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Handwerker zu versteigern

Stefanie Duckstein29. Oktober 2004

Handwerksportale im Internet entwickeln sich zunehmend zu einer Art "eBay der Branche": Betriebe konkurrieren virtuell und unterbieten sich gegenseitig bei der Jagd nach Aufträgen. Je billiger, desto besser.

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Schwere Arbeit - leicht zu habenBild: APTN

In Zeiten dünner Auftragslage für Handwerker wartet das Internet mit einer Lösung auf: Unter www.jobdoo.de, www.biet-it.de oder www.ipeon.de können suchende Kunden und bietende Handwerksbetriebe zusammenkommen. Der Kunde schreibt, was er maximal zahlen will, der Handwerker, was er minimal verdienen will. Im Prinzip funktionieren die Handwerks-Portale wie das Auktionshaus eBay - nur eben umgekehrt. Bei eBay beginnen Anbieter die Versteigerung, bei Handwerksbörsen die Kunden. Den Zuschlag bekommt derjenige, der am preisgünstigsten bietet.

Expansion ins Ausland geplant

Platzhirsch auf dem Gebiet ist www.undertool.de. Seit dem Start der Website im Dezember 2003 wurden nach Angaben der Dortmunder Betreiber Thomas Grochowalski und Andreas Feldmann bislang 7800 Auktionen im Wert von 10,5 Millionen Euro abgewickelt. Aus 36 Dienstleistungskategorien kann der Kunde bereits wählen. Ungefähr 8000 Besucher zählt die Website täglich, so Onlinevermittler Grochowalski. Finanziert wird die Börse über Gebühren der Anbieter. Das Einstellen kostet bei Undertool ein oder zwei Euro. Bei abgeschlossener Auktion wird eine Vermittlungsgebühr fällig, die sich jeweils nach dem letzten Gebot richtet. Maximal sind es fünf Prozent. Für den gelernten Lagerleiter Grochowalski ist Undertool zur Hauptbeschäftigung geworden, er führt Expansionsgespräche für Österreich, die Schweiz und Spanien.

Billig will ich!

Zimmermann Demonstration
Der billigste Handwerker bekommt den ZuschlagBild: AP

Öffentliche Ausschreibungen sind bei großen Projekten oder im Bereich der öffentlichen Hand völlig normal. Doch für Privatleute lohnt sich der damit verbundene bürokratische Aufwand in der Regel nicht. Dank Internet-Handwerksbörsen ändert sich das nun. Die Preise machen die ganze Sache auch für Kleinkunden interessant.

Den Autofokus einer Digitalkamera reparieren: 10 Euro. Keller trockenlegen: 800 Euro. Für einen Umzug innerhalb von Castrop-Rauxel verlangte der erste Bieter noch 500 Euro. Der 20. erledigte die Sache für die Hälfte. Doch nicht nur "billig, billig" ist die Devise. Auch die Komplettrenovierung eines gesamten Baumarktes im Wert von 300.000 Euro oder aufwändige Pflasterbauarbeiten vor dem Berliner Olympiastadion gingen über den virtuellen Ladentisch von Undertool.

Große Chance für die Kleinen

Doch meist sind es Kleinbetriebe, die sich auf Anfragen melden. Für sie ist die Handwerker-Vermittlung im Internet eine gute Chance, angesichts der allgemeinen Auftragsflaute ins Geschäft zu kommen. Für kleine Betriebe oder ganz junge Unternehmen ohne gefestigten Kundenstamm sind solche Auftragsbörsen im Internet eine große Hilfe.

Bei etablierten Betrieben hat das Preis-Dumping viele Gegner. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks kritisiert, Handwerker würden dazu verleitet, Aufträge zum Selbstkostenpreis zu ersteigern, was für einige in der Insolvenz endet. Wolfgang Rink, Sprecher der Berliner Handelskammer, sieht die Sache gelassener. "Es steht jedem frei, seine Preise zu gestalten. Wir können den Betrieben ihre Preise ja nicht vorschreiben. Solche Handwerksplattformen im Internet sind einfach nur ein weiterer Weg der Auftragsakquise." In jedem Fall aber rät Rink dem Verbraucher, zu prüfen, ob der Betrieb ordnungsgemäß in das Register geprüfter Handwerksbetriebe eingetragen ist.

Auch Undertool setzt auf Seriosität. Bieten dürfen nur Handwerker nach Vorlage eines Gewerbescheines. Qualität und Arbeitserlaubnis sichert Grochowalski mit einem "G" für geprüftes Mitglied.