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Vor 100 Jahren...

26. August 2010

Mutter Teresa hat den Friedensnobelpreis erhalten und wurde selig gesprochen. Sie ist in der ganzen Welt für ihre guten Taten bekannt - doch es gibt auch Menschen, die sie und ihre Arbeitsweise kritisieren.

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Mutter Teresa nimmt den Friedensnobelpreis in Empfang (Foto: picture-alliance/dpa)
1979: Friedensnobelpreis für Mutter TeresaBild: picture-alliance/dpa

Vor 100 Jahren, am 26. August 1910, wurde Mutter Teresa als Agnes Gonxhe Bojaxhiu in Skopje geboren. Ihre Eltern erzogen sie streng katholisch - und mit 17 Jahren verließ Agnes Gonxhe ihre Heimat und trat in Irland dem Orden der Jungfrau von Loreto bei. Kurz darauf, im Dezember 1928 fuhr sie zum ersten Mal nach Indien, wo sie 1997 auch starb. Sie begann in Darjeeling ihr Noviziat im Loreto-Konvent. "Es ist die zarte Liebe Gottes. Er liebt jeden einzelnen von uns, er kennt unsere Namen und er kümmert sich mehr um uns als um die Blumen, die Wiesen und all die Schönheit der Natur", war sie überzeugt.

Schwestern im Gewand der Armen

Mutter Teresa in Großaufnahme (Foto: AP)
Sie widmete ihr Leben Gott - und den ArmenBild: AP

"Gottes Ruf" vernahm Mutter Teresa im September 1946, auf einer langen Zugreise: Ihre Mission sei es, den Ärmsten der Armen zu helfen und ihnen beizustehen. Überzeugt, dass in jedem armen Menschen Jesus lebt, verließ sie 1948 mit der Erlaubnis von Papst Pius XII. den Konvent, um einen neuen Schwesternorden zu gründen. Sie legte den weißen Sari mit den drei blauen Streifen an - das Gewand der Armen in Bengal. Der Orden "Missionaries of Charity", auf Deutsch: "Missionarinnen der Nächstenliebe", wurde zwei Jahre später vom Vatikan anerkannt.

In Kalkutta hatte die noch junge Schwester Teresa die Armen zu Dutzenden sterben sehen. Sie fand eine bewusstlose Frau auf der Straße, die zur Hälfte von Ratten und Ameisen zerfressen war. Das Personal eines nahen Krankenhauses weigerte sich, die Frau zu behandeln. Sie erlag ihren Verletzungen. Schwester Teresa war danach fest entschlossen, niemanden mehr alleine sterben zu lassen.

Eine nicht enden wollende Aufgabe

Kalkutta (Foto: dpa / picture-alliance)
In Kalkutta hat Mutter Teresa ihre Aufgabe gefundenBild: picture alliance /dpa

Sie gründete ein Haus, in dem Freiwillige, Nonnen und Mönche die Sterbenden versorgten. Dieses Haus der Sterbenden, das Mutter Teresa Kalighat oder Nirmal Hriday nannte, lag neben dem Kali-Tempel im Kalighat-Viertel. Kali ist die meist geehrte und gefürchtete Göttin der Hindus. Sie besitzt die Macht, Leben zu geben und zu zerstören. Seit der Gründung des Hauses verbrachten über 40.000 Menschen ihre letzten Tage dort. "Der Tod ist die höchste Entwicklung des menschlichen Lebens, denn wenn ein Mensch in Frieden mit Gott stirbt, dann hat er die höchste Entwicklung erreicht", sagte Mutter Teresa.

Aus westlichen Ländern kamen bald großzügige Spenden für ihre Arbeit mit den Bedürftigen. Doch die Nonne sah sich nie als Sozialarbeiterin. Sie handele nur im Auftrag der Religion, speziell im Sinne von Jesus Christus, beteuerte sie immer wieder: "Die Arbeit ist nicht die Berufung, es ist das Beten."

Der Leichnam von Mutter Teresa (Foto: AP)
Nur sechs Jahre nach ihrem Tod wurde Mutter Teresa selig gesprochenBild: AP

Nach dem Kalighat gründete Mutter Teresa weitere Häuser, um Bedürftigen zu helfen. In Kalkutta, wo Millionen in den Slums leben und über 500.000 Menschen auf der Straße schlafen, war diese Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch Mutter Teresa widmete ihr Leben weiterhin den Ärmsten der Armen. Sie erhielt 1979 den Friedensnobelpreis.

Kritik an der Heiligen

Doch sie und ihre Mission wurden oft kritisiert: Sie soll bei der Verwaltung der Spendengelder nicht sorgfältig buchgeführt haben, lautet ein Vorwurf. Außerdem hat sie sich mit Diktatoren wie dem Haitianer Francois Duvalier getroffen. Kritisiert wurde sie auch, weil sie sich weigerte, Leidenden schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen. Der amerikanische Schriftsteller Christopher Hitchins bezeichnete sie sogar als "Hell's Angel" - als "Engel der Hölle".

Denkmal für Mutter Teresa (Foto: Zulfija Jakupi)
Ihr Andenken wird in Pristina gewahrtBild: DW

Aber Mutter Teresa kümmerte sich wenig um die Meinung der Kritiker. Die Religion war ihr Leben: "Jeder Mensch leidet auf dieser Welt. Gerade dieses Leid sollte in der richtigen Seele genutzt werden, damit es zur Liebe Jesus Christus verwandelt wird. Vor allem heute, wo soviel Sünde herrscht."

Ihre Arbeit wird fortgeführt

Mittlerweile gehören ihrem Orden weltweit über 4000 Nonnen an. Es gibt rund 600 Häuser der "Missionarinnen der Nächstenliebe" in 130 Ländern. Das wäre ganz im Sinne Mutter Teresas gewesen. "Betet für uns, damit wir Gottes Werk nicht verderben. Damit die Arbeit sein Werk bleibt und hilft, uns anderen zu helfen; nicht nur materiell Bedürftigen. Es gibt leider viel Armut der Seele vor allem in westlichen Ländern. Ich bitte alle das Gebet erneut in die Familien zurückzuführen. Betet gemeinsam, dass wir uns gegenseitig so lieben, wie Gott uns liebt; nicht in Worten sondern in Taten."

Autorin: Sonila Sand
Redaktion: Julia Kuckelkorn