Umweltstaatsrat Christian Maaß (GAL) riecht an der Rose 'Planten un Blomen' im gleichnamigen Hamburger Park nach der Taufe der Neuzüchtung (Archivfoto: dpa)
Umweltstaatsrat Christian Maaß (GAL)Bild: picture-alliance/dpa

Doch auch Hamburg habe mit den typischen Umweltproblemen einer Großstadt zu kämpfen, erklärt Umweltstaatsrat Christian Maaß. Die Hafenstadt ist einer der größten Industriestandorte in Europa. Vor allem Betriebe der verarbeitenden Industrie haben sich entlang der Elbe niedergelassen. Der Hafen ist der wirtschaftliche Motor der Stadt. Deshalb soll die Fahrrinne der Elbe erneut vertieft werden, damit künftig noch größere Containerschiffe den Hafen anlaufen können. Umweltschützer protestieren, sie befürchten, dass der Fluss einen weiteren Eingriff in sein Ökosystem nicht verkraften wird.

"Nicht nur Ehre, sondern Verpflichtung"

Straßenverkehr in Hamburg (Foto: dpa)
Straßenverkehr in HamburgBild: picture-alliance/Angelika Warm

Im Süden von Hamburg entsteht zudem eines der größten Kohlekraftwerke Deutschlands. Wie alle großen Städte hat auch Hamburg mit einem hohen Verkehrsaufkommen zu kämpfen. 120.000 Hamburger wohnen an Hauptverkehrsstraßen. Darunter litten die Gesundheit und die Lebensqualität, kritisiert Manfred Braasch vom Hamburger Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Selbst die von den Grünen geführte Hamburger Umweltbehörde betont deshalb, die Auszeichnung sei nicht nur eine Ehre, sondern vor allem auch eine Verpflichtung.

Das Jahr über wird es in Hamburg verschiedene Aktionen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz geben. Geplant sind unter anderem viele Informationsveranstaltungen für die Bürger, zum Beispiel zum Thema Energiesparen. Darüber hinaus soll es aber auch mehrere Fachveranstaltungen in Hamburg geben, auf denen sich Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft über den neusten Stand der Klimaschutzforschung austauschen. Und: Quer durch Europa wird ein "Zug der Ideen" rollen, der in mehreren großen Städten hält. Er zeigt die erfolgreichsten und kreativsten Ideen einzelner europäischer Städte bei ihrem Bemühen, ihren CO2-Ausstoß zu verringern.

Autorin: Barbara Renne
Redaktion: Dеnnis Stutе