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Handel im Wandel

15. November 2002

- Deutschland ist anstelle der Sowjetunion zum wichtigsten Handelspartner Polens aufgestiegen

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Warschau, 11.11.2002, NOWE ZYCIE GOSPODARCZE, poln., T. Radziminska

Das stärkste Argument der Gegner des Beitritts Polens zur Europäischen Union resultiert aus der Tatsache, dass Polen innerhalb der letzten zehn Jahre Waren von der EU gekauft hat, deren Gesamtwert den Wert des polnischen Exports in die EU um über 60 Milliarden US-Dollar überstieg. Dies habe uns hundert Tausende, wenn nicht Millionen Arbeitsplätze gekostet, behaupten die Gegner des Beitritts Polens zur EU. (...)

Es stimmt zwar, dass die ursprünglichen Pläne bezüglich des Handels mit der Europäischen Union nicht ganz exakt umgesetzt wurden. Die Handelsbilanz, die noch 1991 einen Überschuss von 0,6 Milliarden Dollar aufwies, fiel nach und nach immer ungünstiger für uns aus. Das schlechteste Ergebnis wurde 1998 erreicht, als das Handelsdefizit bei fast 12 Milliarden Dollar lag. Seit dieser Zeit wird jedoch eine kontinuierliche Verbesserung der Handelsergebnisse registriert. Das Handelsdefizit im vergangenen Jahr war schon um die Hälfte niedriger.

Soll man die Schuld für diese Misserfolge im Außenhandel den polnischen Unterhändlern zuweisen, die an den Verhandlungen mit der Europäischen Union teilnehmen, wie manche zu behaupten versuchen? Ich selbst habe große Zweifel daran. (...) Meiner Meinung nach resultiert die Struktur und das Volumen des Handels mit der EU aus der stufenweisen Abschaffung der Zollgebühren und Zollschranken. Auch das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung in Polen und in der EU, der rapide wachsende Konsum- und Investitionsbedarf sowie die Umstrukturierung der Wirtschaft in Polen spielten dabei eine große Rolle. (...).

Das Ende der alten Handelsbeziehungen im Rahmen des ehemaligen Ostblocks zwang sowohl die polnischen Exporteure als auch Importeure, neue Handelspartner im Westen und vor allem innerhalb der Europäischen Union zu suchen. Auf diese Weise stieg auch Deutschland anstelle der ehemaligen Sowjetunion zu unserem wichtigsten Handelspartner auf.

Die Liberalisierung des polnischen Handels mit der EU fand parallel zu der Öffnung beim Handel mit den GATT- und den EFTA-Staaten statt. Im Endeffekt erwies es sich jedoch, dass in Polen viel mehr Bedarf an Importgütern besteht, und dass die Exportmöglichkeiten Polens viel geringer sind als erwartet. Das ist auch die Ursache für das steigende Handelsdefizit nicht nur beim Handel mit der EU, sondern mit der ganzen Welt.

Die Länder, bei denen wir eine positive Handelsbilanz aufweisen können, kann man an den Fingern einer Hand aufzählen. Im Jahre 2001 gehörten dazu Dänemark, Portugal und Island sowie das erste Mal seit vielen Jahren auch Deutschland.

Unter den CEFTA-Staaten gehören nur Bulgarien und Rumänien zu den Ländern, in die wir mehr exportieren, als wir von dort importieren. Eine positive Handelsbilanz, auch wenn sie sehr gering ist, haben wir außerdem im Handel mit den Baltischen Staaten, der Ukraine, Weißrussland sowie mit der Mehrheit der Staaten in Nord- und Westafrika und einigen Ländern des Nahen und Fernen Osten erzielt. Ferner zählen dazu noch einige Staaten Zentral- und Südamerikas und Ozeaniens.

Der polnische Export in die EU-Länder ist in den Jahren 1991 - 2001 von 7,6 Milliarden Dollar auf 25 Milliarden Dollar gestiegen und war 3,5 Mal größer als 1990, wobei sich der gesamte Export Polens in dieser Zeit um das Dreifache erhöhte. Im Endeffekt stieg der Export in die Europäische Union von 58 Prozent auf 69 Prozent. (...)

Die Exportergebnisse Polens im vergangenen Jahr waren sehr gut. Die Welthandelsorganisation zählte uns zu den Staaten, in denen die Dynamik des Exportes zu den höchsten auf der Welt gehörte. Im letzten Jahr ist es uns gelungen, sogar Irland, Mexiko und China zu überholen. Leider stimmen die Angaben für die ersten fünf Monate d. J. nicht sehr optimistisch. Der Gesamtwert des polnischen Exportes betrug 14,99 Milliarden Dollar und war lediglich um 0,2 Prozent höher als vor einem Jahr. Der Export in die EU-Länder belief sich auf 10,43 Milliarden Dollar und war sogar um 2,2 Prozent niedriger als im vergangenen Jahr.

Der Wert der gesamten importierten Waren betrug in dieser Zeit 20,76 Milliarden Dollar. Der Import aus der Europäischen Union belief sich auf 12,79 Milliarden Dollar und war um 0,6 Prozent höher als 2001. Diese Angaben stammen jedoch aus einer Zeit, in der der Zloty einige Male abgewertet wurde. Deswegen ist es noch zu früh, eine Handelsbilanz für das Jahr 2002 zu fertigen. Dabei sollte man jedoch erwähnen, dass es von den polnischen Unternehmern und vor allem von unseren Exporteuren selbst abhängt, welche Vorteile wir aus unserer zukünftigen Mitgliedschaft in der EU erzielen können. (Sta)