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Herr und Hund – Schicksalsgemeinschaft unter Beobachtung

7. Mai 2010

Genetisch gleicht ein Hund dem anderen. Krankhafte Veränderungen lassen sich an unseren Lieblings-Haustieren sehr viel besser erkennen als am Menschen. Für Forscher auf der Suche nach Gen-Defekten eine große Chance.

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Forscher mit einer Gen-Probe (Foto: AP/BAYER)
Bild: AP/Bayer

Erbkrankheiten gibt es sowohl beim Mensch, als auch beim Hund. Nur lassen sie sich bei Hunden wesentlich besser erkennen. Der Grund: Hunde werden erst seit gut 200 Jahren gezüchtet. Wenige Tiere wurden immer wieder miteinander gekreuzt, um bestimmte Eigenschaften herauszubilden. Die Unterschiede im Erbgut von Hund zu Hund sind enstprechen gering. Ihr genetischer Bauplan ist zudem wesentlich einfacher als der des Menschen. Ein Glücksfall für die Wissenschaft. Denn so lassen sich auch genetische Fehler leichter finden.

Gen-Defekten auf der Spur

Wissenschaftler untersuchen das Hunde-Genom mit dem Ziel, die genetischen Ursachen von Krankheiten zu identifizieren. Bei der Glasknochenkrankheit ist das bereits gelungen. Mit den Ergebnissen versuchen Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität in München herauszufinden, ob es identische Veränderungen im menschlichen Erbgut gibt. "Wenn wir die Ursachen für bestimmte Krankheiten beim Hund kennen, könnten wir auf mögliche Ursachen beim Menschen schließen", hofft Gerhard Wess.

Von einem Boxer wird eine DNA-Probe entnommen (Foto: picture-alliance/dpa)
Von einem Boxer wird eine DNA-Probe entnommenBild: picture-alliance/dpa

Lebensgemeinschaft mit Folgen

Viele Hunde leben sehr eng mit dem Menschen zusammen. Ihre Lebensbedingungen sind fast identisch. Sie atmen dieselben Schadstoffe ein, bewegen sich ähnlich oft oder selten wie Herrchen oder Frauchen und auch die Ernährung gleicht überraschend der des Menschen. So haben auch viele Hunde die typischen Zivilisationskrankheiten wie Asthma, Bluthochdruck und leiden unter Übergewicht.

Die Wissenschaftler können demnach beim Hund untersuchen, welche Rolle Genetik und Umwelteinflüsse spielen und eventuell auch Rückschlüsse auf Erkrankungen beim Menschen ziehen.

Vielversprechender Ausblick

Der Tierkardiologe Gerhard Wess hofft, dass er und seine Kollegen ganz neue Defekte beim Hund finden, die beim Menschen bisher noch nicht bekannt sind. "Wenn wir dieses Ziel erreichen, könnten wir neue Medikamente und neue Vorsorgemaßnahmen entwickeln."

Die Forscher um Gerhard Wess sind Teil einer großangelegten systematischen Untersuchung, an der Wissenschaftler aus 18 europäischen Ländern beteiligt sind. An die 10.000 DNA-Proben von gesunden und kranken Hunden werden gesammelt und untersucht.

Neben dieser Genanalyse geht es aber auch um die Entwicklung und Tests neu entwickelter Medikamenten. Davon könnten Hund und auch der Mensch profitieren.

Autorin: Maria Lesser
Redaktion: Judith Hartl

Infos:

Ludwig-Maximilians-Universität München

http://www.tierkardiologie.lmu.de/pta/index.html (dt.)

Den Videobeitrag sehen Sie in der aktuellen Ausgabe von Projekt Zukunft, dem Wissenschaftmagazin auf DW-TV.

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