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Van Rompuy beschimpft

26. Februar 2010

Nigel Farage ist ein Euroskeptiker von der UK Independence Party und gleichzeitig einer der größten Hitzköpfe und Polemiker, die die Kammer zu bieten hat. Eine Beschimpfung des EU-Präsidenten löste einen Eklat aus.

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EU-Parlament (Foto: dpa)
Bild: dpa

Bei seiner jüngsten Tirade stellte sich Farage selbst in den Schatten. Sie galt Herman Van Rompuy, dem neuen ständigen Ratspräsident der EU. An Van Rompuy gewandt, sagte Farage, er wolle ja nicht unhöflich sein, aber...

"Sie haben das Charisma eines nassen Lappens und sehen aus wie ein kleiner Bankangestellter. Und ich frage mich, und alle fragen sich: Wer sind Sie eigentlich? Ich hatte vorher nichts von Ihnen gehört, niemand in Europa hatte je was von Ihnen gehört. Wer hat Sie eigentlich gewählt?"

Eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Staats- und Regierungschefs Van Rompuy ernannt haben.

Belgische Staatlichkeit in Frage gestellt

EU-Präsident Herman Van Rompuy vor einer Europa-Flagge (Foto: AP)
Van Rompuy galt in Belgien als diplomatischer PremierBild: AP

Van Rompuy blieb dabei still sitzen, verdrehte die Augen und nestelte an seiner Krawatte, während Parlamentspräsident Jerzy Buzek nur schwache Versuche machte, Farage zur Ordnung zu rufen. Doch der setzte seine Tirade ungerührt fort: "Ich habe keine Zweifel, dass Sie der stille Mörder der europäischen Demokratie und der europäischen Nationalstaaten sein wollen. Sie scheinen das Konzept des Nationalstaates an sich zu verabscheuen. Vielleicht liegt das daran, dass Sie aus Belgien kommen, das praktisch ein Un-Staat ist."

Während seiner Regierungszeit als belgischer Premierminister galt Van Rompuy als geschickter Vermittler zwischen Flamen und Wallonen, der stets auf Ausgleich von Interessen bedacht war.

Scharfe Reaktionen

Der Vorsitzende der Sozialistischen Fraktion im Europaparlament Martin Schulz von der SPD (Foto: dpa)
Der Sozialdemokrat Martin Schulz ist empörtBild: picture-alliance/ dpa

Martin Schulz, Fraktionsvorsitzender der Sozialisten, griff daraufhin nicht nur Farage, sondern auch Buzek an. Der hätte solche Einlassungen nicht dulden dürfen. Der belgische Ministerpräsident Yves Leterme schrieb in einem Brief an Buzek, das belgische Volk werde eine Wiederholung solcher Bemerkungen nicht dulden, und Buzek dürfe nicht die Wirkung unterschätzen, die ein solcher Vorfall auf das belgische Volk habe. Ein Sprecher der UK Independence Party bestätigte später, Buzeks Büro habe Farage aufgefordert, am Dienstag zu ihm zu kommen, "zum Schulleiter," wie es der Sprecher nannte. Es gibt unbestätigte Berichte, Farage werde zur Maßregelung kurze Hosen und Schulmütze tragen.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Fabian Schmidt