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Hertie ist pleite

31. Juli 2008

Die Warenhauskette Hertie ist zahlungsunfähig. Das Management will den Geschäftsbetrieb fortsetzen. Der Haupteigentümer Dawnay Day habe sich nicht um eine Lösung der Krise bemüht, kritisiert die Gewerkschaft Verdi.

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Männer mit Hertie-Schild (Quelle: AP)
2007: Aus "Karstadt kompakt" wurde "Hertie"Bild: AP

Die Essener Warenhauskette Hertie ist zahlungsunfähig und hat am Donnerstag (31.07.2008) beim Amtgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. 4100 Mitarbeiter müssen jetzt um ihre Zukunft fürchten. Hertie hat bundesweit 72 Warenhäuser. Vor der Insolvenz habe es Gespräche gegeben, um das Unternehmen noch zu retten, sagte ein Konzernsprecher in Essen. Alle Versuche, Hertie finanziell umzubauen beziehungsweise eine Zwischenfinanzierung des Unternehmens zu organisieren, seien aber gescheitert. Hertie verwies darauf, dass die Lage beim britischen Haupteigentümer Dawnay Day "ebenfalls angespannt" sei.

Umstrukturierung während der Insolvenz

Das Management will sich aber nicht geschlagen geben. Ziel sei es, "den Geschäftsbetrieb im Interesse der Mitarbeiter, der Kunden und der Gläubiger ohne Unterbrechung fortzuführen". Dazu soll Hertie während des gerichtlichen Insolvenzverfahrens umstrukturiert werden. Einzelne Standorte würden auf ihre Rentabilität geprüft, teilte Hertie mit. Außerdem solle unverzüglich die Finanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter geklärt werden.

Hertie-Kaufhaus (Quelle: dpa)
Um Hertie wieder erfolgreich zu machen, soll das Sortiment verändert werdenBild: picture-alliance/ dpa

Auch das Sortiment soll verändert werden. Künftig sollen mehr "attraktive Fashion- und Lifestyle-Produkte" angeboten werden und das Konzept des "Nachbarschaftskaufhauses" neu belebt werden. Wichtige Lieferanten hätten ihre Unterstützung zugesagt, sagte Geschäftsführer Erik van Heuven. Gemeinsam mit der Belegschaft, den Geschäftspartnern und dem Land Nordrhein-Westfalen gebe es "eine realistische Chance für den größtmöglichen Erhalt der vielen Arbeitsplätze", teilte Hertie mit.

Hoffen auf Land und Gewerkschaft

Auch die Landesregierung kümmert sich inzwischen um Hertie. Das Wirtschaftsministerium sei seit Tagen im Gespräch mit Hertie, sagte ein Sprecher. Es werde den Konsolidierungsprozess konstruktiv begleiten. Nähere Angaben über mögliche Beihilfen machte er aber nicht.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi machte unterdessen dem britischen Eigentümer Dawnay Day schwere Vorwürfe wegen der Insolvenz. "Die Vertreter von Dawnay Day sind in den Aufsichtsratssitzungen zwar dabei, aber sie haben sich nicht aktiv um eine Lösung der Probleme bei Hertie bemüht", sagte der Verdi-Unternehmensbetreuer und Hertie-Aufsichtsrat Johann Rösch der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

Eigentümer mit Problemen

Medienberichten zufolge hatte die Kaufhauskette in den vergangenen beiden Jahren jeweils 30 Millionen Euro Verlust geschrieben. Die Investoren um Dawnay Day hatten die Verluste bisher ausgeglichen. Anfang Juli bekam Dawnay Day als Folge der Finanzmarktkrise aber selbst Probleme. Das Traditionsunternehmen Hertie war 1994 von Karstadt – heute Arcandor – übernommen worden. 2005 wurde die damalige KarstadtQuelle-Tochter Karstadt Kompakt an die britischen Investoren Dawnay Day und Hilco verkauft. Die zwischenzeitlich in Karstadt umbenannten Kaufhäuser wurden 2007 wieder in Hertie umgetauft. (det)