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High-Tech statt Schmuck

Nadim Abdul-Karim11. August 2004

An "intelligenter Kleidung" wird weltweit geforscht. Zahlreiche Firmen haben Prototypen entwickelt, die ihrem Träger durch automatische Funktionen das Alltagsleben erleichtern sollen.

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Jacke mit integriertem MP3-Player und TelefonfunktionBild: dpa

Die High-Tech-Mode hat schon so einige Prototypen hervorgebracht, so zum Beispiel die Herrenjacke "mp3blue", eine Produktentwicklung aus dem Hause Rosner in Zusammenarbeit mit Infineon Technologies AG. Mit dieser Jacke ist es dem Träger per "Bluetooth" möglich, mobil zu telefonieren und ein MP3-Player ist natürlich auch eingebaut.

Multimedia-Kleidung

Intelligente Kleidung von Infineon
Intelligente Kleidung von InfineonBild: infineon

Elektrisch leitfähige Stoffbahnen, die nicht zu spüren sind, ermöglichen die Verbindung des Elektronikmoduls zum im Kragen integrierten Mikrophon und Kopfhörer. Das Modul enthält einen MP3-Player mit 128 MB Speicher, ein Bluetooth-Gateway, über das unter anderem ein Mobiltelefon angesteuert werden kann, sowie einen Akku, der die Elektronik bis zu acht Stunden mit Strom versorgt. Mit einer am Modul angebrachten Stofftastatur am linken Ärmel werden die einzelnen Funktionen bedient. Zum waschen der Jacke muss das Elektronikmodul nur aus seiner Halterung genommen werden.

Nach einem ähnlichen Prinzip entstand eine Kollektion aus "Silvertec"-Kleidern, die für Mobilfunkstrahlen undurchlässig sein sollen. Ein Silberfaden wird eng mit einem Textilfaden verarbeitet und so entsteht der Effekt des faradayschen Käfigs. So wie ein Autofahrer bei einem Gewitter vor Einschlägen durch Blitze geschützt ist, so ist der Träger von Silvertec vor Mobilfunkstrahlen geschützt. Die Ausgangsidee der Hersteller war es, einen Schutz für Menschen mit Herzschrittmachern zu entwickeln. Mobilfunkstrahlen können einen Herzschrittmacher in seiner Funktion beeinträchtigen.

Kein waschen, kein bügeln

Heiße Disco-Nächte müssen in Zukunft niemanden mehr zum Schwitzen bringen, denn eine Bluse, deren Ärmel bei steigender Temperatur wie von selbst kürzer werden, könnte schon bald auf den Markt kommen. Das Besondere an der aus Nylon bestehenden Bluse ist eine Legierung namens Nitinol. Dies ist ein haarfeines Material, das verformt und durch Erwärmung in seine ursprüngliche Form zurückgebracht werden kann. "Diese Bluse kann also programmiert werden, dass ihre Ärmel bei steigender Temperatur kürzer werden", erklärt der Ingenieur Stefano Carosio. "Das heißt übrigens auch, dass das Hemd mit einem Fön gebügelt werden kann."

Kleidung, die nach einem Kneipenbesuch nach Rauch riecht, könnte bald der Vergangenheit angehören. Dafür sorgen Stoffe, die unangenehme Düfte verschwinden lassen können. Das Geheimnis des Wohlgeruchs ist eine Substanz namens Cyclodextrin. Die sich in diesem Stoff befindenden Stärkemoleküle haben Hohlräume und können somit Gerüche in sich aufnehmen. Am Textilforschungszentrum Nord-West in Krefeld arbeiten Forscher an Socken, die den Schweißgeruch in besagte Moleküle einschließen und nach außen hin duften. Um die Moleküle dauerhaft in dem Stoff zu halten, muss dieser bei 160 Grad Celsius getrocknet werden. Das ganze dauert nur wenige Minuten, hält jedoch Jahre.

Lebensrettende Kleidung

LifeShirt vivometrics Elektronisches Hemd zur medizinischen Überwachung
Elektronisches Hemd zur medizinischen ÜberwachungBild: presse

Intelligente Kleidung sorgt nicht nur für Spiel und Spaß, sondern kann in bestimmten Fällen auch Leben retten. Es gibt Skijacken, in denen ein Thermometer integriert ist, die bei einem Unfall einen Notdienst alarmieren, sobald die Körpertemperatur des Trägers unter eine bestimmt Grenze fällt. Über GPS kann die Jacke dann geortet und der Träger geborgen werden. Auch die Medizin bedient sich der Nützlichkeit intelligenter Klamotten. So gibt es beispielsweise ein Shirt, dass permanent wichtige Körperfunktionen eines Patienten überwacht. Auf diese Weise können Blutdruck, Atmung oder Blutzucker ständig kontrolliert werden.