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Hochzeitsbrücke auf Rügen

27. April 2010

Heiraten auf einer Brücke. Hinübertreten auf die andere Seite in den Stand der Ehe. Diesen Traum können sich Hochzeitspaare in Sellin auf Deutschlands größter Ostseeinsel Rügen erfüllen, auf einer Seebrücke im Meer.

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Hochzeitsbrücke auf Rügen, Februar 2010 Schlagwörter: Hochzeitsbrücke, Rügen Autor: DW (das Filmmaterial entstammt einem Eigendreh der DW)
Romantisches Tor zum GlückBild: DW TV

Das Rügener Seebad Sellin mit seinen weißgetünchten Säulenfassaden liegt oberhalb der Steilküste. Von dort aus gelangt man über eine lange Treppe auf die historische Seebrücke. Seit 12 Jahren schon hat Angelika Krüger, Leiterin des örtlichen Standesamts, hier einen zweiten Arbeitsplatz. Im „Balticsaal“, direkt unter dem Brückendach, können sich Brautpaare das Ja-Wort geben. Und rund 300 tun es jedes Jahr - Tendenz steigend.

Seebrücke Sellin
Am Ende der Brücke: Der Hafen der EheBild: Patrick Benning

Offizielles Standesamt

„Die Seebrücke ist einzigartig, wie die Ehe“, sagt Angelika Krüger. Und das ist für sie nicht die einzige Parallele: „Wenn man die Brücke bei Sonnenaufgang anschaut, oder beleuchtet in der Nacht! Diese Harmonie fasziniert einfach. Und die Faszination der Ehe ist eben auch die Harmonie.“

95 Prozent der Paare, die Jahr für Jahr auf der Seebrücke heiraten, reisen extra für Ihre Hochzeitsfeier nach Rügen. Der Gastronomiebetrieb „Seebrücke Sellin“ bietet Platz für Hochzeitsgesellschaften von bis zu 100 Personen. Hochzeitsautos aller Größen können bis vor die Restauranttür fahren.

Sellin lebt vom Heiraten

Der „Hochzeitstourismus“ hat sich in Sellin zu einem echten Wirtschaftsfaktor entwickelt: Hotels, Blumenläden, Eventmanager, Discjockeys und Fotografen - sie alle profitieren vom Boom. Andreas Käske, Geschäftsführer des ältesten Fotogeschäfts am Ort , verdient mit Hochzeitsbildbänden mittlerweile fast so viel, wie mit dem klassischen Geschäft. „Ohne die Hochzeitsbrücke“, räumt er ein, „kämen wir kaum über die Runden.“

Seebrücke Sellin
Eine Brücke mit TraditionBild: Andreas Käske

Käske besitzt auch die größte Sammlung von historischen Fotografien der Selliner Seebrücke. Sein Großvater Otto Knospe hatte sie seit den 20er Jahren immer wieder abgelichtet. Die charakteristischen Türme waren damals schon vorhanden und boten einen repräsentativen Empfang für Schiffsreisende. Manche Badegäste schwebten auch mit dem Wasserflugzeug ein. Und schon in den frühen Jahren veranstaltete die vornehme Selliner Gesellschaft vor der Brücke - freilich fingierte - „Strandhochzeiten“.

Von der DDR abgerissen, nach der Wende auferstanden

Im Jahr 1924 musste die Seebrücke erstmals erneuert werden, nachdem das Wintereis die Holzfundamente zerstört hatte. Zu DDR-Zeiten verrottete sie dann mehr und mehr und wurde 1978 komplett abgerissen. 20 Jahre lang gab es in Sellin keine Seebrücke mehr. Erst 1998, neun Jahre nach der Wende, entstand sie im Rahmen des Programms „Aufbau Ost“ neu, als eine von Deutschlands beliebtesten Trauungsstätten für Hochzeitspaare.

Autor: Patrick Benning
Redaktion: Bernd Riegert