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Hilfe, die Zikaden kommen!

Ulrike Dobelstein17. Mai 2004

In der amerikanischen Hauptstadt Washington hat sie schon begonnen: die gefürchtete Zikaden-Invasion. Die gesamte Ostküste Amerikas bereitet sich auf eine Insekten-Plage vor.

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Sie kommen und nicht nur einige von ihnen. Keine Hundert oder Tausend. Nein, Milliarden. In Washington und in vielen Ostküstenstaaten erwarten die Menschen mit Bangen eine Invasion mit biblischem Ausmaß, die nur alle 17 Jahre auftritt. Genau dann kriechen nämlich die Larven der Zikaden aus dem Boden.

Erste Vorboten

Hunderttausende Löcher im Boden von Gärten, Wiesen und Parks weisen daraufhin, dass die Zikaden auf dem Vormarsch sind. An der Erdoberfläche angekommen, nehmen sie nach kurzer Zeit Büsche und Bäume ein. Die Männchen haben bereits damit begonnen, mit lautstarkem Gesang nach Weibchen zu suchen. Bis zu 400 Meter kann ein liebestolles Exemplar zu hören sein. Eine Geräuschkulisse wie in einem Hitchcock-Film.

Von etwa Mitte Mai bis Mitte Juni sind die vier bis fünf Zentimeter großen Insekten mit den blauschwarzen Körpern, den Glasflügeln und den roten Augen einfach überall - in den Bäumen, auf der Erde, an den Autos, sie umschwirren die Beine und setzen sich in die Haare. Die Insekten sind ungefährlich und stechen nicht.

Tennisschläger als Abwehrwaffe

Viele Buerger, der betroffenen Gegenden, die den Einfall der Zikaden 1987 miterlebt haben, schütteln sich noch heute und ekeln sich bereits bei den ersten Anzeichen der Invasion. Damals wurden zahlreiche Veranstaltungen im Freien abgebrochen oder gleich abgesagt, da die herumschwirrenden Tiere einfach nicht mehr zu ertragen waren.

Tennisschläger wurden zu einer beliebten Waffe, um sich die Insekten vom Leibe zu halten. Die Zikaden - vor allem die Männchen haben nämlich ein Problem: Um ihre Flugkünste ist es nicht gut bestellt und Kollisionen sind damit programmiert. Schon jetzt werden eigens dafür hergestellte Zikadenabwehrschläger für 3,99 Dollar angeboten.

Leckerbissen nicht nur für Vögel

Das periodische Auftreten der Zikaden von 17 Jahren fasziniert Insektenforscher immer wieder. Als wenn die Insekten eine innere Uhr besitzen würden, kommen die Larven genau nach diesem Intervall an die Luft. Die Haut, die sie im Untergrund geschützt hat, fällt ab. Dann vermehrt sich die Population explosionsartig, ehe sie wieder buchstäblich vom Erdboden verschluckt wird.

Natürliche Feinde der Zikaden sind vor allem Vögel, Hornissen, Hunde und Katzen, die sich über die zusätzliche fette Nahrung besonders freuen. Doch die Räuber haben Konkurrenz bekommen. Der Mensch hat die Zikade als Leckerbissen entdeckt. Gourmetköche schlagen vor, die knackigen Tiere zu rösten und dann in Schokolade getunkt zu genießen. Eine proteinreiche und billige Alternative angesichts gestiegener Fleischpreise.