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Hasta la vista, Baby!

Sebastian Mera9. Oktober 2002

Seit Jahren sind Anglizismen im Deutschen fest etabliert. Aber auch spanische Ausdrücke – so genannte Hispanismen – setzen sich neuerdings durch. Kino, Werbung und nicht zuletzt Millionen Urlauber tragen dazu bei.

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Olė! - Mit viel Vino und Tequila Salsa tanzen und dann Fiesta haltenBild: Cuba Chevere Musikproduktionen GmbH

Wenn man heute eine Gruppe Jugendlicher von "Fiesta", "Salsa" und "Tequila" reden hört, dann muss dies nicht unbedingt in Spanien oder Lateinamerika geschehen. Es kann sich genauso gut in Berlin, Köln oder jeder anderen deutschen Stadt abspielen. Neben englischen tauchen in letzter Zeit auch vermehrt spanische Wörter in der Alltagssprache der Bundesbürger auf. Doch weshalb spricht man von "vino" statt von "Wein" und sagt "ciao" statt "tschüss"? Warum baut man Ferienhäuser im "Hacienda-Stil"? Und wieso nennen Eltern ihre Kinder Leon und Carmen und heißen Fernsehsender "Viva"?

Dr. Gerd Schrammen vom Verein Deutsche Sprache (VDS) sucht nach einer Erklärung für dieses Phänomen: "Entlehnungen aus dem Spanischen existieren bereits seit langem, vor allem aus dem militärischen Bereich." Bekannte Beispiele seien unter anderem Infanterie, Armada oder 'Guardia'. "Aber auch bei Vornamen oder in Schlagertexten finden sich immer wieder spanische Wörter", so Schrammen, der als Romanist an der Universität Göttingen arbeitet.

"La Ola" und "Amigos"

Auch der Sport ist eine reichhaltige Quelle für Ausdrücke aus dem spanischen Wortschatz. Seit die Mexikaner bei der WM 1986 Fußballfans in aller Welt mit der "La Ola"-Welle begeisterten, ist auch deutschen Stadionbesucher diese Art von Jubel ein Begriff. Dass der Ausdruck "die La-Ola-Welle" sowohl einen doppelten Artikel als auch zwei gleiche Substantive beinhaltet und als "die die Welle Welle" übersetzt werden müsste, stört niemanden.

Überhaupt nimmt man es mit dem Spanischen in Deutschland nicht ganz so genau. Das "null Problemo!" des außerirdischen Zottelwesens Alf aus der gleichnamigen Fernsehserie ist zwar sprachlich nicht korrekt, mittlerweile aber fest im deutschen Sprachgebrauch verankert. Und welchen Teufel die Werbestrategen einer weltweit führenden Hamburger-Kette geritten hat, ihre Burger mit dem pseudo-spanischen "los Wochos" (korrekt wäre "las semanas") anzupreisen, bleibt ihr Geheimnis.

Die Politik hingegen ist mit sprachlichen Neuerungen und Entlehnungen eher ärmlich bestückt. Eine Ausnahme ist das vor Parteifreunden ausgerufene "Saludos, Amigos!" des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl, welcher in einen Korruptionsskandal (der so genannten "Amigo-Affäre") verwickelt war. Streibl musste von seinem Amt zurücktreten, der Ausdruck "Amigo" blieb als Synonym für Korruption und Filz in der deutschen Politik bestehen.

Englisch im Job, Spanisch für die Party

Auffällig ist auch der Zusammenhang mit dem Hispanismen im Deutschen gebraucht werden. Während das Englische mit Begriffen wie "Business" und "Market" vor allem im wirtschaftlich-finanziellen Bereich zu finden ist, kommt das Spanische beim Feiern zum Zuge. Dieselben Banker und Börsianer, die sich tagsüber mit "e-commerce" und "New Economy" rumschlagen, tanzen am Abend zu den Klängen von "Macarena". Dazu trinken sie Sangría und essen Paella, Tacos oder Nachos. Überhaupt, die Freizeit. Jeder Spanien-Urlauber kennt die Bedeutung von "Vamos a la playa" und "Arena" und wird sich ohne größere Probleme eine "cerveza" bestellen können.

Hispanismen müssen aber nicht zwangsläufig aus Spanien kommen. Das amerikanische Spanisch ist ebenfalls der Ursprung für eine Reihe gängiger Begriffe, darunter "Guerilla", "Narcos" oder "Contras", in diesem Fall jedoch negativ behaftet. Dafür ist Lateinamerika für viele untrennbar mit Musik verbunden. Ricky Martin, Jennifer López und Shakira haben in ein paar Jahren wahrscheinlich mehr für den Bekanntheitsgrad der spanischsprachigen Musik getan als der Spanier Julio Iglesias in seiner gesamten Karriere.

Die Liste bekannter Hispanismen ließe sich noch weiter führen, doch irgendwann kommt die Zeit des Abschieds. Und dann heißt es seit Arnold Schwarzeneggers Film "Terminator II" nicht mehr "auf Wiedersehen", sondern "hasta la vista, Baby!"