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Kabul: Demo für Strom, gegen Diskriminierung

16. Mai 2016

Es war wohl der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Die Minderheit der Hasara in Afghanistan hoffte, von einer neuen Überland-Stromtrasse zu profitieren - doch die Regierung änderte diese Pläne.

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Proteste in Kabul gegen Verlegung einer Stromleitung (Foto: DW/H. Sirat)
Bild: DW/H. Sirat

In Kabul hat unter massiven Sicherheitsvorkehrungen eine große Demonstration gegen die Verlegung der Route eines wichtigen Stromprojekts begonnen. Beobachter schätzten die Menge auf mehrere 10.000 Demonstranten. Ein Haupt-Organisator des Protests sprach von 100.000 Teilnehmern. "Hunderte Polizisten, Soldaten und Mitglieder des Geheimdienstes" sicherten die Straßen, sagte ein Polizeisprecher.

Projekt sechs Monate hinter dem Zeitplan

Die meisten Demonstranten gehören der größten ethnischen Minderheit des Landes, den Hasara, an. Viele waren aus der hauptsächlich von Hasara bewohnten zentralafghanischen Provinz Bamian angereist. Durch diese Provinz sollte ursprünglich eine Überland-Stromtrasse aus Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan über den Hindukusch geführt werden. 2013 entschloss sich die damalige Regierung in Kabul aber dazu, die "Tutap" genannte Trasse aus Sicherheits- und technischen Gründen zu verlegen. Das Projekt war vergangene Woche von den Staats- und Regierungschefs von Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan und Pakistan feierlich gestartet worden. Es wird von der Asiatischen Entwicklungsbank gestützt. Mittlerweile liegt die Realisierung sechs Monate hinter dem Zeitplan.

Protest in Warnwesten. Junge Hasara bei der Demonsration in Kabul gegen die Verlegung einer Stromleitung weg von ihrer Heimatprovinz Bamian (Foto: DW/H. Sirat)
Protest in Warnwesten: Junge Hasara bei der Demonstration in KabulBild: DW/H. Sirat

Die Volksgruppe der Hasara fordert, dass die Leitung wieder durch Bamian führen müsse. Die Demonstranten beklagen zudem die generelle wirtschaftliche Benachteiligung und fortgesetzte Diskriminierung der Hasara. Bamian ist eine der ärmsten Provinzen des Landes.

In der Nacht hatte die Regierung die Straßen Richtung Präsidentenpalast und Flughafen blockiert. Nachdem im November Taliban sieben Hasara geköpft hatten, waren bei einer ähnlich großen Demonstration Tausende auf den Palast zu marschiert und hatten mehr Sicherheit für die Hasara-Minderheit gefordert. Eine kleine Gruppe hatte den Palast damals auch angegriffen.

sti/djo (afp, ape, dpa)