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Hausschuhe zum Abendkleid

8. Januar 2010

Schnee, Glatteis, Kälte. Was auf der Skipiste attraktiv ist, macht das Leben in der Stadt beschwerlich - auch in Berlin.

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Fernschreiber Berlin (Grafik: DW)
Bild: DW

Berlin ist im Sommer schön und im Winter hässlich, sagt der Volksmund. Das klingt hart, stimmt aber irgendwie auch. In Berlin gibt es ungewöhnlich viele Parks, Alleen und sogar Wälder, die der Stadt von April bis Oktober Farbe geben. Im Winter aber, da sind die Bäume und Sträucher kahl und es dominiert die Farbe grau. Jetzt im Januar ist das wieder der Fall, aber wegen des vielen Schnees kommen aktuell noch weiß und braun dazu.

Wo der Schnee unberührt ist, da ist alles schön weiß. Aber der Blick auf Straßen und Bürgersteigen ist alles andere als Balsam für die Seele. Abhängig davon, was die Hauseigentümer verstreuen, um das Eis abzustumpfen, dominiert entweder die Farbe braun oder grau. Braun für Sand und grau für Split. Manchmal findet sich auch ein wenig weiß dazwischen, wenn es gerade mal wieder geschneit hat. Dann wird aber neuer Split gestreut.

Es wäre sicherlich interessant...

...zu erfahren, wie viele Tonnen Split mittlerweile auf dem Berliner Asphalt liegen. Frischer Split ist bereits Mangelware und so versuchen es manche Hausbesitzer jetzt auch mit Kochsalz, das in den Supermärkten angeblich ebenfalls schon knapp wird. Aber das ist ein anderes Thema.

Der Winter macht Berlin also hässlich und beschert seinen Bewohnern dazu auch noch ein modisches Problem. Mit den zum Teil ja doch recht schicken Schneestiefeln kann man nämlich guten Gewissens keine Wohnung betreten. In Berlin gehört es quasi zum guten Ton, sich an der Wohnungstüre die Schuhe auszuziehen. Das hat zum einen zur Folge, dass sich vor den Wohnungstüren Berge von Schuhen und Stiefeln stapeln - das macht das Treppenhaus hässlich. Zum anderen ist es in der Regel wenig kleidsam, auf Socken zu laufen. Vor allem bei Einladungen. Da hat man sich schick angezogen und dann? Im Abendkleid und auf Strümpfen? Im Abendkleid und mit Filzpantoffeln?

Die Alternative...

...ist aber auch nicht viel besser. Lässt man die Schuhe nämlich an, riskiert man die Freundschaft mit dem Gastgeber und muss auch noch eine Klage fürchten, weil man das Parkett mit dem Split, der unter den Schuhsohlen haftet, zerkratzt hat.

Aber es gibt auch Ausnahmen: An Silvester hatten uns befreundete Nachbarn zum Fondue eingeladen und da wir nur zwei Etagen (und in deren Verlauf mehrere Schuhberge) überwinden mussten, ließen wir in vorauseilendem Gehorsam unsere Filzpantoffel an. Auf unser Klingeln öffneten uns die Freunde die Tür - in Schuhen!

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Kay-Alexander Scholz