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Herzblatt-Killer

Leona Frommelt24. April 2003

George Clooney sieht gut aus. Als Schauspieler ist er in Hollywood gefragter denn je. Doch damit nicht genug. Wie schon andere Kollegen vor ihm, hat er sich nun auch als Regisseur versucht.

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Mehr als Mainstream-KinoBild: AP

Eigentlich wollte Clooney gar nicht hinter der Kamera stehen. Jahrelang hatte er versucht, einen Regisseur für "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind" an Land zu ziehen. Vergeblich. Niemand hatte Interesse daran, den Stoff zu verfilmen. Clooney blieb keine andere Wahl - er musste selbst ran.

Unglaubliche Biografie

Herausgekommen ist ein intelligenter Spionagethriller, der zugleich als TV-Satire fesselt. Erzählt wird die "wahre" Geschichte vom Doppelleben des Chuck Barris. Der erfand in den 1960er und 1970er-Jahren amerikanische Fernseh-Klassiker wie "The Gong Show" und das "Herzblatt"-Vorbild "The Dating Game". 1982 veröffentlichte Barris seine Lebensgeschichte, in der er behauptete, er habe in einer Art Schattenexistenz als Geheimagent der CIA 33 Menschen getötet. Was daran wahr ist, konnte bis heute nicht bewiesen werden, noch ließen sich etwaige Lügen aufdecken. Auch der Film lässt offen, ob Barris tatsächlich ein Mörder ist. Der Spannung tut dies keinen Abbruch.

Clooneys Regiedebüt ist respektabel. Das liegt nicht zuletzt daran, das er klug genug war, sich bei den Besten der Filmbranche Unterstützung zu holen: Das Drehbuch stammt aus der Feder von Charlie Kaufmann, der mit "Being John Malkovich" sein Talent für schräge Stoffe bewiesen hat. Steven Soderbergh, mit dem Clooney unter anderem bei "Ocean’s Eleven" zusammengearbeitet hat und mit dem er 2000 die Produktionsfirma "Section Eight" gründete, agierte als Produzent. Auch die Besetzung ist erstklassig: Mit dabei sind Sam Rockwell, Drew Barrymore, Julia Roberts, Brat Pitt und Clooney selbst.

Attraktiver Frauenheld

Die schauspielerische Karriere des heute 42-jährigen George Clooney begann als Dr. Ross mit exaktem Scheitel und grauen Schläfen in der Krankenhaus-Serie "Emergency Room". Seinen ersten Kinohit landete er als entflohener Gangster in "Out of Sight". Von da an konnte sich der coole Frauenliebling, der sich gerne in Armani-Anzügen präsentiert, kaum noch vor Angeboten retten.

Alles unter Kontrolle

Clooney ist nicht der erste regieführende Hollywoodstar. Die Versuchung für Schauspieler ist groß, Glamour gegen Macht zu tauschen. Robert Redford drehte schon mehrfach erfolgreiche Filme : Von "Quizshow" über "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" bis hin zum "Pferdeflüsterer". Kevin Costner bekam für seinen Regieerstling "Der mit dem Wolf tanzt" einen Oscar. Mel Gibsons "Braveheart" wurde gleich mit mehreren Oscars ausgezeichnet. Woody Allen, Clint Eastwood und Tim Roth sind als Regisseure mindestens so angesehen wie als Schauspieler.

Robert Redford und Barbara Streisand bei der Oscarverleihung in Los Angeles
Robert Redford und Barbra StreisandBild: AP
Jodie Foster
Jodie FosterBild: AP

Auch die weiblichen Filmstars schlagen sich nicht schlecht als Regisseurinnen. Ganz vorne mit dabei: Barbra Streisand, die 1983 mit "Yentl" einen hervorragenden Film ablieferte, und Jodie Foster, die "Das Wunderkind Tate" drehte.

In Deutschland versuchte unter anderem Til Schweiger sein Glück als Filmemacher. "Der Eisbär" war zwar kein Flop, dennoch wollte ihn das Publikum lieber vor als hinter der Kamera sehen. Anders bei Erfolgsregisseur Sönke Wortmann ("Allein unter Frauen", "Kleine Haie"). Er möchte an seine Rolle in der Fernsehserie "Eine glückliche Familie" heute nicht mal mehr erinnert werden. Detlev Buck hingegen nutzt beide Talente und spielt in seinen Filmen öfters mit – wenn auch in Nebenrollen. Zum Beispiel in "Wir können auch anders", "Männerpension" und als Volkspolizist in "Sonnenallee".

Detlev Buck
Darsteller BuckBild: AP

Auch die Kehrseite kann sich sehen lassen

Billy Wilder, der als Drehbuchschreiber begann, behauptete, er sei Regisseur geworden, weil er es nicht länger ertragen konnte, wie andere Regisseure mit seinen Büchern umgingen. Clooney sieht das ähnlich: Warum sollen andere die Lorbeeren einsammeln oder im schlechten Fall das Ergebnis versauen. Ihm geht es nicht um die Zahlen des ersten Wochenendes, sondern um eine Karriere. Er will ein paar Filme machen, auf die man wirklich stolz sein kann.

Der Schutzheilige aller filmemachender Schauspieler ist Orson Welles. Sein Regie-Debüt, "Citizen Kane", gilt heute als bester Film aller Zeiten. Gedreht wurde er vor beinahe 63 Jahren – von einem Schauspieler.