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Was kommt nach Kyoto?

3. Dezember 2007

Mit eindringlichen Warnungen hat auf Bali die Weltklimakonferenz begonnen. Mehr als 10.000 Delegierte aus 180 Ländern wollen dort innerhalb von zwei Wochen einen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll aushandeln.

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Greepeace-Aktivisten auf Bali im Eisbärkostüm, einem Thermometer und einer Weltkugel, Foto: AP
Warnung: Schon ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius hätte verheerende FolgenBild: AP

"Diese Konferenz wird mitbestimmen, ob Bali wie andere gefährdete Orte dieser Welt eines Tages ein verlorenes Paradies wird oder nicht", warnte der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer: Mit eindringlichen Appellen, die globale Erwärmung zu stoppen, ist am Montag (3.12.2007) auf der indonesischen Insel Bali die 13. Weltklimakonferenz eröffnet worden. "Es ist entscheidend, dass wir handeln und dass wir jetzt handeln", sagte der indonesische Umweltminister und Konferenzpräsident Rachmat Witoelar. Im Mittelpunkt des UN-Gipfels stehen die Senkung der klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen, der Stopp der Entwaldung sowie finanzielle und technische Hilfen für Entwicklungsländer.

Der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, äußerte die Hoffnung auf einen Durchbruch. "Die Welt erwartet einen Quantensprung nach vorn", betonte er. Den Industrieländern komme die Führungsrolle bei der weltweiten Senkung der Treibhausgas-Emissionen zu. De Boer unterstrich die Bedeutung klimafreundlicher Energietechnik. Denn fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas blieben auch in den nächsten Jahrzehnten unverzichtbar.

Was kommt nach Kyoto?

Die rund 10.000 Delegierten der 190 Teilnehmerstaaten wollen sich auf der zweiwöchigen UN-Konferenz im Luxus-Ferienort Nusa Dua auf Bali auf einen Fahrplan für Verhandlungen über den Klimaschutz in der Zeit nach 2012 verständigen, wenn das Kyoto-Protokoll ausläuft. Die USA lehnen das Kyoto-Abkommen ab, verhandeln aber mit über einen Folge-Vertrag. Applaus bekam die australische Delegation für ihre Ankündigung, nach dem Amtsantritt der Labour-Regierung als 177. Staat dem Kyoto-Protokoll beizutreten. Bislang gehörte auch Australien zu den Kyoto-Verweigerern.

Im Kyoto-Abkommen verpflichten sich Industrieländer, ihre Emissionen bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Bisher haben sich aber nur 36 Industriestaaten darauf verpflichtet, ihre Treibhausgase zu senken. In Zukunft sollen auch führende Klimasünder wie die USA und China eine Reduzierung des Ausstoßes verbindlich zusagen. Die USA wenden sich jedoch bislang gegen verbindliche Vorgaben, sondern setzen auf freiwillige Maßnahmen. Der Leiter der US-Delegation, Harlan L. Watson, bekräftigte auf Bali, dass ein neues Klima-Abkommen ökologisch wirksam und wirtschaftlich tragbar sein müsse.



Dagegen unterstrich die EU ihr Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dafür müssten die weltweiten Emissionen bis 2050 auf die Hälfte reduziert werden, sagte Delegationsleiter Artur Runge-Metzger. "Die USA müssen eine Schlüsselrolle in einem Abkommen nach 2012 spielen", sagte er. Die EU hat sich zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um mindestens 20 Prozent bis 2020 verpflichtet. "Auch die USA sind entschlossen, den Fahrplan für die Zeit nach 2012 voranzubringen und diesen Prozess bis 2009 abzuschließen", kündigte US-Delegationsleiter Watson nach dem Auftakt der Klimakonferenz. Auf verbindliche Ziele für Emissionsreduzierungen wollte er sich allerdings nicht festlegen: "Wir sind offen und flexibel", sagte er lediglich. Die USA sind der größte Treibhausgasverursacher der Welt. Sie halten sich als einzige Industrienation nicht an das Kyoto-Protokoll zur Verringerung der Treibhausgase.

Umweltschützer machen Druck

Umweltorganisationen warnten die Konferenz davor, Bremsversuchen der USA beim Klimaschutz nachzugeben. Die Umweltorganisation WWF forderte eine einseitige Verpflichtung der Industrieländer zu konkreten Emissionssenkungen. "Die reichen Länder können zeigen, dass es ihnen ernst ist, in dem sie in Bali eine Emissionsverringerung von mindestens 30 Prozent bis 2020 zusagen", sagte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. Die Umweltorganisation Greenpeace bot vor dem Konferenzzentrum in schwüler Hitze einen Mitarbeiter im Eisbärkostüm auf, der ein fast sieben Meter hohes Plastik-Thermometer auf einer Weltkugel enthüllte. Es soll die Delegierten daran erinnern, dass ein Anstieg der Temperatur um mehr als zwei Grad Celsius verheerende Folgen hätte. "Wir sind hier, um sicherzustellen, dass die Regierungen einen klaren Aktionsplan beschließen, um mit dem Klimawandel fertig zu werden", sagte der Greenpeace-Klimaexperte Gavin Edwards.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich mit Blick auf die UN-Klimakonferenz auf Bali zuversichtlich geäußert. Er denke, dass es gelingen werde, den Verhandlungsprozess über ein Nachfolgeabkommen zum Klimaschutz-Protokoll von Kyoto zu beginnen, sagte er in einem Fernsehinterview. Danach erwarte er jedoch zwei Jahre lang schwierige Verhandlungen. Als problematisch wertete der Minister vor allem die Position der USA, die eine Klimaschutzvereinbarung "eigentlich nicht wollen", aber auch Chinas und Indiens, die die Verantwortung bei den Industrieländern sähen. Gabriel betonte, Berlin sei dabei, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Alle Länder seien gezwungen, den gleichen Weg einzuschlagen, den Deutschland bereits gehe, sagte der Umweltminister weiter. Der Bundesumweltminister wird zusammen mit Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in der kommenden Woche an der Konferenz teilnehmen. (ina)

Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer; Foto: AP
Bali als verlorendes Paradies? - Warnungen von Yvo de BoerBild: AP
Aktivisten des World Wildlife Fund (WWF); Foto: AP
Mit eindringlichen Warnungen hat die Weltklimakonferenz begonnenBild: AP
Überschwemmungen in Jakarta im Februar 2007, Foto: AP
Auch Indonesien hat die Folgen des Klimwandels schon zu spüren bekommenBild: AP
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