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Heiß und staubig

Christoph Scheuermann24. Juli 2003

Welch ein Unterschied zur Situation vor einem Jahr: Während damals weite Teile Europas von Flutkatastrophen geplagt wurden, fehlt im Sommer 2003 genau das, was es damals im Überfluss gab - Wasser.

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Zu ernten gibt es nicht wirklich vielBild: AP Photo/Matthias Rietschel

Vom Mittelmeer über Osteuropa bis nach Skandinavien stöhnen die Menschen über die Backofenhitze. Temperaturen, die zum Teil 15 bis 20 Grad über den sonst ortsüblichen Werten liegen, machen vielen das Leben schwer. Und die Folgen sind mitunter einschneidend. So waren etwa in Italien zeitweise sechs Millionen Haushalte ohne Elektrizität - die unzähligen Klimaanlagen und Ventilatoren ließen das Stromnetz zusammenbrechen.

Wetterexperten sorgen sich indes weniger wegen der Gluthitze. "Die hohen Temperaturen sind gar nicht mal das Problem, sondern viel problematischer ist die große Trockenheit", sagt Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst. Denn allmählich könnte das Wasser knapp werden.

Dürre schadet

Durch die ausbleibenden Niederschläge sinken die Pegelstände vieler Flüsse auf niedrigstes Niveau. Auf Teilen der Elbe und der Donau musste die Schifffahrt bereits völlig eingestellt werden. In vielen Regionen Europas ist seit Wochen kein einziger Tropfen Regen gefallen. Der Boden trocknet aus, Tiere finden nur noch wenig Nahrung. Darüber klagen vor allem die Bauern.

Besonders in Ostdeutschland und Osteuropa seien die Landwirte von der lang anhaltenden Dürreperiode geschädigt. "Betroffen sind insbesondere alle Regionen östlich der Linie zwischen Hamburg und München. Alles was östlich dieser Linie liegt - sowohl in Deutschland als auch in angrezenden Ländern wie Polen, Ungarn, Slowakei und so weiter", erklärt Franz Josef Feitner vom europäischen Landwirtschaftsverband Copa-Cogeca.

Entweder zu viel oder zu wenig

Vor allem bei Getreide und Futtermitteln müssen die Landwirte hohe Ernteausfälle in Kauf nehmen. In einigen Regionen dauert die Hitzeperiode schon seit Mai an. Viele Felder und Äcker sind seitdem schlicht verdurstet. Bis zu 60 Prozent weniger Getreide und Viehfutter konnten die Bauern in diesem Sommer in ihre Scheunen fahren. Neben der Hitze jetzt war dafür aber auch das wechselhafte Wetter im Frühjahr verantwortlich. "Das ganze Jahr ist an und für sich sehr schwierig verlaufen. Wir haben Regionen, wo teilweise zuerst eine große Nässe war - dann kam die Trockenheit", bilanziert Franz Josef Feitner.

Klimawandel oder normaler Ausnahmezustand?

Doch nicht nur in der Landwirtschaft stört die Hitze das ökologische Gleichgewicht. Auch in den Bergen ist es viel zu heiß. In den Alpen beginnen sogar die Gletscher zu schmelzen. Felswände, die das Eis zusammengehalten hat, werden brüchig. Abstürzende Gletscherwände lösten in der Schweiz bereits eine Flutwelle in Gebirgsflüssen aus. Dennoch sehen Experten in den aktuellen Rekordtemperaturen noch keine Anzeichen für einen langfristigen Klimawandel. "Das ist eine Sache, die so alle 15, 20 Jahre immer mal wieder passiert. Und es spricht vieles dafür, dass wir mal wieder einen so genannten Jahrhundertsommer bekommen", sagt Wetterfachmann Helmut Malewski.

Und der Sommer wird Europa auch so schnell nicht verlassen. Denn bisher erwarten die Meteorologen kein Ende der Hitzewelle. Über die derzeitige leichte Abkühlung in Deutschland und Spanien können sich die hitzegeplagten Menschen nur kurz freuen. Bald sollen die Temperaturen auch dort wieder auf über 30 Grad klettern. Größere Niederschläge sind nicht in Sicht, die Bauern müssen weiterhin auf Regen hoffen. Europa schwitzt weiter.