1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Harte Konkurrenz für Katholiken in Afrika

Adrian Kriesch / Redaktion: Dirk Bathe19. März 2009

Papst Benedikt XVI. ist zum ersten Mal als oberster Katholik in Afrika. Auch wenn er nur in Kamerun und Angola besucht, Katholiken auf dem ganzen Kontinent freuen sich über die Visite von Benedikt.

https://p.dw.com/p/HE0P
Zum ersten Mal in Afrika: Papst Benedikt XVIBild: AP

Kamerun im Ausnahmezustand. In der Hauptstadt Yaunde haben Sicherheitsleute begonnen, verbotene Verkaufsstände abzureißen. Etliche Händler stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Doch das interessiert bis auf die Betroffenen kaum jemanden. Bis Dienstagnachmittag muss Yaunde sauber sein. Dann landet der Papst. Nach vier Jahren im Amt stattet Benedikt XVI. Afrika seinen verspäteten Amtsantrittsbesuch ab. Jeder vierte Kameruner ist Katholik und die Freude bei den Anhängern des Papstes ist riesig. Kardinal Francis Arinze aus dem Nachbarland Nigeria beschreibt die Euphorie im Interview bei Radio Vatikan, dem offiziellen Radiosender des Papstes in Rom: “Sie wissen, dass es ihr Vater in Rom ist, aber wenn er afrikanischen Boden betritt, wird er wirklich greifbar. Sie treffen ihn, sie sehen ihn und sie hören ihn. Und er trifft sie auch, sieht sie auch und hört ihnen auch zu.“

Werbetour für den katholischen Glauben

Winkende Schulkinder
Stellen kritische Fragen: Schulkinder in KamerunBild: Jürgen Hanefeld

Doch außerdem ist der Papstbesuch eine kleine Werbetour, denn Afrika ist für die katholische Kirche ein Wachstumsmarkt. Die Zahl der Gläubigen steigt seit Jahren, 2007 sogar um drei Prozent. Im Vergleich zu anderen Kontinenten eine beachtliche Zahl. Das Ansehen der Katholiken ist auch gewachsen. Über Jahre hinweg konnte die Kirche im Bereich Entwicklung viel leisten. Schulen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen – vor allem im ländlichen Bereich unterstützt die Kirche viele überforderte Regierungen. Noch größeren Zulauf erhalten seit den 80er Jahren jedoch unzählige verschiedene Freikirchen.

Eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Katholiken. Aktuell ist ein wahrer Boom ausgebrochen, überall schießen neue Kirchen aus dem Boden. Meist mit finanzieller Unterstützung aus den USA. Stefan Hippler ist seit 1997 Pfarrer in Kapstadt. Er beobachtet diese Entwicklung auf dem Kontinent äußerst kritisch: „Es ist also schon so, dass da Millionen rein geschmissen werden, neue Kirchen gebaut werden, den armen Menschen für drei, vier Stunden das Himmelreich versprochen wird. Und nach dem Motto: Je mehr ihr gebt und spendet, umso mehr wird der Herr euch auch reich machen. Und ich sag es mal liebevoll: Wenn das dann nicht funktioniert, hat man nicht nur nicht genug gebetet, sondern nicht genug gespendet.“

Konkurrenz durch Freikirchen und Medien

Kondom für Frauen Aids-Aufklärung in Afrika
Noch immer ein Tabu: Kondom-Benutzung gegen HIV-InfektionenBild: picture-alliance /dpa

Solche einfachen Lösungen kann die katholische Kirche nicht bieten. Aber auch in der gebildeten Schicht und unter Jugendlichen regen sich kritische Stimmen. Pater Wolfgang Schonecke hat jahrelang in Afrika gearbeitet und leitet jetzt das „Netzwerk Afrika“ in Deutschland. Die Globalisierung ist auch in Afrika angekommen und das hat Folgen für den Glauben, meint Wolfgang Schonecke. „Für mich ist eine der großen Fragen, ob die afrikanische Kirche sich auf diese Situation einer Mediengesellschaft genügend anpasst und ob sie auch ihre zukünftigen Führer in der Priesterausbildung auf diese Situation vorbereitet. Und da habe ich nun meine Zweifel.“

Verkrampfte Strukturen, Fehler werden nicht zugegeben – das umstrittene Verhalten einiger Kirchenführer könnte die Katholiken Mitglieder kosten. Und immer wieder keimt dabei der alt bekannte Streitpunkt auf: HIV und AIDS. Stefan Hippler könnte dieses Thema zur Verzweiflung treiben. Denn noch immer lehnt die Kirche Verhütungsmittel ab. Zwei Drittel der HIV-Infizierten auf der Welt leben in Afrika, allein 2007 wurden zwei Millionen Afrikaner infiziert. Hippler weiß, wie viele Menschenleben eine klare Ansage der Kirche zum Thema Verhütung retten könnte. Seit Jahren appelliert Hippler an den Vatikan, ein positives Echo kam nie zurück: „Da würde ich mir ein sehr klares Wort des Papstes wünschen. Auch was die Vorbeugung von HIV angeht. Und vielleicht auch ein Anstoß, dass wir als Kirche einfach mal versuchen zu verstehen, wie das Thema Sexualität, Ehe im afrikanischen Kontext gesehen wird“, sagt Hippler.

Kein klares Wort zu AIDS und HIV erwartet

Der Papst in Kamerun
Werden den Papst mit Chorgesang empfangen: Katholikinnen in KamerunBild: AP

Ein klares Wort des Papstes zum Thema HIV und AIDS wird in Kamerun und Angola niemand erwarten. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Johannes Paul II wird Benedikt nicht nur riesige Open-Air-Messen halten. Auf eigenen Wunsch hin wird er auch kleine Gemeinden besuchen, eine Nähe der ganz besonderen Art herstellen. Sechs Tage wird der Papst den Kontinent bereisen. Dann stehen Afrikas Katholiken wieder allein da - mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen.